Die Bauern protestieren und ich kann es verstehen. Was ich nicht verstehen kann, ist das Lamentieren über das Sterben von Höfen, von landwirtschaftlichen Betrieben. Das hat nämlich nichts mit der aktuellen Politik oder der der vergangenen 15 Jahre zu tun.
Wenn man mal nachschlägt, so erfährt man, dass es 1975 noch 904.700 Bauernhöfe gab. 2009 waren es nur noch 299.100. Bis Ende 2023 sank deren Zahl laut Angaben von Statistika auf rund 255.000. 1950 gab es in der Bundesrepublik Deutschland sogar noch etwa 2.000.000 landwirtschaftliche Betriebe. Das Hofsterben ist also älter als ich es bin und es begann nicht erst vor knapp 75 Jahren. Wie sonst ist es zu erklären, dass allein die Einwohnerzahl Berlins explosionsartig stieg. Zählte die Stadt 1849 noch 412.000 Einwohner, waren es 1875 bereits über 960.000 und 1900 1,89 Millionen Einwohner. Das waren wenige Zuwanderer aus dem Ausland. Die meisten stammten vom Land – kurz es gab eine riesige Landflucht.
Das führte schon vor Jahrzehnten zu immer größeren landwirtschaftlichen Betrieben. Das kann man nun gut oder nicht gut finden, wir sind seitdem noch immer nicht verhungert. Doch dass landwirtschaftliche Großbetriebe nicht allein selig machend sind, zeigte das Beispiel der Kollektivierung im Sozialismus. Das führte zumindest unter Stalin zu Millionen Hungertoten.
Übrigens, nicht nur in der Landwirtschaft fand und findet ein riesiger Konzentrationsprozess statt. In Deutschland gab es mal über 100 verschiedene Automobilhersteller. Wie viele gibt es heute? Ähnlich das Bild im Einzelhandel. Wo gibt es heute noch Tante Emma Läden? Wo sind die kleinen Dorfläden, der lokale Bäcker, der lokale Fleischer geblieben? Wo ist heute der Landarzt, wo die Schule für die Dorfjugend?
Die sind alle schlicht gemeinsam mit den Höfen, den landwirtschaftlichen Betrieben verschwunden. Die sind verschwunden, weil die Menschen ihre Höfe ganz verlassen haben oder sich in das große Heer der Pendler eingereiht haben und ihr Heil in der Stadt, im nächsten großen Ort suchen.
Will man all das auch nur aufhalten, so muss man nicht nur den Bauern mit jährlichen Milliardenzahlungen unter die Arme greifen. Man müsste auch all die anderen, die ein wirkliches Dorf ausmachen – unter anderem die oben genannten – mit Milliarden Euro Jahr für Jahr subventionieren. Selbst wenn das irgendwie zu bezahlen wäre, bleibt die Frage, ob das die weitere Landflucht auch nur in Ansätzen verhindern könnte.
Die Beste Frau der Welt und ich frühstücken jetzt in unserem „Landsitz“ in der Lausitz.
Ich wünsche Ihnen ein genussvolles Frühstück.
Gratulation allen, die heute Namenstag haben: Anton Eins., Rosalind
Foto: Pixabay
Morgengruß von Helmut Harff: Ab in die Stadt
Höfesterben ist nichts neues
Veröffentlicht am: 17.01.2024
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