Volle Züge, volle Bahnen, volle Busse – das sind Aufmacher für Nachrichtensendungen. Dafür werden freiberufliche Reporter ausgeschickt, sensationelle Bilder zu machen. Der die ausschickt, ist sicherlich sonst mit dem Auto unterwegs, fährt zumindest kaum Bahn.
Ja, da ist nun jemand auf die tolle Idee des 9-Euro-Tickets gekommen und alle sollen sich nun wundern, dass die Züge, die regionalen und die überregionalen so richtig voll sind. Da werden medienwirksam Züge gestoppt, weil die zu voll sind. Hallo, wer hat da den Knall nicht gehört. Volle Züge und auch Busse gab es schon zu meiner Kindheit und bis heute hat sich daran nichts geändert. Ich kann dabei nur von Berlin und der Umgebung und von Fernzügen reden, denn anderes habe ich kaum als Fahrgast erlebt.
Wie war und ist das in Berlin? Die Busse sind so voll, dass Kinderwagen oder Fahrräder häufig nicht mehr reinkommen, wenn man Fahrräder überhaupt mitnimmt. Die S-Bahn im Berufsverkehr war schon in den 1920er Jahren so voll, dass sich die Menschen darin wie die sprichwörtlichen Ölsardinen vorkamen. Und das hat sich trotz Stadtautobahn und ähnlichem nicht geändert. Man kann ja heute mal nach einem Fußballspiel im Olympiastadion oder in der Alten Försterei versuchen, schnell mit Straßenbahn, Bus oder S-Bahn weg zu kommen. Gleiches gilt für die Schlössernacht in Potsdam. Da brauchte ich zwei Stunden, bis ich in einer übervollen S-Bahn einen Stehplatz fand.
Und bei der Fernbahn? Wenn ich zu DDR-Zeiten von Budapest nach Berlin fahren wollte, so konnte ich froh sein, dass ich irgendeinen Stehplatz fand. Die Züge waren so voll, dass selbst der DDR-Zoll auf Kontrollen verzichtetet. Aber selbst der kam nicht auf die Idee, die Züge räumen zu lassen, weil die zu voll sind.
Ich will sagen, dass es nicht an dem 9-Euro-Ticket liegt, dass die Züge auf diversen Strecken übervoll sind. Das hat mit zu wenigen und zu kurzen Zügen zu tun. Was mich allerdings wundert, ist im Verkehrsfunk zuhören. Wenn angeblich so viele Leute jetzt Bahn fahren, wieso gibt es dann zumindest gefühlt genauso viele Staus wie zu jedem Pfingsten vor Corona? Fahren jetzt vor allem die, die sich das sonst nicht leisten konnten? Das wäre ja nicht schlecht, nur Autofahrer kann man augenscheinlich nicht mit überfüllten und zum Teil geräumten Zügen nicht davon überzeugen, auf ihre individuelle Mobilität zu verzichten – das auch bei sehr teurem Treibstoff.
Die Beste Frau der Welt und ich werden nach dem Frühstück auch ins Auto steigen. Hier auf dem Dorf fährt gerade am Feiertag kaum ein Bus.
Ich wünsche Ihnen ein genussvolles Feiertagfrühstück.
Gratulation allen, die heute Namenstag haben: Norbert, Bertrand, Kevin, Alice
Foto: Pixabay
Morgengruß von Helmut Harff: Volle Züge
Wer erregt sich darüber…
Veröffentlicht am: 06.06.2022
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