Wird heute von mehr oder weniger berufenen oder sich berufen fühlenden Menschen von der Stadt der Zukunft geredet, so reden sie von einer menschlicheren, grünen und autofreien Stadt. Sie reden dann – ja wovon? Von Regensburg, von Stuttgart oder Berlin? Oder reden sie von Tokio, Mexiko-City oder den chinesischen Mega-Citys wie Shanghai?
Städte „freundlicher“ zu machen, das klingt so, als ob man eine Welt ohne Waffen schaffen will oder als ob man die Ansiedlung einer Milliarde Menschen auf dem Mars in Angriff nimmt. Alles ist aus meiner Sicht wohl auch in tausenden von Jahren nicht möglich. Doch warum glaube ich nicht an „freundlichere“ Städte? Weil Städte so sind, wie sie sind.
Städte entstanden an Handelswegen, da, wo sich die Karawanen, die Handelszüge trafen. In ihnen musste also Platz für Wagen und Zugtiere, aber auch für Ware und deren Auslage sein. Die Handelsleute brauchten Futter für die Tiere und Essen für sich. Sie brauchten spezialisierte Handwerker und sie wollten Handel treiben und sich vergnügen. Und, viele der Menschen, die da arbeiteten, wollten auch in der Stadt wohnen. Die Folge: Das ganze musste reguliert, verwaltet und regiert werden.
Das klingt eigentlich so, als ob ich eine moderne Stadt beschreiben würde. Bis heute ist es so, dass es zum Gegensatz zum Landleben eben in Städten keine Selbstversorger gibt, dass in die Stadt alles hinein und wieder hinaus transportiert werden muss. Das geht eben nur mit Gerätschaften, die Räder haben. Einst waren das Ochsengespanne und Pferdewagen, die Mengen ihrer Hinterlassenschaften in den Städten hinterließen. Das stank im wahrsten Sinne des Wortes zum Himmel und sorgte für viele Plagen bis hin zur Pest und anderen Seuchen. Und heute? Da werden die Räder der Transportgeräte von Motoren angetrieben. Die sorgen wenigstens nicht mehr für Seuchen.
Was machte man einst gegen den stinkenden Müll? Man erfand die Bürgersteige und die Kanalisation. Und heute, da pflanzt man Straßenbäume und kämpft um jeden Quadratmeter Park und Wald. Heute wollen die allermeisten Städter nicht da leben, wo sie arbeiten, wollen zumeist nicht einmal da leben, wo sie sich vergnügen. Das heißt, dass heute nicht nur sehr viele Waren, sondern auch sehr viele Menschen transportiert werden müssen. Deren Zahlen steigen mit der stetig wachsenden Spezialisierung ins unermessliche an. Dazu kommt noch, dass – wie schon seit Jahrtausenden – täglich Menschen vom Land in die Stadt streben. Man hofft hier, einfach besser leben zu können.
Was heiß das nun für die Stadt der Zukunft? Für mich eigentlich nur, dass man versuchen muss, deren Wachstum in irgendwie noch vertretbare Grenzen zu halten. Es kann auch versucht werden, Arbeit, Vergnügen und Wohnen wieder näher zusammenzuführen. Hier muss der Staat, die Verwaltung die ersten Schritte gehen. Wenn alle, die eine Stadt verwalten, in der Nähe ihrer Amtsstuben wohnen, so würden zigtausende Menschen nicht tagtäglich zu Arbeit fahren müssen. Wenn das dann noch die meisten Freiberufler tun, wenn das Handwerker und viele andere – Stichwort Home Office – tun, wäre viel getan. Doch eines schafft man auch damit nicht, Gefährte mit Rädern aus Städten zu verbannen. Ob so eine Stadt dann lebenswerter – was immer jeder darunter versteht – sein würde? Ich glaube es nicht, denn „Die“ lebenswerte Stadt gab es, gibt es und wird es nie geben.
Das ist sicherlich keine befriedigende Schlussfolgerung. Doch wenn man sich das eingesteht, hat man vielleicht doch die Chance, hier und da Dinge zu tun, ohne das städtische Leben zu verschlimmbessern.
Übrigens gilt das nur mit anderen Vorzeichen auch für das ländliche Leben. Das genießen die Beste Frau der Welt und ich nicht nur beim Frühstück.
Ich wünsche Ihnen ein genussvolles Frühstück – in der Stadt und auf dem Land.
Gratulation allen, die heute Namenstag haben: Gerold, Emma, Leo, Timo
Foto: Pixabay
Morgengruß von Helmut Harff: Die Stadt der Zukunft
… eine ohne Autos?
Veröffentlicht am: 19.04.2022
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