Sie haben sich ganz sicher genau wie ich auch sehr darüber gewundert, dass es Politiker gibt, die Provisionen für eingefädelte Geschäfte kassieren. Sie waren genau wie ich erstaunt darüber, dass Politiker bestechlich sind. Sie haben doch genau wie ich auch gedacht, dass unsere Politiker unfehlbar sind.
Nein? Selbstverständlich haben Sie das genauso wenig gedacht wie ich, wir sind ja nicht vom Mond oder glauben an den Osterhasen. Warum sollten wir das auch glauben, warum sollten wir glauben, dass Politiker bessere Menschen sind? Aber, wir sollten glauben, dass Politiker in der Lage sind, sich selber aus dem Sumpf von Gier und anderen menschlichen Unzulänglichkeiten zu ziehen. Komisch, das trauen sich wirklich nur Politiker selber zu. Alle anderen überziehen sie mit Regeln, ob Kardinäle, ob Sportler, ob Wirtschaftsbosse oder den einfachen Steuerbürger.
Doch sind es nur die Politiker, die immer wieder fehlbar sind? Nein, ich bin mir sicher, dass für viel mehr Menschen meine Überschrift „Wessen Brot ich eß, dessen Lied ich sing“ gilt. Dazu gehören auch oder gerade meine Journalistenkollegen. Ja, die, die auf jeden Politiker verbal einprügeln, die gern die Hand aufhalten, die sich häufiger mit Lobbyisten als mit der eigenen Familie treffen, sind nicht besser. Und man selber? Kommt man nur entfernt auf die Idee, seine Kontakte, seine Einladungen, seine Zuwendungen offen zu legen? Ich finde, wer da im Glashaus sitzt, sollte nicht mit Steinen werfen.
Ja, da gab es doch mal was? Da sollten Reisejournalisten sagen, von wem sie eingeladen wurden, um die eine oder andere Destination vorzustellen. Ob das immer passiert? Doch wer schreibt, woher das Testauto stammt, zu welchen Testfahrten man von wem eingeladen wird?
Und noch etwas beschäftigt mich: Bei Politikern weiß ich zumindest, welcher Partei der jeweils angehört – auch wenn das nicht viel sagt. Bei anderen in der Öffentlichkeit stehenden Menschen weiß ich das nicht. Was so gut wie nie gesagt wird, ist, in welchen Vereinen, Vereinigungen, Religionsgemeinschaften und ähnlichen Organisationen der jeweilige Mensch ist. Man muss sich als Politiker, aber auch als Journalist mit keinem katholischen Lobbyisten treffen, wenn man selber Mitglied des ZK der Katholiken ist. Und wenn sich so ein Mensch dann mit anderen Kollegen, mit anderen Politikern trifft, so ist das kein Treffen mit einem Lobbyisten. Wobei das Beispiel mit der Kirche ohnehin falsch ist, denn Kirchen genau wie Arbeitgeber- und Arbeitnehmervereinigungen müssen sich ja nicht einmal ins Lobbyregister eintragen. So ist das, wenn sich Politiker selber Regeln geben.
Und bei mir? Ich bin nicht unbestechlich, ich bin auch nicht unabhängig. Aktuell bin ich sehr abhängig – von dem was die Beste Frau der Welt auf unseren Sonntags-Frühstückstisch stellt.
Ich wünsche Ihnen ein genussvolles Sonntagsfrühstück.
Gratulation allen, die heute Namenstag haben: Guntram, Ingbert, Willy
Foto: Pixabay
Morgengruß von Helmut Harff: Wessen Brot ich eß
… dessen Lied ich sing
Veröffentlicht am: 28.03.2021
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