Als ich so Ende der 1960er Jahre 14, 15, 16 Jahre alt war, hatten unsere Eltern und Großeltern ein riesiges Problem. Wir probten einerseits den Aufstand, hielten uns nur bedingt an Regeln, wurden als Gammler beschimpft, die man am besten ins Arbeitslager schickt. Schlicht, wir waren arbeitsscheues Gesindel, die nichts auf die Reihe bekommen und mit der man direkt auf den Weltuntergang zusteuert.
Und nun, 50 Jahre später? Da kleben sich die einen auf die Straße und die anderen wollen nicht arbeiten, wollen immer mehr Freizeit. Doch wie ist das wirklich? Sind mehr in der „Letzten Generation“ aktiv, als einst in der „Baader-Meinhof-Gruppe“, in der „Roten Armeefraktion“? Sind heute mehr Jugendliche arbeitslos, als zu meiner Jugendzeit im Westen Deutschlands?
Nein, unser Jugendbild war und ist falsch. Das ging mit durch den Kopf beim Besuch des Konzerts „The Art of Singers“ – dem Abschlusskonzert eines Sänger-Meisterkurses von Kirsten Schötteldreier und Burkhard Fritz in Bad Saarow. Dort lernte ich die noch sehr junge Sängerin Nora Goldnagl (Foto) kennen. Die junge Wienerin überzeugte mit ihrer Stimme, ihrem Spiel und ihrer Ausstrahlung. So etwas kommt ja nicht von ungefähr. Sie erzählte mir, dass sie seit ihrem siebenten Lebensjahr singt, erst im Kinderchor der Wiener Volksoper, dann an der Wiener Staatsoper und dann sogar – das geht seit etwa zehn Jahren – als Sängerin bei den Wiener Sängerknaben.
Nun kann man ja auf die Idee kommen, dass die arme Nora gar keine Kindheit hatte. Sie kommt garantiert nicht auf diese Idee, denn sie lebte schon sehr früh ihren Traum, stand auf den berühmten Bühnen, sang in dem weltberühmtesten Chor und studiert nun an der Musikhochschule Hans Eisler in Berlin. Das ist, was unsere (österreichische) Jugend zumindest auch ist. Ich habe schon viele solcher jungen Menschen getroffen, die wo auch immer ihren Traum leben, das zumindest versuchen.
Das Ganze hat auch eine Botschaft für uns! Die Jugend gibt es nicht, Jugend rebelliert immer, will nie so sein wie die Alten. Manchmal – siehe DDR – sind sie sogar am Untergang eines Systems nicht ganz unschuldig, mal erlässt man ihretwegen – siehe BRD – auch Notstandsgesetze.
Und, es gibt noch eine Botschaft: Wir sind so lange nicht alt, wie wir es zumindest versuchen, unseren Traum zu leben.
Mein täglicher Traum? Mein Frühstück mit der Besten Frau der Welt.
Ich wünsche ihnen ein genussvolles Frühstück.
Gratulation allen, die heute Namenstag haben: Christoph, Sieglinde, Luise
Foto: eigen
Morgengruß von Helmut Harff: Oh diese Jugend
Droht der Weltuntergang?
Veröffentlicht am: 24.07.2023
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