Zum Nikolaus gehören ganz sicher nicht nur für mich die Nikolausstiefel. Ich hoffe, Ihre waren heute früh voller Leckereien. Da macht es Sinn, bei der Schuhauswahl genauer aufzupassen. Solche wie auf dem Foto sind sicher toll und der Nikolaus hat auch seinen Spaß dabei, doch füllen kann man die nur schlecht.
Ich war da als Kind deutlich kreativer. Ich fand das nämlich ziemlich ungerecht, dass mein Vater soooooo große Stiefel hat und ich so kleine. Um die Ungerechtigkeit wenigstens etwas auszugleichen, stellte ich mal zwei Paar Stiefel raus, mal bemächtigte ich mich des zweiten Paar Stiefels meines Vaters und schrieb sichtbar „Helmut“ darauf. Also ich muss sagen, dass mein Nikolaus durchaus den Wink mit der Schuhbürste verstand und immer brav alle meine Stiefel füllte.
Nun war ja hinlänglich bekannt, dass der Nikolaus nur die Kinder mit seinen Gaben bedenkt, die als artig durchgingen. Daran hatte man als Kind ja immer so seine Zweifel, beziehungsweise wurde man immer wieder auf Typen mit Kontrollwahn wie eben Nikolaus hingewiesen. Obwohl die totale Überwachung damals höchstens in Romanen vorkam – die ich als Kind aber noch nicht las – war ich mir sicher, dass ich permanent überwacht wurde.
Was tun? Meine Mutter erzählte noch Jahrzehnte später davon, dass ich mal mein Zeugnis zu den Stiefeln gelegt hatte. Damals wurde noch „Betragen“ zensiert und ich hatte da eine Eins. Die bekommt – so meine logische Schlussfolgerung - nur ein braves Kind, was den Nikolaus positiv stimmen müsste. Geklappt hat es auf jeden Fall.
Doch einen war klar: Stiefel, die nicht auf Hochglanz poliert waren, werden vom Nikolaus ignoriert. Da setzte man sich schon als Dreikäsehoch mit Papa hin und putzte Schuhe. Das war ja ohnehin die Aufgabe der Kinder. Ich freute mich immer darauf, denn mein Vater half mir dabei – eine richtige Vater-Sohn-Geschichte.
Und heute? Wer putzt da noch Schuhe? Die hält man mal kurz unter das Wasser und sauber ist der Schuh. Unter meinen mehr als 30 Paar Schuhen sind lediglich fünf, die noch klassisch geputzt werden müssen.
Was machen die Kinder heute nur, um dem Nikolaus zu zeigen, dass sie zu den Artigen ihrer Art gehören? Betragen-Zensuren gibt es nicht mehr. Sie haben auch keine Stiefel mehr, deren Ganz davon kündet, wie toll sie die geputzt haben. Ob ein Auszug aus dem Erziehungsregister reicht? Vielleicht gibt es ja eine Artig-APP oder man sendet dem Nikolaus eine WhatsApp, in dem man bekundet, dass man sich zumindest mehrheitlich darum bemüht hat, kein Ekel zu sein. Ich befürchte, dass der Nikolaus heute eher in den sozialen Medien mit Robots nach artigen Kindern fanden lässt. Na, da der Nikolaus ein Heiliger ist, wird dem schon was einfallen.
Manchmal hatten wir das als Kinder früher doch einfacher als der Nachwuchs heute.
Wenn ich so zurück blicke, hat sich einen kaum geändert – das Frühstück. Das mache ich jetzt für meine Nikoläusin und mich.
Ihnen wünsche ich ein genussvolles Nikolaus-Frühstück.
Foto: Pixabay
Morgengruß von Helmut Harff: Der Stiefel machts
... nicht nur an Nikolaus
Veröffentlicht am: 06.12.2019
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