Für den 1992 in Lagos/Nigeria geborenen und seit seinem Studium in Frankreich lebenden Künstler und Designer Ofobuike Okudoh ist Identität ein inspirierendes Thema. In seinen Zeichnungen spiegeln sich facettenreich die lebensbejahenden inneren Auseinandersetzungen, aus denen er als Individuum und Künstler in wechselnden Lebensumständen Kraft schöpft und sich dabei mit seinen Traditionen einen starken Bezugspunkt bewahrt.
Dies geschieht im Zusammentreffen von Tinte auf Papier, in dem sich für Ofobuike Okudoh ein Gefühl der Zugehörigkeit manifestiert, aus dem sich eine tiefe Ruhe ergibt, die im Gegensatz zum bewegten Malduktus erscheint. In den Figuren und Gesichtern, die aus den wirbelnden Linien, gekritzelten Scharen und Mustern entstehen, fängt er eine besondere Spiritualität ein. Hier ist für den Künstler das Mysterium präsent, das die menschliche und insbesondere die weibliche Anatomie umgibt, gepaart mit dem Reichtum seines nigerianischen (Igbo-, Yoruba- und Benin-) Erbes. Die Titel beziehen sich auf schöpferische Kräfte, die oft mit Schönheit, Fruchtbarkeit und Stärke verbunden werden wie ein getanztes Dankgebet an eine Göttin, ein Baby, das Schutz an der mütterlichen Schulter findet, oder die Weitergabe von Wissen von einer Generation zur anderen. Die von Ornamenten und Linien gebildeten Formen lassen diese Energien spüren und verbinden sich in einer besonderen, eigenwilligen Schönheit.
Abiyamo ist die Yoruba-Übersetzung für Mutter. – Sie stellt ein prächtiges Baby dar, das sein Köpfchen an der Schulter seiner Mutter ruht, in völliger Sicherheit und im Vertrauen auf die schützenden Fähigkeiten seiner Mutter.
Adelina Sadrijaj – Choreographies of the Ordinary
In ihrem künstlerischen Schaffen befasst Adelina Sadrijaj sich vornehmlich mit ihrer Biografie und den Verstrickungen, die daraus hervorgehen. Im Kosovo aufgewachsen und sozialisiert, entwirrt sie in ihrer Malerei retrospektiv schmerzhafte Strukturen, Hierarchien, Ängste, die in ihre Identität fest verwoben sind. Im Rahmen dieser Ausstellung widmet sie sich der Familie und lädt dazu ein, gemeinsam am Tisch Platz zu nehmen.
„Choreographies of the Ordinary“ nimmt Variationen von Tischordnungen als Knotenpunkt für Familiendynamiken und -hierarchien in den Fokus. Welche Machtstrukturen kommen am Familientisch zum Augenschein? Geprägt von patriarchalen Verhältnissen kosovarischer Familien, deutet die Künstlerin bestehende Tischordnungen und Familienhierarchien als Choreografien, die Familien von Generation zu Generation ausführen und weitergeben. Einstudierte Rollen, obgleich sie sich vertraut und natürlich anfühlen. Sadrijaj eröffnet mit in ihrer Malerei ein Spannungsfeld zwischen Familienverbundenheit und Flucht, Starksein und Schuld, das in der Frage kulminiert, inwiefern ein Ausbruch aus den bestehenden Rollen möglich ist.
Mit einer kontrastreichen Farbpalette schafft die Künstlerin Bildwelten, die zwischen Traum und Albtraum schwanken. Amorphe Familienfiguren erweisen sich als persönliche Erinnerungen von Adelina Sadrijaj aus dem Kosovo gemischt mit kindlichen Fantasien. Realität, Traum, Gegenwart, Vergangenheit fließen zusammen und werden Ausgangspunkt für die Hinterfragung der Familie als solche.
Adelina Sadrijaj ist 1997 Bocholt geboren, in Kosovo aufgewachsen, und hat mit 16 ihren Weg zurück nach Deutschland gefunden. Gerade studiert sie seit 2018 an der Universität der Künste in Berlin, wo sie aktuell ihren Master (5. Semester) in der Malerei-Klasse von Prof. Thilo Heinzmann abschließt.
Galerie Hübner + Hübner
Ernst Hübner
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Bild: Ofobuike Okudoh, Aiyamo, 2022, Filzstift, Kugelschreiber und Acryl auf Papier, 100 x 70 cm
OFOBUIKE OKUDOH – BECOMING / ADELINA SADRIJAJ – CHOREOGRAPHIES OF THE ORDINARY
Die Galerie Hübner + Hübner lädt ein
Veröffentlicht am: 30.01.2025
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