Das Berliner Kairos Quartett ist am 12. Juni 2022 in Bremen (Plantage 13) zu Gast. Dort präsentiert es sein Programm Parzen, ein Wandelkonzert mit Klanginstallationen. Die räumliche Bewegung der Musiker*innen und des Publikums macht Parzen zu einem bemerkenswerten Klangerlebnis zeitgenössischer Musik. Das Programm ist Teil der Konzertreihe LUFT I WURZELN, die das Kairos Quartett im Laufe des Jahres 2022 deutschlandweit aufführt.
Das Parzen-Programm entstand schon 2021 im Zusammenspiel mit dem Schlagzeuger Olaf Tzschoppe und dem Klangkünstler Andre Bartetzki, konnte dann aber wegen der Pandemie-Einschränkungen nicht vollständig realisiert werden. Mit Parzen schlägt das Kairos Quartett eine Brücke zur römischen Mythologie. Die titelgebenden Schicksalsgöttinnen, die die Lebensfäden der Menschen spinnen und trennen, stehen Pate für das zweite Programm der Konzertreihe LUFT I WURZELN. Das Kairos Quartett lässt durch Parzen ein dichtes musikalisches Netz aus unterschiedlichen Kompositionen entstehen, dessen Fäden verbindende, aber auch trennende Kräfte entfalten.
Andre Bartetzki schafft mit ForMal - VorSpiel - FourStrings. [2021] eine ortsspezifische Klanginstallation für diesen Abend, in der Aufnahmen des Quartetts verarbeitet werden.
Sandeep Bhagwatis nightbirdsong [2021] ereignet sich unabhängig von Ort und Zeit eines Konzertrahmens und kommt gewissermaßen über das Publikum. Es vermengt sich mit den Geräuschen des Ortes und wird im PARZEN-Programm in der Version für den kleinsten möglichen Schwarm, das Streichquartett, gespielt.
Die gerade zuvor bei den Weserfestspielen in der Klosterkirche Bursfelde erstmals zu erfahrende Klanginstallation in Form einer Pyramide Palast der Lose des Lebens [2022] des deutschen Komponisten Tobias Klich bezieht sich auf Leibniz‘ Theodizee und wird in Bremen den Abend abschließen.
Das Stück Heubris. Trunken mit GOtt [2019] für Schlagzeug und Live-Elektronik von Petros Leivadas wird von Olaf Tzschoppe gemeinsam mit dem griechischen Komponisten aufgeführt.
Die australische Komponistin Liza Lim lässt sich in Weaver’s Knot [2016] von der Webstruktur inspirieren und die vier Stimmen des Streichquartetts zu Fäden eines Gewebes werden, von denen immer nur einer vollständig hörbar ist. Dafür verstimmt sie die vier Instrumente erheblich.
Der dänische Komponist Simon Steen-Andersen, bekannt für äußerst radikale Konzepte, verbindet die koordinierten Bewegungen der Streicher in seiner Study 2 [2009] durch einen unsichtbaren Faden. Das Stück wird elektronisch verstärkt und die klanglichen Verläufe werden durch ein Whammy-Pedal der vierten Generation stark moduliert und verwandelt.
In ihrem obertonreichen Stück Vertical [2015] verwendet die Slowenin Larisa Vrhunc einen zweiten Satz Bögen, die mit Häkelfaden umwickelt einen perforierten staccatoartigen Klang erzeugen. Vertical wird in diesem Programm als Quartett und ohne die optionalen Ripieno-Spieler*innen (Orchestergruppen) im Raum aufgeführt.
Oliver Schnellers Hilbert Space [2021] ist eine Komposition im Auftrag des Kairos Quartetts, das mit Bezug zur mythologischen Vorlage der Parzen entstanden ist. Das Stück wurde am 25.06.2021 in Berlin uraufgeführt.
Kairos Quartett und LUFT I WURZELN
Seit seiner Gründung 1996 widmet sich das Kairos Quartett der Aufführung richtungweisender Kompositionen des ausgehenden 20. und des 21. Jahrhunderts und kuratiert viele Projekte selbst. Nach 25 Jahren mit weltweit zahlreichen Auftritten und diversen Tonträger-Produktionen schlägt das Berliner Ensemble in neuer Besetzung den Weg Richtung Zukunft ein. Zu den beiden Mitbegründer*innen des Kairos Quartetts, Simone Heilgendorff und Claudius von Wrochem, sind die jungen Geigerinnen Veronika Paleeva und Alicja Pilarczyk hinzugestoßen. Beide verfolgen interdisziplinäre Ansätze von Musik und Kunst, die die Ausrichtung des Quartetts mit seinen Interpretationen internationaler und multimedialer Kompositionen optimal ergänzen.
Der Titel LUFT | WURZELN der neuen vom Kairos Quartett kuratierten deutschlandweiten Veranstal-tungsreihe geht auf den Komponisten Sandeep Bhagwati zurück. In Indien geboren, aufgewachsen in Deutschland und heute zwischen Kanada, der Schweiz und Deutschland pendelnd umschreibt er mit dem Begriff Luftwurzeln sein Verständnis von Heimat. Als unabhängiges und weltoffenes sowie interna¬tional tätiges Ensemble identifiziert sich das Kairos Quartett mit dieser Beschreibung und macht die Luft¬wurzeln zum Motto für das Jahr 2022.
Das Wandelkonzert „Parzen | Schicksalswendungen“ wird durch die NEUSTART KULTUR-Förderung des Deutschen Musikrats (DMR) für Ensembles ermöglicht.
Mitwirkende
Kairos Quartett
Olaf Tzschoppe, Schlagzeug
Petros Leivadas, Klangregie (Heubris)
Anton Wassiljew, Klangregie
Tobias Klich, Klanginstallation (Palast der Lose des Lebens)
Programm (Änderungen vorbehalten)
Insel 1:
Liza Lim [*1966] • The Weaver’s Knot [2016]
Larisa Vrhunc [*1967] • Vertical [2015] Fassung für Streichquartett
Klanginstallation zwischen allen Inseln:
Andre Bartetzki [*1962] • ForMal–VorSpiel–FourStrings [2021] ortspezifische Klanginstallation
Insel 2:
Simon Steen-Andersen [*1976] • Study #2 für Streichinstrumente und Whammy-Pedal [2009]
Oliver Schneller [*1966] • Hilbert Space. für Streichquartett, Schlagzeug und Zuspiel [2021, Auftragskomposition des Kairos Quartetts]
Insel 3:
Petros Leivadas [*1990] • Heubris – Trunken mit GOtt für Schlagzeug solo und Live-Elektronik [2019]
Im Raum verteilt:
Sandeep Bhagwati [*1963] • nightbirdsong Version für den kleinsten möglichen Schwarm, das Streichquartett [2021]
Abschluss:
Tobias Klich [*1983] Palast der Lose des Lebens [2022]
Ort:
Plantage 13, 28215 Bremen
Uhrzeit:
17 Uhr
Eintritt:
Frei, Spenden willkommen,
Anmeldung per E-Mail: kontakt@tritonus-verein.de
Foto: Jeremy Knowles
Kairos Quartett in Bremen - Parzen
Schicksalswendungen - Wandelkonzert mit Klanginstallationen
Veröffentlicht am: 04.05.2022
Ausdrucken: Artikel drucken
Lesenzeichen: Lesezeichen speichern
Feedback: Mit uns Kontakt aufnehmen
Twitter: Folge uns auf Twitter
Facebook: Teile diesen Beitrag auf Facebook
Hoch: Hoch zum Seitenanfang