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Maurice de Vlaminck. Rebell der Moderne

... ab 14. September 2024 im Museum Barberini



Ungemischte Farben, ungestümer Pinselstrich, abstrahierte Formensprache: Zu Beginn des 20. Jahrhunderts schockierte eine Künstlergruppe das Publikum mit einer Malerei, die sich auf radikale Weise von bisherigen künstlerischen Konventionen abwandte.

Als „fauves“, als „Wilde“ bezeichnet, traten die Künstler den Weg in die Moderne an – allen voran Maurice de Vlaminck (1876–1958). Zunächst als Vorreiter eines französischen Expressionismus gefeiert, liegt die letzte Retrospektive des Künstlers in Deutschland fast 100 Jahre zurück.

Die Ausstellung Maurice de Vlaminck. Rebell der Moderne gibt nun erstmals seit 1929 einen Überblick über Vlamincks gesamtes Werk, wobei der Akzent auf der produktiven Schaffenszeit vor dem Ersten Weltkrieg liegt, ergänzt durch eine Auswahl später Arbeiten. Ausgangspunkt der Ausstellung mit 73 Werken, die in Kooperation mit dem Von der Heydt-Museum Wuppertal entstand, sind die neun Gemälde Vlamincks in der Sammlung Hasso Plattner, die von Leihgaben aus unter anderem der Tate Modern in London, dem Museo nacional Thyssen-Bornemisza in Madrid, dem Centre Pompidou und dem Musée d’Orsay in Paris, dem Van Gogh Museum in Amsterdam, dem Museum Folkwang in Essen, der Staatsgalerie Stuttgart sowie dem Metropolitan Museum of Art in New York, dem Dallas Museum of Art und der National Gallery of Art in Washington ergänzt werden.

Die erste Avantgarde-Strömung des 20. Jahrhunderts

Seit 1903 bot der Pariser Salon d’Automne französischen und internationalen Künstlern eine Plattform, um ihre Kunst entgegen der konservativen Politik des Salon de Paris zu präsentieren. 1905 traten dort erstmals junge, unbekannte Künstler in Erscheinung, die durch den Kritiker Louis Vauxcelles als „fauves“ bezeichnet wurden: Henri Matisse, André Derain, Kees van Dongen – und Maurice de Vlaminck. Mit ihren farbgewaltigen, ganz auf Ausdruck und Emotion ausgerichteten Werken begründeten sie den Fauvismus als erste Avantgarde-Strömung des 20. Jahrhunderts. Obwohl als Kollektiv wahrgenommen, einte die Künstler kein Manifest; dennoch verband sie die Ablehnung aller bisheriger Kunstauffassungen und das Bekenntnis zur völligen Freiheit des Künstlers. Maurice de Vlaminck inszenierte sich als ungestümer junger Künstler. Der Autodidakt ohne akademische künstlerische Ausbildung pflegte das Selbstbild als „Wilder“, dessen Werk von Expressivität geprägt war. Bereits 1905 erwarb der Kunsthändler Ambroise Vollard den Großteil von Vlamincks Atelier-Bestand und ermöglichte ihm somit die professionelle Künstler-Laufbahn.

Ein Autodidakt als Pionier


Zur Kunst fand Maurice de Vlaminck durch eine Zufallsbegegnung mit André Derain, der den Geiger, Radrennfahrer, Boxer und Autor Vlaminck zur Malerei ermutigte. Beeinflusst durch Vincent van Gogh, ist bezeichnendes Charakteristikum für Vlamincks fauvistisches Schaffen die Aufwertung der Farbe, die ihm als Mittel heftigen Ausdrucks dient. Wie die Impressionisten faszinierten Vlaminck die Landschaften entlang der Seine, die er mit pastosem Farbauftrag und grellen Farbtönen festhält. In seinem Auftrag reiner, ungemischter Farben, teilweise direkt aus der Tube auf die Leinwand gebracht, folgt Vlaminck seinem Vorbild Van Gogh. Vlaminck entwickelt in der Zeit vor dem Ersten Weltkrieg einen Expressionismus, der an Werke der Dresdener Künstlergruppe Die Brücke erinnert. Ab 1906 weicht die explosive Farbigkeit gedämpfteren, dunkleren Tönen und Paul Cézanne tritt als Inspirationsquelle an die Stelle Van Goghs.

Auseinandersetzung im Sammlungskontext

In den Jahren vor dem Ersten Weltkrieg ist Maurice de Vlaminck international stark rezipiert: 1912 nimmt er mit sechs Werken an der Ausstellung des Kölner Sonderbunds teil, im selben Jahr zeigt ihn Herwarth Walden in seiner Berliner Galerie Der Sturm; im Jahr darauf ist er in der New Yorker Armory-Show vertreten. Auch das Von der Heydt-Museum Wuppertal, Kooperationspartner der Ausstellung Maurice de Vlaminck. Rebell der Moderne, nimmt Vlaminck bereits früh in seine Sammlung auf:

„Das Von der Heydt-Museum ist eines der deutschen Häuser, die besonders früh Arbeiten Maurice de Vlamincks zeigen konnten. Schon 1911 erwarb August Freiherr von der Heydt ein Stillleben auf dem Pariser Herbstsalon, 1912 und 1913 folgten weitere Werke. Ankäufe wie diese begründeten den Ruf des Museums als einzigartiger Ort für europäische Avantgarde-Kunst. Gemeinsam mit dem Museum Barberini die erste postume Retrospektive des Künstlers auszurichten, ist vor dem Hintergrund unserer Sammlungsgeschichte nur schlüssig, und wir freuen uns, den Künstler in seiner stilistischen Vielfalt einem größeren Publikum präsentieren zu können“, so Roland Mönig, Direktor des Von der Heydt-Museums Wuppertal.

Auch in der Sammlung Hasso Plattner, die seit 2020 dauerhaft am Museum Barberini zu sehen ist und wie keine andere Sammlung einen Überblick über die impressionistische und postimpressionistische Landschaftsdarstellung ermöglicht, spielt Vlaminck eine herausragende Rolle: „Die Sammlung Hasso Plattner beinhaltet neun Werke Vlamincks, darunter vier Schlüsselwerke der fauvistischen Phase. Sie bilden das drittstärkste Konvolut unter allen Künstlern der Sammlung und an keinem anderen Haus in der deutschsprachigen Museumslandschaft ist ein größerer Bestand des Künstlers zu sehen. Mit der Ausstellung und im Kontext der Sammlung kann man Maurice de Vlaminck in Potsdam als einen Künstler erleben, der den Impressionismus malerisch wie motivisch ins 20. Jahrhundert weitergeführt und mit starken Farben aktualisiert hat“, sagt Ortrud Westheider, Direktorin des Museums Barberini.

Daniel Zamani, Kurator der Ausstellung am Museum Barberini: „Maurice de Vlamincks Werk markiert ein bedeutendes Scharnier zwischen Im- und Expressionismus. Wir sind froh, seinem künstlerischen Werdegang mit einer so opulent bestückten Retrospektive nachspüren zu können. Besonders freuen wir uns über die zahlreichen farbstarken Arbeiten, die aus US-amerikanischen Sammlungen angereist sind, darunter Inkunabeln der fauvistischen Malerei aus dem Art Institute of Chicago und der National Gallery of Art in Washington. Ein weiteres Highlight sind die zahlreichen Schlüsselwerke aus internationalen Privatsammlungen, die sonst nicht öffentlich zugänglich sind.“

Spätes Schaffen und propagandistische Kollaboration

Auch wenn der Erste Weltkrieg für Vlaminck eine persönliche Desillusionierung und für sein Schaffen eine Zäsur darstellte, verlor seine Malerei in den Zwischenkriegsjahren nicht an Faszination für seine Zeitgenossen. 1919 richtete ihm die Pariser Galerie Druet eine Einzelausstellung aus; 1929 veranstaltete die Düsseldorfer Galerie Alfred Flechtheim seine erste und bislang einzige umfassende Einzelausstellung in Deutschland.

Im Zuge nationalsozialistischer Kulturpolitik nach 1933 wurde auch das Werk Maurice de Vlamincks als „entartet“ verfemt und aus dem Bestand deutscher Museen entfernt. Dennoch, und trotz deutlicher Distanzierung in jüngeren Jahren von Militarismus und Nationalismus, trat er im November 1941 auf Einladung der deutschen Propagandastaffel eine Reise nach Deutschland an. Im Anschluss veröffentlichte er zwei Artikel, in denen er die nationalsozialistische Kunst- und Kulturpolitik unverhohlen anpries. In einem weiteren Text polemisierte er gegen die Avantgarde in Frankreich, wie sie sich in der Malerei Picassos manifestiere. Er ließ sich von Arno Breker, Adolf Hitlers erklärtem Lieblingskünstler, portraitieren und engagierte sich in einem Komitee für dessen 1942 in Paris gezeigte Ausstellung. Der frühere Künstler-Rebell, der sich als Anarchist und Revolutionär verstand, wurde zum reaktionären Polemiker, einem Ankläger der Moderne.

Wohl auch bedingt durch seine politischen Verlautbarungen ist das Spätwerk Vlamincks kaum erforscht. Düstere, bedrohliche Landschaften jenseits aller avantgardistischen Strömungen dominieren das späte Schaffen des Künstlers, der 1955 an der documenta I teilnahm und im selben Jahr durch die Académie royale des Sciences, des Lettres et des Beaux-Arts de Belgique als assoziiertes Mitglied aufgenommen wurde. Das Spätwerk bildet das letzte Ausstellungskapitel der Potsdamer Schau. Auch wenn der Fokus auf Vlamincks fauvistischem Frühwerk liegt, macht die Ausstellung damit auch auf die Widersprüche in der Biographie des Künstlers aufmerksam.

Ortrud Westheider: „Unsere Ausstellung präsentiert das Werk Vlamincks von den Anfängen bis zu seinen späten Landschaften, in denen er Monets Getreideschober und Van Goghs Weizenfelder neu interpretierte. Diese Bilder zeigen den Rückzug des früheren Rebellen aus der Avantgarde, seine Kritik an der Moderne und seine pessimistische Weltsicht. 1942, nach einer Reise nach Deutschland, hat er die nationalsozialistische Kulturpolitik in Zeitungsartikeln gelobt. Wir finden es wichtig, diese Kollaboration zu benennen. In seiner Kunst gibt es aber keine Nähe zur NS-Ästhetik. Während dort die Bauern als Helden dargestellt werden, ist der Mensch in Vlamincks späten Landschaftsbildern isoliert und existentiell ausgeliefert.“

Zur Ausstellung erscheint bei Prestel ein 220-seitiger Katalog, der im Dezember 2023 durch ein Symposium in Potsdam vorbereitet wurde. Als erste umfangreiche Publikation zu Vlaminck in deutscher Sprache kann der Katalog mit seinen neuen Erkenntnissen Anstöße zur weiteren Vlaminck-Forschung geben.

50 Leihgeber aus zwölf Ländern

Kuratiert von Daniel Zamani, Potsdam, und Anna Storm, Wuppertal, vereint die Ausstellung 73 Werke Maurice de Vlamincks aus 50 internationalen Sammlungen. Dazu gehören die Albertina, Wien, das Artizon Museum, Ishibashi Foundation, Tokyo, das Brooklyn Museum und das Metropolitan Museum of Art, New York, das Centre Pompidou sowie das Musée d’Orsay, Paris, die Kunsthallen in Hamburg und Mannheim, das Museum Folkwang, Essen, das Museo nacional Thyssen-Bornemisza, Madrid, die National Gallery of Art, Washington D. C., die Staatlichen Museen zu Berlin, Nationalgalerie, die Tate, London, das Art Institute of Chicago und das Van Gogh Museum, Amsterdam.

Zu Gast im Museum Barberini

Im Zeitraum der Ausstellung Maurice de Vlaminck. Rebell der Moderne zeigt das Museum Barberini in Kooperation mit dem Kupferstichkabinett der Staatlichen Museen zu Berlin eine kleine Auswahl aus dem druckgraphischen Werk Camille Pissarros. Die Präsentation findet anlässlich des Jubiläums 150 Jahre Impressionismus statt und möchte auf die Ausstellung Der andere Impressionismus. Internationale Druckgraphik von Manet bis Whistler hinweisen, die zeitgleich im Kupferstichkabinett der Staatlichen Museen zu Berlin stattfindet. Der andere Impressionismus des Camille Pissarro widmet sich den vielfältigen Effekten von Licht und Schatten im schwarzweißen Medium der Druckgraphik.

Pissarro war einer der wenigen Impressionisten, der ein bedeutendes druckgraphisches Werk hinterlassen hat. Er erlernte die technischen Fertigkeiten der Druckprozesse und experimentierte darin so lebhaft wie in seiner Malerei. Der Künstler arbeitete mit Radierung, Kaltnadel, Aquatinta, Lithographie und Monotypie, um das Potenzial jedes Mediums zu erforschen.

Die Auswahl von 26 graphischen Blättern ist ein Vorgeschmack auf die große Retrospektive Mit offenem Blick. Pissarros Impressionismus, die das Museum Barberini im Sommer 2025 zeigt.

Foto: © David von Becker

 


Veröffentlicht am: 14.09.2024

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