Ja, wie war das vor 60 Jahren? Ich freute mich auf meine Einschulung und hatte schon eine Schultüte – selbstverständlich aus dem Westen. Doch dann Aufregung. Ich hörte, dass da jemand eine Mauer baut. Na und, das passierte auch damals täglich, schließlich gab es noch viele Kriegsschäden zu beseitigen.
Doch was passierte? Man mauerte die Westberliner ein und ich konnte meine geliebten Schokoladenplätzchen nicht mehr kaufen. Zu meiner Oma musste ich jetzt einen riesigen Umweg machen. Ansonsten schienen alle irgendwie Angst zu haben. Doch es passierte eigentlich nicht viel. Keine Panzer rollten, der Westen kannte das ja schon, man denke nur an die Luftbrücke.
Heute frage ich mich, wie das damals in der DDR war. Wie war das möglich, rund um Westberlin eine Mauer zu bauen, die Westberliner – die sich ja selber gern Insulaner nannten – einzumauern und uns den Zugang in die Westzonen zuzumauern? Wie konnte ein Land, in dem schon damals alles knapp und sehr vieles zugeteilt wurde, das von vielen seiner Menschen nicht geliebt wurde, so eine Mauer bauen? Wie war es möglich, unzählige Steine zu fertigen und einzulagern? Wie war es möglich, Kilometer Stacheldraht und das Befestigungsmaterial, Mengen von Mörtel und Beton und was man noch so für einen Mauerbau braucht, herzustellen? Wie war es möglich, unzählige Leitern und Gerüste zu beschaffen? Wie es möglich, dass all das Zeug nicht geklaut wurde? Wie war es möglich, hunderte Lastkraftwagen bereitzustellen, aufzutanken, zu beladen und an die richtigen Stellen zu beordern? Wie war es möglich, hundert, wenn nicht tausende Männer dazu zu bewegen, diese Mauer zu bauen, ohne das die alle stiften gehen? Wie war es möglich, all die Maurer, Schlosser und Kraftfahrer nicht nur an diesem Sonntag zu versorgen?
Wie war das alles möglich, ohne dass das im damals gültigen Fünf-Jahrplan eingeplant war? Das soll die eigentlich bettelarme DDR so innerhalb von wenigen Wochen, vielleicht einigen Monaten mal so aus dem Ärmel geschüttelt haben? Das soll Erich Honecker, der das Ganze ja organisiert haben soll, mal so gewuppt haben? Mit Verlaub, wer das sagt, wer das behauptet, wer das glaubt, der glaubt auch an den Osterhasen und den Klapperstorch.
Nein, mir kann niemand einreden, dass das Ganze nicht von langer Hand geplant und vorbereitet war. Was mich nur wundert ist, dass all die westlichen Geheimdienste davon nichts mitbekommen haben. Oder doch, aber es war ihnen schlicht egal, was die Deutsche Demokratische Republik da treibt, so lange wie ihr Spielplatz Westberlin nicht angetastet wird. Das sind viele Fragezeichen, das sind Fragezeichen, die endlich mal die Historiker beseitigen sollten. Noch ein Fragezeichen? Die DDR baute in wenigen Tagen die Mauer um Westberlin, wieso dauerte nach dem „Mauerfall“ deren Abriss eigentlich so lange?
Kein Fragezeichen steht jetzt vor meinem Frühstück mit der Besten Frau der Welt.
Ich wünsche Ihnen ein genussvolles Frühstück.
Gratulation allen, die heute Namenstag haben: Hippolyt, Marko, Cassian
Foto: Pixabay
Morgengruß von Helmut Harff: Vor 60 Jahren
Wie war das noch …
Veröffentlicht am: 13.08.2021
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