Ein Exklusiver Leisetreter

Mit dem Lucid Air Pure RWD bringt der US-amerikanische Spezialist für Premium-Elektrofahrzeuge eine Basisvariante auf den Markt, mit der die Marke aus dem Silicon Valley den Einstieg in ihre exklusive Welt erleichtert. Wobei dieser Einstieg allerdings kein Sonderangebot ist: Mindestens 85.000 Euro kostet die Version mit Heckantrieb.

Exklusivität hat eben ihren Preis, und exklusiver als mit einem Lucid kann man kaum unterwegs sein. Weltweit sind bisher rund 20.000 Fahrzeuge der Marke gebaut worden, so dass der Lucid Air zu den seltenen Erscheinungen auf der Straße gehört.



Der Air Pure RWD mag die Basis in der Modellhierarchie von Lucid bilden, kommt aber vollständig ausgestattet zu den Kunden. Die Materialien im Innenraum sind hochwertig und sauber verarbeitet, was bei Automobilen Made in USA so nicht unbedingt zu erwarten ist. Die komfortablen Sitze erreichen einen guten Seitenhalt, und der Mensch hinter dem Lenkrad blickt auf eine aufgeräumte Informationszentrale. Ein Head-up-Display, in diesen Preisregionen eigentlich selbstverständlich, fehlt. Dafür gibt es vorne einen Kofferraum, der immerhin 283 Liter fasst. Das Abteil im Heck kommt auf weitere 627 Liter.

So geht der Blick während der Fahrt immer wieder auf den zentral angeordneten Bildschirm, über den alles, aber auch wirklich alles bedient wird. Erfreulich, dass die Entwickler im Silicon Valley dabei eine Menüführung gefunden haben, die sich nach einer kurzen Eingewöhnung intuitiv bedienen lässt. Statt sich von einem Untermenü zum nächsten zu hangeln, sind die wichtigsten Einstellungen schnell zu finden, wobei sich der Mensch hinter dem Lenkrad aber dann doch fragt, ob das Handschuhfach auch über den Bildschirm geöffnet werden muss.



Mit seinen 4,98 Metern gehört der Lucid Air Pure mit Heckantrieb zu den klassischen Limousinen und erinnert mit seinem Design an die Fließhecklimousinen vergangener Tage. Entsprechend großzügig ist der Innenraum dimensioniert, wovon vor allem die Passagiere im Fond profitieren. Hier übertrifft die US-Limousine immerhin die Mercedes-Benz S-Klasse. Freunde elektrisch angetriebener SUV müssen sich noch gedulden. Im kommenden Jahr kommt dann aber der Gravity auf den Markt.

Dank des cw-Werts von 0,197 gehört der Lucid zu den akustisch angenehmsten Vertretern seiner Gattung. Die gute Aerodynamik zusammen mit den leichtgewichtigen Elementen des Elektroantriebs spiegeln sich auch in Reichweite und Verbrauch wider. Im Vergleich zum Wettbewerb bringt die Limousine rund 300 Kilogramm weniger auf die Waage. Dank der gut arbeitenden Energierückgewinnung wird die Reichweite immer wieder verbessert. So wird zum Beispiel eine Fahrt in den Bergen zum Nullsummenspiel, wenn die bei der Fahrt bergauf verbrauchte Energie auf dem Rückweg wieder zurückgewonnen wird.  Als Energiespeicher spendierten die Lucid-Techniker dem Air Pure einen 88 kWh großen Akku, der nach der Messmethode WLTP eine Reichweite von 747 Kilometern ermöglichen soll.

Tatsächlich bittet der Bordrechner die Limousine nach rund 600 Kilometern an die Ladestation.Lucid verspricht einen Verbrauch von 13 kWh auf 100 Kilometer, der im Alltag nicht ganz erreicht wird. Nach gut 1500 Kilometern über Autobahnen, kleinen Bergstraßen und Stadtverkehr meldete der Bordcomputer 15,3 kWh. Kein schlechter Wert. An der Schnellladestation vergehen rund 20 Minuten, bis der Akku ausreichend Energie für die Weiterfahrt gespeichert hat. Die Ladeleistung liegt bei bis zu 300 kW.



Trotz seiner Abmessungen lässt sich der Air Pure RWD durchaus dynamisch bewegen – vor allem, wenn die sportlich ausgelegte Fahreinstellung „Sprint“ gewählt wird. Dann mutiert die Limousine zum Sportgerät und spielt das Drehmoment von 600 Newtonmetern voll aus. Die Lenkung arbeitet präzise, und auch die Bremsen überzeugen. Am angenehmsten ist der Lucid allerdings in der Einstellung „Smooth“ zu fahren, die Komfort und Dynamik kombiniert. (aum)

Fotos: Autoren-Union Mobilität/Lucid