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CORA PONGRACZ „8 ERWEITERTE PORTRAITS“

... anzusehen im Kunstverein für Mecklenburg und Vorpommern in Schwerin



Mit „8 erweiterte portraits“ präsentiert der Kunstverein für Mecklenburg und Vorpommern in Schwerin eine Ausstellung, die das Werk der österreichischen Fotografin Cora Pongracz (1943–2003) in den Mittelpunkt stellt. Durch das Medium der Fotografie eröffnen Pongracz’ Arbeiten einen Dialog über Identität und diversitätssensible Repräsentationspolitiken. 

Für die Ausstellung in Schwerin – die erste umfassende institutionelle Präsentation von Cora Pongracz’ Fotografien außerhalb Österreichs – wird eine ihrer bedeutendsten Werkgruppen, die Serie „8 erweiterte portraits“ (1974), erstmals in ihrer Gesamtheit gezeigt. Um die Bedeutung und das Potenzial von Pongracz’ künstlerischem Schaffen im Kontext heutiger gesellschaftlicher Diskurse zu reflektieren, ist eine Reihe von zeitgenössischen Künstler:innen eingeladen, im Verlauf der Ausstellung durch eigene fotografische Arbeiten, Texte, Performances und andere Formen kritischer Intervention auf Pongracz’ Werk zu reagieren und dieses in Beziehung zu setzen.

Cora Pongracz wurde 1943 in Buenos Aires geboren. Aufgrund der jüdischen Herkunft ihrer Mutter musste die ursprünglich aus Wien stammende Familie Pongracz ins Exil nach Argentinien fliehen und konnte erst Ende der 1940er-Jahre nach Europa zurückkehren – zunächst nach England, dann nach Österreich und später nach Deutschland. Dort erhielt Cora Pongracz auch ihre fotografische Ausbildung. In der Nähe von Frankfurt am Main besuchte sie die private Fotoschule von Marta Hoepffner (1962–1963), anschließend studierte sie an der Bayerischen Staatslehranstalt für Photographie in München (1963–1964). Ihre Studienzeit fiel damit in die gesellschaftlichen Umbrüche der 1960er-Jahre. Diese erlebte sie zunächst in München und später in London, wo sie mit verschiedenen (Jugend-)Bewegungen in Kontakt kam, die als Nachkriegsgeneration gegen die etablierten Autoritäten und Wertesysteme aufbegehrten. Dazu zählte auch die Antipsychiatrie-Bewegung. 1968 kehrte Cora Pongracz schließlich nach Wien zurück, wo sie – verheiratet mit dem Dichter und Essayisten Reinhard Priessnitz – mit der dortigen Kunstszene, insbesondere der Wiener Avantgarde, in Kontakt trat.

Regionale Bekanntheit erlangte Pongracz vor allem als Dokumentaristin der Aktionen der überwiegend männlichen Protagonisten des Wiener Aktionismus. Abseits dieser Dokumentationsaufträge fand ihr eigenes künstlerisches Schaffen jedoch lange Zeit nur wenig Sichtbarkeit. Um ihren Lebensunterhalt und ein gewisses Maß an Unabhängigkeit zu sichern, übernahm Cora Pongracz regelmäßig auch Aufträge für Zeitungen, Magazine sowie Reiseliteratur. Dies geschah trotz, oder vielleicht gerade wegen, der autor:innenfotografischen Prägung ihrer Ausbildung, die sowohl vom künstlerischen Selbstverständnis der Subjektiven Fotografie als auch von der humanistischen Ausrichtung der Life-Fotografie beeinflusst war.

Die multiperspektivische Vielseitigkeit von Cora Pongracz’ Praxis zeigt sich auch innerhalb ihrer einzelnen Arbeiten. Obwohl viele ihrer Fotografien vor allem dem Genre des Porträts aber auch der Reportage zugeordnet werden könnten, verfolgt Pongracz mit ihrer künstlerischen Herangehensweise eine bewusste Erweiterung dieser klassischen Aufgaben und kanonischen Kategorien fotografischer Repräsentation. Ihren Arbeiten liegt vielmehr der Zweifel an institutioneller Autorität und dem paradigmatischen Glauben zugrunde, dass eine Person „eindeutig“ repräsentiert werden könnte – institutionell oder fotografisch. Entsprechend richtet sie ihren Blick wiederholt auf spezifische soziokulturelle Umfelder, ohne dabei auf eine Fixierung von Identität abzuzielen. Vielmehr wird Identität in ihrem Werk nicht als abgeschlossener Container, sondern als relationales Beziehungsgefüge sichtbar und produktiv gemacht. Ihre Fotografien vermitteln dabei insbesondere auch die Umstände ihres Zustandekommens, da Pongracz den Aufnahmeakt als kommunikative Handlung verstand, die weit über die Grenzen des Bildformats hinausweist – hinein in Gesellschaft, Psychologie und Politik.

Über die Jahre ihres Schaffens hinweg entwickelte Cora Pongracz eine eigene fotografische Formsprache, die diese gesellschaftspolitischen Fragestellungen dezidiert aufgriff. Ein prägnantes Merkmal ihrer Aufnahmen ist dabei die Vorliebe für transitorische Momente: Anstatt markante Posen im Bild festzusetzen, bevorzugt Pongracz Augenblicke des Übergangs und der Bewegung. Wichtige Aspekte ihrer kritischen Strategie der Hinterfragung sind dabei Ausschnitt, Wiederholung, Perspektive und Standort. Als Ausdrucksform eines feministisch informierten Blickwinkels lässt sich ihr fotografisches Vorgehen als medienreflexive Übersetzung beschreiben, durch die die Bedingungen fotografischen Darstellens auf ihre Grenzen und Anwendbarkeit hin überprüft werden.

Sehr deutlich zeigt sich dies in ihren konzeptuellen Serien, die Dispositive von Identität und Performativität reflektieren, etwa im Hinblick auf Geschlechterrollen im Spannungsfeld von Religion und Politik, sowie geprägt durch Cora Pongracz’ eigenen Lebensweg, auch in Bezug auf Fragen psychischer Verfasstheit und Inklusion. Dazu zählt die 56-teilige Serie „8 erweiterte portraits“ (1974), in der innerhalb von acht Porträts jeweils zwei Aufnahmen der ausgewählten Frauen mit fünf assoziierten Motiven kombiniert werden. Die Entscheidungen für diese assoziativen Erweiterungen stammen von den Porträtierten selbst, die damit ihre Lieblingsorte, Familienmitglieder, Gegenstände oder Unternehmungen von individueller Bedeutung ins Bild brachten und sich aneigneten – gefiltert durch Blick und Apparat der Fotografin. Die acht Frauen der Serie werden dabei bewusst nicht namentlich genannt, als bekannte Persönlichkeiten der damaligen Wiener Kunstszene sind sie jedoch identifizierbar. Mit dialogischen Arbeiten wie diesen überträgt Pongracz programmatisch die vermeintlich auktoriale Instanz an die porträtierten Frauen und unterläuft damit die tradierte Dreiecksbeziehung von Kamera, „Modell“ und Fotograf:in sowie die diskursive Fixierung der gesellschaftlichen Position der Frau auf die Sphäre des Privaten. „8 erweiterte portraits“ (1974), wie auch Pongracz’ Gesamtwerk, liegt eine durchweg diversitätsoffene und intersektionale – und damit grundlegend antifaschistische – Haltung zugrunde, dessen Relevanz heute ebenso groß ist wie zu ihrer Entstehungszeit.

Dialogausstellung mit: Seiichi Furuya
21.09.2025 – 26.10.2025
Eröffnung: 
20.09.2025, 18:00

Dialogausstellung mit: Marietta Mavrokordatou
02.11.2025 – 30.11.2025
Eröffnung:
01.11.2025, 18:00

Dialogausstellung mit: Paul Niedermayer
07.12.2025 – 11.01.2026
Eröffnung:
06.12.2025, 18:00

Kunstverein für Mecklenburg und Vorpommern in Schwerin
Spieltordamm 5
19055 Schwerin
Mi – So, 15:00 – 18:00
+49 159 017 822 51
info@kvmvsn.de
www.kvmvsn.de

Bild: Cora Pongracz, 8 erweiterte portraits (Detail), 1974. Courtesy: Fotosammlung OstLicht, Wien / OstLicht Collection, Vienna.

 


Veröffentlicht am: 01.09.2025

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