Wer weiß das noch, wie die Käfer damals im Winter ihre Fahrer zu Adrenalinjunkies werden ließen? Bei Eiseskälte wagten sie sich praktisch ohne Sicht auf die Straßen.
Nur ein Guckloch hatten sie sich freigekratzt. Sie warteten nicht, bis die schwächliche Heizung mehr als die kleinen freien unteren Ecken der Windschutzscheibe freigehaucht hatte. Das Gefühl, der Natur zu trotzen, machte damals den Autofahrer zum Mann. Und das Adrenalin ist zurück. Gucklöcher gehören in diesem Winter wieder zum Autofahrer-Alltag.
Ich selbst kann gut lästern. Mein Auto steht in der Garage und nuckelt an der Wallbox. Doch andere mit E-Kennzeichen haben es offenbar nicht so gut. Sie müssen auf Laternenparkplätzen, fernab von Ladestationen überwintern. Da geht offenbar vielen Freunden der Elektromobilität die Reichweite vor. Sie verzichten auf Wärme und Sicht. Komfort und Sicherheit überlassen sie trotzig den politisch unkorrekten Verbrenner-Freunden.
Mein Auto gibt sich ehrlich. Im Sommer versprach mir der Bordcomputer 600 Kilometer mit einer Batteriefüllung. Jetzt im Winter nimmt er sich zurück auf 370 km und rechnet vor, dass bei Kurzstrecken trotz der energieeffizienten Wärmepumpen-Heizung 80 Prozent der Energie für Heizung, Lüftung und Sitzheizung gebraucht werden. Ich werde sicher nicht wagen, die 370 Kilometer auszureizen und fühle mit den E-Kollegen, die nach der Devise leben: Kratzen statt Heizen. Aber im heutigen Verkehr ist das Fahren mit Guckloch keine Mutprobe mehr, sondern ein Himmelfahrtskommando. (aum)
Foto: Auto-Medienportal.Net