Vorgestern erreichte mich eine Whats-App, in der mich eine Bekannte informierte, dass bei einer ihrer Freundinnen in unserem 900-Seelendorf eine Ukrainerin mit ihren Kindern Zuflucht gefunden hat. Und sie bat um Hilfe. Solche Nachrichten erhalten leider in diesen Tagen und Wochen sicherlich sehr viele Menschen und viele wollen helfen und tun das auch.
Doch wie helfen? Wir hatten ja schon unser Scherflein bei der Spendensammlung für die Ukraine beigetragen. Doch was tut man jetzt? Ich tat, was ich immer tue – ich griff zum Handy und rief die mitgelieferte Nummer an. Das war eine gute Idee, denn die Kinder waren eben keine kleinen Kinder mehr. Die Kleine ist 13 und die Große eine 23-jährige junge Architektin. Die Mutter der beiden eine Ingenieurin. Da ist Spielzeug nicht gefragt. Die werden auch gut versorgt, haben gut zu Essen und zu Trinken, haben sogar schon etwas Geld von der Kommune bekommen.
Ich fragte dann ganz konkret, was gebraucht wird. So erfuhr ich, dass die drei Damen, die sicher zur ukrainischen Mittelschicht gehören, auf der Flucht nur je ein Paar Schuhe mitnahmen. Die werden genau wie Hygieneartikel gebraucht. Nun kann man ja losstürzen und einkaufen. Doch kauft man da, was wirklich gebraucht wird? NEIN! Wir entschieden uns für Gutscheine. Das sieht, so finde ich, besser aus, als einen 50-Euro-Schein rüber zu reichen. Ich bin nämlich fest davon überzeugt, dass man Menschen auf der Flucht, denen es garantiert verdammt schlecht geht, nicht auch noch ihre Würde nehmen darf. Das heißt auch, dass man nicht als Gönner auftreten soll oder mal zuhause ausmistet. Man sollte auch nicht etwas geben, weil man darauf hofft, dass einem die Füße geküsst werden. Die Hilfe sollte von Herzen kommen und wirklich den Flüchtlingen helfen und nicht etwas für das eigene Ego sein.
Flüchtlinge, das ist zumeist eine eher gesichtslose Gruppe, die die meisten von uns eher im Fernsehen begegnen. Da zeigt man immer die dramatischen Schicksale. Wenn man ihnen, wie wir gerade den drei Damen gegenüber sitzt, dann bekommt der Krieg und seine Folgen Gesichter. Keine von äußerlichen Wunden bedeckten Gesichte, sondern traurige, denen das Lächeln noch schwer fällt. Man bekommt aber auch Frauen zu Gesicht, die auf sich achten, denen es in der Heimat gut ging, die dort ein gutes Leben hatten und das zurück lassen mussten. Es sind Frauen, die es sicherlich schätzen, wenn man ihnen mit Respekt begegnet.
Ja, wir haben geholfen, aber unser Treffen mit den zur Flucht getriebenen Frauen hat auch gleich viel gegeben. Wie schon gesagt, wir durften tolle Frauen kennenlernen, die ganz sicher auch hier ihr Leben meistern werden. Ich hoffe, alle Flüchtlinge werden hier so aufgenommen.
Die Beste Frau der Welt und ich hoffen, dass nicht nur wir unser Frühstück in Frieden genießen können, sondern alle Menschen überall.
Ich wünsche Ihnen ein genussvolles Sonntagsfrühstück.
Gratulation allen, die heute Namenstag haben: Judith, Pauline, Leander
Foto: Pixabay
Morgengruß von Helmut Harff: Auf der Flucht
… bis in ein Brandenburger Dorf
Veröffentlicht am: 13.03.2022
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