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Noch ein Eierlikörchen?

Suchterkrankungen sind im Pflegefall eine besondere Gefahr



Unter Suchterkrankungen leiden Menschen nahezu jeden Alters und jeder gesundheitlichen Verfassung. Für Pflegebedürftige und Menschen in höherem Alter stellt eine Suchterkrankung allerdings in besonderer Weise ein Risiko dar, die vorhandene Gesundheit zu verlieren.

Doch der Kampf gegen die Sucht lohnt sich in jedem Alter und jeder Lebenslage. Pflegende Angehörige können sich auch zum Thema Sucht an eine Pflegeberatung wenden. Dort erhalten sie auch Tipps, das Thema anzusprechen.

Die häufigsten Abhängigkeiten im Alter bestehen laut der Stiftung Gesundheitswissen zu Alkohol, Tabak und Medikamenten. Insbesondere bei der Alkohol- und Medikamentenabhängigkeit unterscheidet sich das Muster des Konsums zu dem in jüngeren Altersgruppen. Es kommt weniger zu pointiert forcierten Rauschzuständen als zu einem beständigen Pegel über den ganzen Tag hinweg.

Alkohol wird vor allem aufgrund des im Alter geringeren Flüssigkeitsanteils im Körper zum Problem. Die Konzentration des Alkohols im Blut ist dadurch bei älteren Menschen höher und die Leber benötigt mehr Zeit für den Abbau. Hierdurch kommt es zu Erhöhung oder Reduktion der Wirkung von Medikamenten. Der epidemiologische Suchtsurvey, die derzeit aussagekräftigste Erhebung, stellt fest, dass 15 % der über 60-Jährigen einen riskanten und 13,1 % einen problematischen Alkoholkonsum aufweisen. Missbräuchlicher oder abhängiger Alkoholkonsum betrifft jeweils 1,3% der betrachteten Altersgruppe.

Eine missbräuchliche Verwendung von Schmerzmittel trifft auf 4,3 % der über 60-Jährigen zu, 3,6 % sind abhängig. Schlafmittel nehmen 0,3 % missbräuchlich und 0,2 % abhängig ein. Bei Beruhigungsmitteln liegt der Anteil des Missbrauchs bei 0,8 % und der Abhängigkeit bei 0,3 %.  

Für Pflegebedürftige ist der Einfluss einer Substanzabhängigkeit auf den Gesundheitszustand besonders relevant. So steigen beispielsweise das Sturz- und Verletzungsrisiko aufgrund der durch die Substanzen eingeschränkten Koordinationsfähigkeit. Auch kognitive Beeinträchtigungen sind möglich und die Belastung für pflegende Angehörige steigt durch das Suchtverhalten. Die noch vorhandene Selbstständigkeit leidet in der Regel unter einer Suchterkrankung und der Pflegebedarf erhöht sich.  

Die Sucht gefährdet die Versorgung in der Pflege

„In der Pflegeberatung erfahren wir immer wieder, dass Suchterkrankungen die Versorgung gefährden. Suchterkrankte neigen häufig dazu, sich nicht auf Verbindlichkeiten einzulassen und Termine schleifen zu lassen. Das bringt Schwierigkeiten in der ambulanten Pflege mit sich. Auch die Heimplatzsuche kann für Menschen mit Alkohol- oder Medikamentenabhängigkeit außerordentlich schwierig sein“, so Melania Laib, Pflegeberaterin bei compass. Man sollte darauf achten, dass das Heim die Handhabe mit Alkohol beispielsweise beim Essen abgesprochen werden kann und auch die Medikamentengabe nach Absprache mit dem Hausarzt überwacht werde, erläutert die Beraterin weiter.  

Die Pflegeberatung kann eine gute erste Anlaufstelle sein, um neben den Fragen zur pflegerischen Versorgung auch die Sucht zu thematisieren. Je besser das Umfeld der erkrankten Person in die Beratung eingebunden ist, desto besser kann die Versorgung geregelt werden. „Wir Pflegeberaterinnen und Pflegeberater können Ratsuchende auch an die vorhandenen Suchtberatungsstellen verweisen. Besonders wichtig ist es, dass die Angehörigen des Erkrankten den Kontakt mit den Suchtberatungsstellen aufnehmen“, berichtet Melania Laib.

Entgegen verbreiteter Vorurteile wie „Das lohnt sich nicht mehr“ ist längst erwiesen, dass Ältere mindestens ebenso von Beratung und Behandlung profitieren wie Jüngere. Durch Verhaltensänderungen erreichen ältere und pflegebedürftige Menschen mit Suchterkrankung oft sehr schnell eine höhere körperliche Fitness sowie eine Verbesserung der Gedächtnisleistung. Beratungsgespräche oder eine entsprechende Psychotherapie führen meist ganz unmittelbar zu einer spürbaren psychischen Entlastung und zu mehr Lebensfreude. So bilanziert beispielsweise der „Handlungsleitfaden Suchtvorbeugung im Alter 2021“ der Landesfachstelle Prävention der Suchtkooperation NRW, dass die Reduktion oder gar der Verzicht auf Suchtstoffe sich gerade im Alter lohnen. Für eine Behandlung sei es nie zu spät und sie könne kostbare Lebensjahre und Lebensqualität schenken.

Eine umfangreiche Sammlung hilfreicher Informationen und Links rund um das Thema Pflege finden Pflegebedürftige und ihre Angehörigen auf der Informationsseite www.pflegeberatung.de.

Bild:
compass private pflegeberatung

 


Veröffentlicht am: 21.01.2022

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