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Cannabis und Verkehrssicherheit

Ein Interview von TÜV NORD mit Prof. Wolfgang Fastenmeier



Angesichts der weltweit zunehmenden Bestrebungen in vielen Ländern, Cannabis zu legalisieren, entstehen Bedenken hinsichtlich einer möglichen Zunahme von cannabisbedingten Fahrten, einem damit verbundenen potenziell erhöhten Unfallrisiko sowie schädlicher Auswirkungen auf das Gesundheitssystem.


Auch in Deutschland hat die Bundesregierung eine Teil-Legalisierung von Cannabis verabschiedet. Am vergangenen Freitag wurde im Bundestag ein entsprechendes Gesetz zur Legalisierung erlassen. Vor diesem Hintergrund untersuchte die Deutsche Gesellschaft für Verkehrspsychologie DGVP e.V. in einem systematischen Review die potenziellen Auswirkungen der Gesetzesinitiative der Bundesregierung zur Legalisierung von nicht-medizinischem Cannabis auf Verkehrssicherheit und Gesundheitswesen.

TÜV NORD sprach zu den Ergebnissen mit Wolfgang Fastenmeier, Professor für Arbeitspsychologie und Psychologie des Verkehrswesens an der Psychologischen Hochschule Berlin sowie Präsident der Deutschen Gesellschaft für Verkehrspsychologie e.V. (DGVP).

TÜV NORD: Herr Fastenmeier, sind aus Ihrer Sicht die gegenwärtigen Regelungen (Gesetze) im Sinne der Verkehrssicherheit ausreichend? Sehen Sie Änderungsbedarf?
Wolfgang Fastenmeier:
Die aktuellen Regelungen bezüglich Cannabis und Straßenverkehr sind in Anbetracht der potenziellen Risiken nicht ausreichend. Es besteht Änderungsbedarf, um die Verkehrssicherheit zu gewährleisten, insbesondere mit Blick auf eine mögliche Legalisierung von Cannabis. Eine Überarbeitung der Gesetze könnte erforderlich sein, um klare Richtlinien für den Umgang mit Cannabis im Straßenverkehr festzulegen und angemessene Sanktionen für Verstöße zu etablieren.

Was bedeutet es für die Verkehrssicherheit, sollten die bisher bekannten Pläne zur Legalisierung von Cannabis zum 1. April 2024 umgesetzt werden?
Wolfgang Fastenmeier:
Die Umsetzung der geplanten Legalisierung von Cannabis kann sich unter Umständen negativ auf die Verkehrssicherheit auswirken. Es ist nicht auszuschließen, dass eine Zunahme von Fahrten unter Cannabiseinfluss zu einem erhöhten Unfallrisiko führen würde. Daher sind eine sorgfältige Planung und Implementierung von Maßnahmen erforderlich, um sicherzustellen, dass die Verkehrssicherheit auch nach der Legalisierung gewährleistet ist.

Welchen Einfluss hatte die Legalisierung von Cannabis auf die Verkehrssicherheit in anderen Ländern? Gibt es Effekte, die sich in allen Ländern zeigten?
Wolfgang Fastenmeier:
Die Auswirkungen der Legalisierung von Cannabis auf die Verkehrssicherheit variieren je nach Land und den spezifischen Umständen der Legalisierung.  Die Auswertung der relevanten Parameter der Studien aus verschiedenen Ländern deutet auf eine gemischte Befundlage, die von negativen über neutrale bis zu positiven Auswirkungen reicht.  Es gibt keine einheitlichen Effekte, die sich in allen Ländern zeigen. Das deutet auf eine problematische Datenbasis sowie methodische Unzulänglichkeiten der vorliegenden Studien hin.

Welche Aspekte sind in der Diskussion über den Grenzwert von Cannabis im Straßenverkehr aus Ihrer Sicht von Bedeutung?
Wolfgang Fastenmeier:
Bei der Diskussion über den Grenzwert von Cannabis im Straßenverkehr sind mehrere Aspekte von Bedeutung. Zunächst gilt es, zuverlässige Indikatoren für Cannabisbeeinträchtigungen zu entwickeln, also den Einfluss von THC-Gehalt, Cannabisintoxikation etc. auf die Fahrleistung bei Gelegenheits- und Dauerkonsumenten unter realistischen Bedingungen zu analysieren. Bisher basiert fast alles in dieser Hinsicht auf theoretischen, experimentellen Laboruntersuchungen, deren Übertragung auf die Verkehrsrealität äußerst fragwürdig ist. Erst dann macht es Sinn, sich Gedanken über, die Festlegung eines Grenzwerts zu machen, der den tatsächlichen Einfluss von Cannabis auf die Fahrsicherheit berücksichtigt. Ergänzend sollte auch eine testpsychologische Untersuchung der psychophysischen Leistungsfähigkeit von Probandinnen und Probanden generell sowie in der Wirkungsphase des Konsums erfolgen. Außerdem müssen die potenziellen Auswirkungen auf die Verkehrssicherheit und die rechtlichen Konsequenzen für Fahrende, die den Grenzwert überschreiten, in der allgemeinen Diskussion berücksichtigt werden.

Ist es realistisch durch die Cannabislegalisierung einen verbesserten Gesundheitsschutz zu erreichen?
Wolfgang Fastenmeier:
Auch hier ist die Studienlage zur Frage, ob die Legalisierung von Cannabis zu einem verbesserten Gesundheitsschutz führen kann, recht heterogen. Deutlich zeigt sich jedenfalls, dass der Schwarzmarkt nicht verschwindet, potentere und z.T. synthetisch hergestellte Produkte auf dem Markt sind, was für Konsumierende nicht transparent ist und somit eine Gefahr darstellt. Ebenso führt die Legalisierung zu einem Anstieg des Konsums bei den bisherigen Nutzenden, was insbesondere auf die erwachsenen Nutzerinnen und Nutzer zutrifft, weniger für Jugendliche.

Mit welchen Maßnahmen würden Sie die Aufklärung und Prävention zum Cannabiskonsum stärken?
Wolfgang Fastenmeier:
Intensivierte Aufklärung und Prävention zum Cannabiskonsum erfordert eine Vielzahl von Maßnahmen. Dazu gehören breit angelegte Informationskampagnen über die Risiken des Cannabiskonsums, insbesondere im Zusammenhang mit dem Straßenverkehr, sowie die Bereitstellung von Ressourcen und Unterstützung für Personen, die Hilfe beim Umgang mit Cannabiskonsum benötigen. Darüber hinaus ist die Einbeziehung von Schulen, Gemeinden und anderen relevanten Akteuren entscheidend, um präventive Maßnahmen effektiv umzusetzen.

Bild: privat

 


Veröffentlicht am: 04.03.2024

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