Vor einigen Tagen sprach im Radio ein Geistlicher darüber, dass er an seiner Kirche ein Zettel vorfand, auf dem stand: Wer ist Dein Gott? Was für eine Frage. Ist doch klar!
Ist klar? Habe ich einen Gott, habe wir alle einen Gott? Ja,wir Juden, Christen und Moslems haben einen Gott. Die Betonung liegt auf „einen“. Beim Blick auf andere Kulturen bekomme ich den Eindruck, dass die so viele Götter haben, dass für jeden einer da ist. Doch dieser Eindruck hat einen Grund: Meine Unwissenheit über das religiöse Leben anderer Menschen. Da fallen mir vielleicht noch Namen wie Budda, wie Manitu, wie Indra, wie Wischnu ein. Doch dann ist auch schon fast Schluss.
Doch das nützt mir gar nichts, wenn ich an diese vertrackte Eingangsfrage denke. Ja, wer ist mein Gott? Ich könnte es mir einfach als Christ machen und sagen, na Gott, wer sonst. Doch der Frager wollte ja wissen, wer mein, mein ganz persönlicher Gott ist. Ja, wen meine ich, wenn ich stöhne „Oh mein Gott“, wenn ich bitte „Gott hilf“? Ist das ein alter Mann mit weißem Bart, der gerade in aller Ruhe – so scheint es zumindest – zusieht, wie wir seine Schöpfung zerstören, wie sich Christenmenschen gegenseitig in der Ukraine ermorden? Ist mein Gott vielleicht eine Göttin?
Nein, nein, mein Gott ist kein alter Mann oder eine schöne junge Frau, mein Gott ist auch kein Typ, der mal so Himmel und Erde gemacht hat und der Spaß zu haben scheint, wenn wir uns Tag für Tag das Leben schwer machen. Wenn dem nämlich so wäre, dann sehe ich keinen Grund, so einem Typen Tempel zu errichten, ihn zu malen, ihn anzubeten.
Nein, mein Gott ist keine reale Person, der hat nichts mit lebender oder toter Materie zu tun. Mein Gott ist etwas, was mir als Leitplanke im Leben dient. Gott ist etwas, mit dem ich reden kann ohne eine Antwort zu erwarten. Gott ist keiner, der mir die Lottozahlen verrät, sondern der mich mit offenen Augen und offenem Herzen durch das Leben gehen lässt, der mir das ermöglicht, was man als Moral umschreibt.
Wer ist mein Gott? Das ist etwas, was ich nie so richtig beschreiben kann, es ist nichts greifbares, ja nicht einmal etwas erlebbares. Gott, mein Gott ist ein Phänomen, das sich jeder Definition entzieht. Mein Gott ist einer, über den ich immer wieder sinniere, ohne den ich aber nicht sein will.
Wer meine Göttin ist? Was für eine Frage, selbstverständlich die Beste Frau der Welt, mit der ich jetzt frühstücke.
Ich wünsche Ihnen ein genussvolles Frühstück.
Gratulation allen, die heute Namenstag haben: Franz Xaver, Jason
Foto: Pixabay
Morgengruß von Helmut Harff: Wer ist Dein Gott?
Was für eine Frage …
Veröffentlicht am: 03.12.2022
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