Alle paar Wochen geistern neue Themen durch die Medien. Vieles ist ziemlicher Unsinn, aber bei manchen Themen sollte man wirklich genauer hinhören und hinschauen.
Vielleicht haben Sie schon mal den Slogan: „Sitzen ist das neue Rauchen“ gehört oder gelesen. Das ist ein Begriff, den sich auch Professor Dr. Joachim Grifka, Direktor der Orthopädischen
Universitätsklinik Regensburg am Standort Bad Abbach, zu eigen gemacht hat.
Professor Dr. Joachim Grifka:
Wir sind in Deutschland eine Sitzgesellschaft. Der Dienstleistungsanteil hat einen hohen Stellenwert. Aber auch sonst ist Arbeiten im Sitzen Gang und gäbe. Rechnerarbeitsplätze! Sitzen ist das neue Rauchen. Das Problem der Sitzbelastung, also eine konstante Belastung der Lendenwirbelsäule durch das Gewicht des Oberkörpers.
Fachleute raten daher schon lange zu einem „bewegten Sitzen!“ Übersetzt heißt das, man sollte nicht allzu lange in einer starren Haltung sitzen, sondern sich bewegen, aber auch, dass man auf die Qualität und Funktionalität des Stuhles achten sollte.
Professor Dr. Joachim Grifka:
Man muss sich die Anatomie der Lendenwirbelsäule vor Augen halten. Sie besteht aus einzelnen Wirbelkörpern mit dazwischen gelagerten Bandscheiben und ist sehr beweglich in alle Richtungen. Zusätzlich muss nun das Gewicht des Oberkörpers getragen werden und insbesondere bei einer Hohlwölbung der Lendenwirbelsäule durch eine sogenannte Lordosenstütze wird eine ganz ungünstige Scherbelastung im Bereich der unteren Lendenwirbelsäule ausgelöst, was zu Beschwerden führt und bis hin zu Einengungen der Hüftgelenke.
Dies ist deshalb wichtig, weil so das Gewicht des Oberkörpers abgefangen wird und nicht auf den einzelnen Bandscheiben und den knöchernen Strukturen der Lendenwirbelsäule ruht. Da stellt sich natürlich die Frage, wie man dieses Problem lösen kann.
Professor Dr. Joachim Grifka:
Deswegen ist es wichtig, dass die Lendenwirbelsäule nicht im Hohlkreuz ist, was durch eine Lordosenstütze bewirkt wird. Stattdessen sollte die Lendenwirbelsäule gerade sein, gestreckt sein, und das Gewicht des Oberkörpers muss abgefangen werden durch eine Thoraxstütze, also eine Abstützung des Oberkörpers. Das ist eine absolute Innovation. Da muss ein Umdenken stattfinden.
Prof. Grifka ist seit langem nicht nur für die Entwicklung innovativer Behandlungsmethoden und Operationstechniken bekannt, sondern auch für sonstige Lösungen orthopädischer Probleme. Für dieses Problem hat er eine spezielle Thoraxstütze entwickelt, die eine aufrechte Sitzhaltung
unterstützt und die aktuell auf der Orgatec in Köln bei einem Bürostuhl der Firma Wagner vorgestellt wird. Dass richtiges Sitzen nicht nur im „normalen“ Büro, sondern auch im Home-
Office wichtig ist, versteht sich von selbst!
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