Südeuropa brennt ab, unser Westen schwimmt weg, in Russland fackeln die Moore ab, die Unmengen von Methan gebunden hatten, Brasilien holzt ab, der Meeresspiegel steigt – das „Intergovernmental Panel on Climate Change (IPCC), der Sachverständigenrat der Vereinten Nationen für Fragen zum Klimawandel hätte kein bedrohlicheres Szenario für seinen sechsten Bericht finden können.
Wer ihn liest, weiß, wieviel Zeit zum Handeln bleibt – wenig Zeit, sagt der IPCC, denn einen Wendepunkt sieht es schon in neun Jahren erreicht.
Leugnen ist zwecklos, aber auch unsinnig. Es bringt uns nicht weiter, über die Ursachen zu streiten. Das Klima wandelt sich und uns bleibt zunächst nur die Aufgabe, unsere Schutzmaßnahmen so zu gestalten, dass sie Katastrophen durch Starkwetter-Kapriolen abmildern oder verhindern.
Die zweite, die über unser Leben entscheidende Hoffnung, besteht in der gar nicht so festen Überzeugung der IPCC, wir könnten durch unser Verhalten verhindern, dass die Erde ein lebensfeindlicher Planet werde. Jetzt klammern wir uns an dieses 1,5-Grad-Ziel in der vielleicht vorschnellen Gewissheit, so die Klimakatastrophe zu verhindern.
In unseren technologisch hochentwickelten und reichen Gesellschaften beherrscht das Thema längst die Arbeit und das tägliche Leben. Wir haben Einiges erreicht, sind mit uns selbst aber zutiefst unzufrieden. Das Klima spaltet unsere Gesellschaft nicht nur am Freitag. Bis auf eine Partei haben alle anderen den Klimaschutz ganz vorn in ihren Wahlprogrammen eingeordnet. Doch sie bleiben merkwürdig unkonkret und kommen mit symbolischen Vorschlägen wie Tempobeschränkungen, neue Ministerien und Energiepreisen – alles ausdrücklich getragen von der Überzeugung, Deutschland und Europa müssten die Zeichen setzen, die die Welt retten. Timbuktu, Nowosibirsk, Port Stanley und Windhuk warten schon neugierig.
Der IPCC-Bericht bietet ausreichend Argumente, den aktuellen Aktionismus einmal zu vergessen und innezuhalten. Wenn die Zeit so knapp ist, sind jetzt vielleicht Taten gefordert, die viel erreichen, weil sie große Emissionsquellen stopfen.
Deutschland ist mit zwei Prozent am weltweiten Ausstoß von Kohlendioxid beteiligt, unser Verkehr zu Lande zu Wasser und in der Luft demnach zu 0,4 Prozent. Was immer wir mit dem Verkehr hier anstellen, wird also nie und nimmer einen Einfluss auf das Klima nehmen können. Dennoch fordert der Staat gerade von den Privatleuten, viel Geld für die Elektromobilität in die Hand zu nehmen. Dabei ist längst klar, es bringt kaum etwas fürs Klima, kostet aber Ressourcen, die anderswo Großes ausrichten könnten.
Jeder Ökonom weiß, wie richtig der IPCC mit seiner Forderung liegt, die Mittel jetzt dort einzusetzen, wo sie den größten Effekt erzielen. Unser Geld und unsere Technologien helfen uns anderswo und bei ganz anderen Themen mehr als innerhalb der deutschen Grenzen – jedenfalls, wenn es um das Klima geht. Das Klima ist nun einmal ein globales Problem und lässt sich auch mit vielen Tausend zusätzlichen Ladestationen oder weiteren Zuschüssen für Elektroautos nicht beeindrucken.
In all dem Katastrophen- und Wahlkampfstress unserer Politiker wird der IPCC mit seinem Rat wohl kaum Gehör finden. Dies wäre die Zeit zum Umdenken oder sogar eine letzte Chance. Vielleicht finden sie die Zeit, einmal hineinzusehen: https://www.ipcc.ch/about/.
Foto: Auto-Medienportal.Net
Pflichtlektüre: „Intergovernmental Panel on Climate Change"
Kommentar von Peter Schwerdtmann, Auto-Medienportal.Net
Veröffentlicht am: 12.08.2021
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