Bis 2. März 2025 dreht sich im Kunstmuseum Moritzburg Halle (Saale) alles um die Kunst und Kultur der Frührenaissance in Mitteldeutschland. Mehr als 250 Werke von über 70 privaten und öffentlichen internationalen Leihgebern lassen in der neuen Sonderausstellung eine der bewegendsten Epochen der deutschen Geschichte erlebbar werden.
Vor Ort in Mitteldeutschland hat sich von der Kunst jener Zeit nur wenig erhalten, sodass die Sonderausstellung eine seltene Zusammenschau der Kunst der Frührenaissance in der Region bietet. Vieles kehrt nach Jahrhunderten erstmals wieder in die Region der einstigen Bestimmung zurück. Hierfür stellt die Moritzburg als just in dieser Zeit errichtete erzbischöfliche Residenz in einer selbstbewussten bürgerlichen Handelsstadt den idealen Rahmen dar.
"Wir freuen uns sehr, dass so viele Leihgeber dieses ehrgeizige Projekt, an dem wir über 10 Jahre hinweg gearbeitet haben, unterstützen und es so ermöglichen, diesen Teil der dezentralen Landesausstellung Sachsen-Anhalt Gerechtigkeyt 1525 zu einem würdigen Übergang in das Gedenkjahr „Gerechtigkeyt. Thomas Müntzer & 500 Jahre Bauernkrieg“ werden zu lassen. Großer Dank gilt auch dem Land Sachsen-Anhalt und der Beauftragten des Bundes für Kultur und Medien für die finanzielle Unterstützung, ohne die solch ein anspruchsvolles Projekt nicht möglich wäre." Thomas Bauer-Friedrich, Direktor Kunstmuseum Moritzburg Halle (Saale)
Zur Ausstellung
Die Ausstellung liefert einen umfassenden Blick auf die Kunst und Kultur in der mitteldeutschen Region in einer Zeit umfassenden Wandels. Zentrale Person ist Ernst II. von Sachsen (1464–1513): Sohn des sächsischen Kurfürsten Ernst I. aus dem Haus Wettin, seit 1476 Erzbischof von Magdeburg, seit 1479 zudem Administrator des Bistums Halberstadt. Ehrgeizig war ab den späten 1480er Jahren seine Ausgestaltung Halles zur herrschaftlichen Residenzstadt mit der Moritzburg, einem der frühesten Schlossbauten in Mitteldeutschland, wo im ausgehenden Jahrhundert immer noch der spätgotische Stil dominierte. Der Landesherr und Kirchenfürst steht mit den anderen Bischöfen und Fürsten, auch mit seinen Brüdern Friedrich dem Weisen und Johann dem Beständigen, in produktiver Konkurrenz.
Die gesellschaftlichen und künstlerischen Prozesse der Zeit um 1500 finden in einem Spannungsfeld zwischen Bewahrung der Traditionen und gravierendem Modernisierungs- und Veränderungsdruck der Gesellschaft statt, was zu den beiden Großereignissen Reformation und Bauernkrieg führte. Der damit einhergehende Wandel von spätmittelalterlicher Kontinuität zu frühneuzeitlichem Aufbruch ist eng mit dem kulturellen Transfer des neuen Stils der Renaissance aus Italien nach Mitteldeutschland verbunden.
Neue Residenzen entstehen, Heiltümer werden gesammelt und in kostbare Reliquiare gehüllt, die Geschichte wird entdeckt und Wissen angereichert. Die Fürsten beauftragen namhafte Künstler aus Italien und Süddeutschland, die neue Impulse in die Region bringen. So wird in Wittenberg der Venezianer Jacopo de‘ Barbari Hofkünstler. Sein Nachfolger Lucas Cranach der Ältere wird den neuen Stil prägen. Viele weitere Künstler greifen die Impulse auf und schaffen zusammen einen ganz eigenen Stil: die mitteldeutsche Frührenaissance. Sie befassen sich mit Fragen der Komposition und Perspektive, schaffen große Altartafeln und intime Porträts, erkunden den menschlichen Körper und stehen dank der neuen Möglichkeiten der Druckgrafik in einem regen Austausch.
Werke
Werke von Künstlern wie Albrecht Dürer, Martin Schongauer, Jacopo de’ Barbari und natürlich Lucas Cranach dem Älteren ebenso wie selten gezeigte Grafiken und kostbare Preziosen werden das Publikum in ihren Bann ziehen.
Kurator
Philipp Jahn
Auf der Basis eines Gesamtkonzepts für die Ausstellung sowie den Katalog von Gastkurator Prof. Dr. Dr. Tacke unter Mitwirkung von Dr. Barbara Leven.
Medienstation
Neben den einzigartigen Kunstwerken wartet die Ausstellung mit drei Medienstationen auf, worunter die erstmals als 3D-Modell erfahrbare prunkvolle Grablege Ernsts II. von Sachsen in der Marienkapelle zwischen den Westtürmen des Doms und die ebenfalls erstmals als 3D-Modell visualisierte frühe Baugeschichte der Moritzburg zwischen 1488 und 1550, mithin vor den Zerstörungen des Dreißigjährigen Kriegs, hervorstechen.
Maria-Magdalena-Kapelle
Mit der Moritzburg als frühneuzeitliche Vierflügelanlage und erzbischöflicher Residenz findet die Ausstellung an und in einem absolut authentischen Ort statt, zu dem auch die Maria-Magdalena-Kapelle gehört, in der Ernst II. von Sachsen seine Reliquiensammlung, das Hallesche Heiltum, zusammentrug und aufbewahrte und für die er Hans Baldung Grien in Nürnberg mit der Herstellung zweier Altäre im neuen Stil der Renaissance beauftragte. Die Kapelle ist während der Laufzeit der Ausstellung täglich außer Mittwoch und außerhalb der Gottesdienste der SELKGemeinde von 12 bis 18 Uhr geöffnet.
Korrespondenzorte
Korrespondenzorte der Ausstellung sind die Moritzkriche in Halle (Saale), der Dom in Magdeburg und Dom und Domschatz in Halberstadt. Die Ausstellung ist Teil der dezentralen Landesausstellung zum Gedenkjahr „Thomas Müntzer & 500 Jahre Bauernkrieg“ – Gerechtigkeyt 1525.
Audioguide
Durch die Ausstellung führt ein Audioguide.
Katalog
Zur Ausstellung erscheint im E. A. Seemann Verlag ein umfangreicher Katalog mit über 300 Abbildungen.
Verfügbar ab 20.12.2024. Vorbestellungen über die Website des Museums oder an der Museumskasse. Preis: 35 Euro im Museumsladen, 45 Euro im Buchhandel
Kunstmuseum Moritzburg Halle (Saale)
Friedemann-Bach-Platz 5
06108 Halle (Saale)
T: +49 34521259-12
F: +49 345 20299-90
M: +49 152 31081006
www.kunstmuseum-moritzburg.de
www.kulturstiftung-st.de
Bild: Lucas Cranach d. Ä.: Maria mit Kind und Johannesknaben, um 1512–1514, Tempera oder Öl auf Kreidegrund, 67,5 x 45,4 cm, Leihgabe der Bundesrepublik Deutschland, Veste Coburg, Kunstsammlungen
Foto: Kunstsammlungen der Veste Coburg
FRÜHRENAISSANCE IN MITTELDEUTSCHLAND — MACHT. REPRÄSENTATION. FRÖMMIGKEIT
Ausstellung im Kunstmuseum Moritzburg Halle (Saale)
Veröffentlicht am: 08.12.2024
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