Politiker werden gern beschimpft und sehen sich gern als Prügelknaben der Nation. Wieso eigentlich nicht als Prügelmädchen? Pflegekräfte, Krankenschwestern oder auch Grundschullehrer genau wie die sprichwörtlich gewordenen ALDI-Verkäuferinnen werden dagegen bedauert.
Und dann sind da noch die beneideten Ärzte und Juristen, von denen man annimmt, dass sie im Geld schwimmen. Geistliche werden ob ihres Jobs auch nicht mehr angebetet. Selbst Unternehmer werden nicht immer beneidet. Das gilt dann schon eher für Influenza und andere mit vielen Followern. Es scheint sogar Jobs zu geben, die so toll sein müsen, dass man dafür Quoten einführt.
Das hat alles nichts mit dem C-Virus und seinen Folgen zu tun, das war schon seit Jahren, wenn nicht seit Jahrzehnten so. Die einen werden beneidet, die anderen werden bejammert und irgendwie jammern alle. Dabei ist es ja wohl so, dass nur die allerwenigsten zu ihrem Job gezwungen werden. Niemand musste Politiker oder Pflegkraft werden, niemand musste Medizin studieren oder eine Friseurausbildung machen. Für alle galt: Augen auf bei der Berufswahl.
Galt? Nein! Niemand ist gezwungen, den einmal erlernten Beruf auch auszuüben, möglicherweise bis zur Rente. Man hat immer die Chance, sich neu zu orientieren. Irgendwann sind die Kinder groß, irgendwann hat man begriffen, dass das bisherige Berufsleben nicht nur keinen Spaß sondern womöglich auch krank macht. Millionen Menschen – und nicht nur die im Osten – haben einen Beruf gelernt, mit dem sie irgendwann nichts mehr anfangen konnten, Millionen mussten aus anderen Gründen den Job wechseln. Spätestens dann hat man die große Chance, sich anders, wenn nicht völlig neu beruflich zu orientieren.
Ich habe das in meinem Leben immer wieder gemacht, ich hatte nie einen Job, den ich nicht gern ausgeübt habe, ich bin nie mit Magengrummeln zur Arbeit gegangen. Und doch, ich habe es versäumt zu studieren. Mal ließ man mich nicht, mal verlies mich der Mut. Doch wer weiß, wozu das gut war. Gut war, dass ich immer wieder neues probierte. Das führte mich – wenn auch einem nicht geraden Weg – zu dem, was ich heute mache und wohl auch noch lange mache.
Ich finde, wir sollten niemanden um seinen Job bedauern, niemanden seinen Job neiden. Das hilft niemand und jeder hat sich seinen Job ausgesucht. Viel, viel wichtiger ist zu überlegen, ob man selber einen Job hat, der zu einem passt, der auch Spaß und eben nicht krank macht. Stellt man fest, dass man genau so einen Job hat, dass man den gern macht, ist alles in Ordnung. Stellt man das nicht fest, sollte man überlegen, was man dann machen will und wie man zu diesem Job kommt. Manches bleibt ein Wunschtraum, anderes verlangt einige an Aufwand, auch Mut ist manchmal gefragt. Doch wie heißt das so schön: Wer nicht wagt, der nicht gewinnt.
Ich wage mich jetzt an das Frühstück für die Beste Frau der Welt und mich. Das ist ein toller Teilzeitjob.
Ihnen wünsche ich ein genussvolles Frühstück.
Gratulation allen, die heute Namenstag haben: Gerlinde, Ottokar, Edigna, Denis, Mechthild
Foto: Pixabay
Morgengruß von Helmut Harff: Augen auf
… bei der Berufswahl
Veröffentlicht am: 26.02.2021
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