Sportler, ob Profis oder Amateure wollen sich messen, wollen gewinnen, wollen Medaillen, wollen Pokale, wollen den Erfolg. Das liegt in der Natur der Sache und führt in vielen Fällen dazu, sich und vor allem seinen Körper so zu schinden, dass der irgendwann nicht nur Notsignale sendet, sondern einfach seine Arbeit einstellt – zumindest stellenweise.
Ja, wir wollen uns messen, uns vergleichen – so sind wir nun mal. Wir wollen einfach nicht verlieren. Vor allem wollen wir eines nicht – vor uns selber verlieren. Wir müssen – auch wenn nichts davon abhängt – immer schneller und/oder länger laufen. Wir wollen immer schneller ankommen, wollen die Distanz von A nach B so flott wie möglich zurück legen. Steht irgendwo, dass der Wanderweg 2 Stunden dauert oder der Kipfel in sieben Stunden zu erreichen ist, dass man in elf Stunden um den See radeln kann, dann müssen wir das in 1:59 Stunden, in deutlich unter den sieben Stunden oder in maximal zehn Stunden schaffen. Wenn wir diese Ziele nicht erreichen, sind wir sauer, frustriert, unzufrieden. Wir versuchen es später noch einmal, trainieren noch ausdauernder, noch härter, schinden uns noch mehr. Uns leitet dann der Spruch, wonach Gott vor den Erfolg den Schweiß gesetzt hat.
Ja, so war ich auch drauf. Ich wollte immer schneller mit dem Paddelboot unterwegs sein, meine Wanderetappen wurden immer länger. Das galt auch dann, wenn ich mit den Rad unterwegs war. Ganz schlimm war es, als ich begann für meinen ersten Marathon zu trainieren.
Doch irgendwann musste ich einsehen, dass andere immer besser sind als ich, dass ich mich höchstens selber besiegen kann. Doch was brachte mir das? Überreichte ich mir selber einen Pokal, wenn ich die gut 42 Kilometer in weniger als 4 Stunden lief? War ich ein weniger toller Typ, wenn ich etwas mehr brauchte? Was machte es mit mir, wenn ich mich immer wieder selber besiegen wollte? Um es ehrlich zu sagen, viel hatte ich davon nicht. Ich stand nie als Sieger auf der Bühne, hatte nie ein Regal voller Siegerpokale. Wie auch, wenn ich allein lief, paddelte oder Rad fuhr.
Das einzusehen, das hatte sehr lange gedauert und ehrlich, so ganz ist dieses Siegen wollen noch immer nicht in mir verklungen. Doch der Körper setzte plötzlich und unerwartet engere Grenzen. Nun galt es die für mich auszutesten. Überhaupt etwas zu schaffen war das Ziel. Doch das reichte mir nicht. Ich merkte sehr schnell, dass es da etwas gibt, was mir viel mehr Befriedigung verschafft als der Sieg über mich oder andere. Ich meine den Genuss. Ja, man kann einen Lauf, eine Wanderpartie, eine Radtour ohne Siegeswillen in Angriff nehmen – allein mit dem Ziel, so eine Tour zu genießen.
Wie toll das wirklich sein kann, habe ich allerdings erst auf dem Golfplatz begriffen. Klar ärgere ich mich über schlechte Schläge – über meine schlechten Schläge. Doch siegen? Klar ist es schön, wenn ich eine Runde erfolgreich absolviere. Doch am schönsten ist es, wenn ich so eine Runde genießen kann. Da ist es dann plötzlich so, dass mein erster Sieg mir eher peinlich war.
Gar nicht peinlich ist mir jetzt mein Frühstück mit der Besten Frau der Welt. Beides ist Genuss.
Ich wünsche Ihnen ein genussvolles Frühstück.
Gratulation allen, die heute Namenstag haben: Robert, Gottlieb, Anita
Foto: Pixabay
Morgengruß von Helmut Harff: Siegen macht Spaß
… oder doch nicht
Veröffentlicht am: 07.06.2022
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