Erektile Dysfunktion (ED) ist die andauernde Unfähigkeit, bei sexuellen Aktivitäten eine vollständige Erektion zu bekommen oder aufrechtzuerhalten. Diese kann bei Männern sowohl körperliche als auch psychische Ursachen wie etwa Erwartungsängste oder Stress haben. Aber zählt dazu auch der Konsum von Pornografie?
Eine internationale Online-Umfrage des Kongress der Europäischen Gesellschaft für Urologiezeigt, dass nur 65 Prozent der Männer den Sex mit Partner:innen stimulierender einschätzen als Pornografie. Leistungsdruck und unrealistische Vorstellungen können zu einem verzerrten Bild von Sexualität führen und Versagensängste hervorrufen. Deswegen sollten Erektionsschwierigkeiten mit einem ganzheitlichen Ansatz behandelt werden, der allen möglichen Ursachen der Potenzstörung auf den Grund geht.
Die Urologin und Medizinische Direktorin von Kranus Health, empfiehlt den Konsum von Pornographie bei Problemen auf diesem Gebiet gegebenenfalls einzuschränken. Eine neue Therapie per App, bestehend aus individuellen körperlichen und psychotherapeutischen sowie sexualtherapeutischen Übungen, kann betroffenen Männern eine Hilfestellung sein und bietet eine langfristige Genesungsperspektive.
Pornoinduzierte Potenzstörungen sind bei jungen Patienten nicht selten. Der Konsum von erotischen Videos ist für viele Männer Teil ihres persönlichen sexuellen Verhaltens. In den meisten Fällen ist das unbedenklich. Problematisch wird die Angewohnheit erst, wenn sie zum dominanten sexuellen Erregungsmuster wird. Laut der Befragung des Europäischen Uro-Kongress haben Personen, die viele Erotikfilme schauen, weniger Spaß an „normalem Sex“. Durchschnittlich schauen die Teilnehmer etwa 70 Minuten pro Woche. Die Angaben von mehr als 3000 Probanden ergeben, dass 23 Prozent der Männer unter 35 Jahren Erektionsstörungen beim Sex mit Partner:innen haben. Pornoindustrie und Medien können ein verzerrtes, unrealistisches Bild der sexuellen Wahrnehmung verursachen. Sie tragen dazu bei, eine bestimmte Art von Erregungsmuster zu konditionieren. Dabei werden immer stärkere Reize gesetzt, die nichts mehr mit der Realität zu tun haben.
„Die ‚natürliche‘ Sexualität wirkt dann auf einmal nicht mehr so erregend“, erklärt Dr. med. Laura Wiemer, Fachärztin für Urologie und Medical Director bei Kranus Health. Einerseits normalisieren die Filme gewisse sexuelle Praktiken und frauenabwertende Bilder. Andererseits würden Ängste, nicht so lange zu können oder nicht so gut ausgestattet zu sein, geschürt. Potenzmittel seien laut der Expertin zwar eine schnelle, aber keine nachhaltige Lösung. Der ganzheitliche Ansatz von Kranus Health unterstützt Patienten, durch mentale und physische Übungen, nachhaltig die Potenzstörung in den Griff zu bekommen. Männern soll raus aus der Pornofalle und hinein in das reale Leben geholfen werden.
Wenn Sex zur Nervensache wird
Bei sexueller Erregung in Form von psychischen, visuellen und akustischen Reizen werden über den Parasympathikus Signale an den Penis verschickt, dieser ist Teil des vegetativen Nervensystems.Blutgefäße werden erweitert und der Blutfluss in den Schwellkörper erhöht, während gleichzeitig der Rückfluss des Blutes aus dem Penis verhindert wird. Neurologische Prozesse steuern, wie diese Reize erlebt werden. Das Gehirn speichert neuronale Strukturen für eine Erektion. Diese sind veränderbar und somit auch trainierbar. Wenn die Selbstbefriedigung auf eine bestimmte Art trainiert wird, zum Beispiel durch viele visuelle Reize, oder einen schnellen Orgasmus, dann wird diese Gewohnheit im Gehirn abgespeichert. Je häufiger sie abgerufen wird, desto stärker werden die Nervenverbindungen. So entstehen dominante Muster. Alternative Formen der Begierde sind dann weniger bestimmend und somit schlechter abrufbar. Wenn die dominantere Stimulation genutzt wird, wird der Penis bei der Selbstbefriedigung steif. Beim Sex mit Partner:innen hingegen wird dieses Schema vom Gehirn nicht erfasst und deshalb kommt es nicht zur Erektion. Die Fachärzte von Kranus Health empfehlen daher, den Konsum von Pornographie bei einer Potenzstörung einzuschränken, um einen neuen Zugang zur eigenen Sexualität und Lust zu erlernen.
Auslöser Erwartungsangst: Was dagegen hilft
Erektionsstörungen sind ein komplexes Problem, das mehr als eine Ursache haben kann und sollten grundsätzlich mit einem Arzt abgeklärt werden. Aber auch harmlose Auslöser können für die Flaute im Bett verantwortlich sein. Psychische Gründe wie Stress und Unsicherheit können durch Pornos verstärkt zu verzerrten, sexuellen Normen und damit Erwartungsängsten führen. Die Sorge, dass sich ein negatives Erlebnis wiederholen könnte, befeuert das Problem. Je höher die Ansprüche sind, desto mehr Druck entsteht. „Das, was wir glauben im sexuellen Bereich erreichen zu müssen, nennen wir sexuelle Norm“, so Wiemer. Diese Vorstellungen werden durch viele Faktoren beeinflusst, zum Beispiel durch Medienkonsum, das Gesellschaftsbild und individuelle biographische Erfahrungen. Die Therapie per App, KranusEdera, schafft unter anderem eine Grundlage zur Überwindung dieser Erwartungsangst, um ein sicheres Gefühl für die eigene Sexualität und das Erleben mit Partner:innen zu entwickeln. Eine Erektionsstörung sollte unbedingt ganzheitlich behandelt werden. “Eine Erektion entsteht durch die Entspannung der Blutgefäße und somit den Blutstrom in die Schwellkörper“, erklärt die Expertin. Verantwortlich dafür ist der Parasympathikus. Die Aktivierung des sympathischen Nervensystems durch Stress oder Anspannung wirkt daher hemmend auf die Erektion.
Die App KranusEdera
Das Unternehmen Kranus Health hat mit KranusEdera eine digitale Gesundheitsanwendung zur ursachenorientierten Behandlung von Männern mit erektiler Dysfunktion (ED) entwickelt, die als leitliniengerechte, voll erstattbare Therapie eine Versorgungslücke im Bereich Erektionsprobleme schließt. Nutzer der App (iPhone und Android) absolvieren ein 12-Wochen-Therapie bestehend aus Beckenbodentraining, physiotherapeutischen Übungen, kardiovaskulärem Ausdauertraining und Übungen zur Achtsamkeit und Körpererfahrung sowie sexualtherapeutischen Übungen. Patienten erhalten täglich neue Übungen, die in ihrer Intensität und Komplexität auf Basis des Feedbacks durch den Patienten personalisiert werden. Ergänzend erhalten Patienten täglich Inhalte zur Wissensvermittlung, um ihr Verständnis für die zugrundeliegenden Prinzipien der erektilen Funktion und den Einfluss von Lebensstilfaktoren, wie z.B. Ernährung oder Stress, zu verbessern. KranusEdera basiert auf dem Prinzip des digitalen Coachings, das persönliche multidisziplinäre Rehabilitation ermöglicht. Der multidisziplinäre Ansatz beinhaltet mehrere Therapieelemente, deren Wirksamkeit in der Behandlung von erektiler Dysfunktion in der Fachliteratur vielfach belegt ist.
Kranus Health
Kranus Health löst die gesundheitlichen Probleme von Männern, über die keiner spricht. Dafür entwickelt Kranus Health digitale Therapien im Bereich Männergesundheit. Mit KranusEdera hat das Unternehmen, die erste digitale Gesundheitsanwendung (DiGA) als voll erstattungsfähige “App auf Rezept” zur Behandlung von Erektionsproblemen und ihren Ursachen auf den Markt gebracht. Kranus Health ist unter der wissenschaftlichen Leitung von Prof. Dr. Kurt Miller, ehemaliger Chefarzt der Urologie an der Berliner Charité, gegründet worden. Die Mitgründer und Co-CEOs Jens Nörtershäuser& Thilo Kleinschmidt kennen sich seit vielen Jahren über ihre gemeinsame Zeit bei McKinsey. Nikolay Dimolarov (u.a. Celonis) ergänzt das vierköpfige Gründerteam als Chief Technology Officer. Inzwischen besteht das internationale Team bei Kranus Health aus über 50 Mitarbeitenden, die an den Unternehmensstandorten München und Berlin tätig sind. Das Unternehmen plant die Entwicklung weiterer digitaler Therapien und die Internationalisierung, um die Gesundheitsversorgung für Männer auf der ganzen Welt zu verbessern.
Foto: Katerina Kepka
Reiz und Risiko
Erektionsstörung durch Pornos?
Veröffentlicht am: 19.07.2022
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