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E-Fuels (5)

Die Suche der Ölkonzerne nach Ersatz für Erdöl

(Hans-Robert Richarz, Auto-Medienportal.Net) Es scheint paradox, wenn sich große Mineralölkonzerne Gedanken darüber machen, ob und wie eine klimafreundliche Mobilität ohne Kraftstoffe funktionieren kann, deren Ursprung nicht aus fossilen Quellen stammt.

Sägen sie etwa selbst ausgerechnet an dem Ast, auf dem sie seit fast eineinhalb Jahrhunderten bequem und ertragreich sitzen? Nein, im Gegenteil.

Wolfgang Langhoff, Vorstandsvorsitzender der BP Europa SE sagte auf dem vom Düsseldorfer „Handelsblatt" organisierten Autogipfel Ende Oktober im Stuttgarter Porsche Museum: „Unser Unternehmen wurde vor 120 Jahren gegründet. Die Strukturbrüche dieser langen Zeit haben wir insgesamt gut bewältigt. Der Wandel ist uns nicht fremd. Wir sind optimistisch, dass uns das auch für die kommenden Dekaden mit all den Veränderungen in der umfassenden Energie- und Mobilitätswelt gelingen wird."

Die Zukunft der Mobilität, so meint Langhoff, würde aus einem Mix verschiedener Technologien bestehen: „In Deutschland hat die BP-Tochter Aral als Marktführer bereits in diesem Jahr erste Ultraschnellladesäulen für E-Autos eröffnet und gehört damit zu den ersten Anbietern für ultraschnelles Laden an Tankstellen." Doch das sei nur eine Seite der Medaille. „Unabhängige Studien zeigen, dass der Verbrennungsmotor weiterhin eine wichtige Rolle spielen wird", so der BP-Chef, „wenn auch zunehmend im Zusammenspiel mit Elektromotoren und in Kombination mit Bio- sowie synthetischen Kraftstoffen. Die Infrastruktur ist sofort nutzbar und eine Beschleunigung der CO2-Reduzierung kann erfolgen."

Schon vor einem Jahr nutzte BP weltweit erstmalig in einer Raffinerie regenerativen Wasserstoff zur Kraftstoffproduktion. In einem dreißigtägigen Demonstrationsprojekt zeigten die Ingenieure der BP Lingen aus dem Emsland, dass der Einsatz erneuerbarer Komponenten in einer Erdölraffinerie möglich ist. Der grüne Wasserstoff wurde von der Audi Industriegas GmbH in Werlte mit Hilfe der Power to Gas-Technologie unter ausschließlicher Nutzung von erneuerbaren Energien hergestellt.

In Lingen sollen zukünftig synthetische Kohlenwasserstoffe aufbereitet und grüner, klimaneutraler Flugkraftstoff hergestellt werden. Aus den verbleibenden Nebenprodukten soll gleichzeitig grüner Diesel entstehen, der als Kraftstoff für Lkw und Transportschiffe verwendet werden kann. Hinter dem Projekt steht das Konsortium GreenPower2Jet (GP2J), zu dem unter anderem die BP Lingen, die Air BP, Airbus, und das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) stehen.

Geplant sei, die Projektidee über eine Förderdauer von fünf Jahren zu verwirklichen. Nach einer sechsmonatigen sogenannten Pre-Engineering-Phase soll im Einvernehmen der Partner bis zum Jahr 2021 oder 2022 eine industrielle Power-to-Liquids-Anlage auf Basis der sogenannten Fischer-Tropsch-Synthese beim Material-Science-Unternehmen Dow in Stade entstehen.

Neben BP forschen natürlich auch andere Mineralöl-Spezialisten an neuen Kraftstoffen für die mittlere und ferne Zukunft. So hat auch die Europäische Kommission in ihrer jüngsten langfristigen Klimastrategie anerkannt, dass „die Elektrifizierung durch den Einsatz erneuerbarer Energien allein nicht das einzige Wundermittel für sämtliche Verkehrsträger sein wird". Der Weltklimarat hebt die wichtige Rolle hervor, die Biokraftstoffe sowie andere alternative Kraftstoffe wie Wasserstoff und E-Fuels spielen können, die in einigen wissenschaftlichen Prognosen bis 2050 über 50 Prozent der im Verkehr genutzten Energie ausmachen könnten. Die Welt muss sich also auf neue Motoren, neue Kraftstoffe und neue Technologien einstellen.

Der US-amerikanische Mineralölkonzern Exxon, Muttergesellschaft von Esso Deutschland, beschäftigt sich beispielsweise mit einem breiten Spektrum an Forschungsprogrammen für Biokraftstoffe, darunter etwa im Bereich Algen, sowie Programme zur Umwandlung alternativer, nicht zum Verzehr geeigneter Rohstoffe in moderne Biokraftstoffe.

Gegenüber herkömmlichen Biokraftstoffen haben Biokraftstoffe aus Algen den Vorteil, dass sie in Salzwasser wachsen und auch bei schwierigen Umweltbedingungen gedeihen, ohne Flächen für die Lebensmittelproduktion oder große Mengen an Süßwasser zu beanspruchen. Aus Algen gewonnenes Öl kann möglicherweise auch in normalen Raffinerien zu Kraftstoffen weiterverarbeitet werden, die sich nicht von herkömmlichem Dieselkraftstoff mit hoher Energiedichte unterscheiden. Das Öl lässt sich eventuell auch als Ausgangsmaterial für die Herstellung von Chemikalien nutzen.

Zu Biokraftstoffen der ersten Generation, die aus essbaren Feldfrüchten wie zum Beispiel Mais gewonnen werden, gibt es eine rege Debatte. Nicht nur, weil es unethisch ist, angesichts hungernder Menschen auf der Welt Nahrungsmittel auf Umwegen zur Mobilität einzusetzen. Darüber hinaus ist zwar der direkte Ausstoß von Treibhausgasen während des Lebenszyklus dieser Stoffe niedrig. Doch einschließlich einer veränderten Nutzung von Forst- und Agrarflächen könnte es zu einem insgesamt höheren Ausstoß an Treibhausgasen als bei Kraftstoffen auf Erdölbasis führen.

Aus diesem Grund treibt ExxonMobil die Erforschung von Biokraftstoffen der zweiten Generation voran und will herausfinden, wie man sie zukünftig bestmöglich nutzen kann. Biokraftstoffe der zweiten Generation sind solche, die aus nicht essbaren Feldfrüchten, aus Rückständen von Feldfrüchten oder aus biologisch erzeugtem Gas hergestellt werden und daher das Nahrungsmittelangebot nicht belasten. Beispiele hierfür sind Algen, Maisstängel, Rutenhirse oder Methan, das von Mikroben in Mülldeponien erzeugt wird.

Esso-Konkurrent punktet derweil mit Shell GTL Fuel, einem innovativen synthetischen Dieselkraftstoff, der aus Erdgas gewonnen wird. Er verbrennt sauberer als herkömmlicher Dieselkraftstoff auf Erdölbasis und produziert somit weniger Emissionen. Außerdem ist GTL Fuel nicht giftig, geruchsarm, leicht biologisch abbaubar und besitzt angeblich ein geringeres Gefährdungspotenzial. Das liegt daran, dass GTL Fuel praktisch keinen Schwefel und keine aromatischen Verbindungen enthält und eine höhere Cetanzahl aufweist. Shell GTL Fuel kann ohne Modifikation in vorhandenen Dieselfahrzeugen eingesetzt werden und wird bislang für gewerbliche Dieselabnehmer auf dem deutschen und niederländischen Markt angeboten.

Während ein großer Teil der Mineralölwirtschaft und der Autoindustrie an hochwertigen synthetischen Kraftstoffen arbeiten, die nicht aus Erdöl, sondern aus und mit regenerativen Energiequellen hergestellt werden, begrüßt der deutsche Tankstellen-Interessenverband (tiv) die Entwicklungen weniger aus klimatischen oder umweltpolitischen Überlegungen, sondern aus einem ganz anderen Grund. So ist vom tiv in Neustadt an der Weinstraße zu hören: „Die Einführung eines solchen Kraftstoffs würde den Marketing- und Angebots-Mix im oberen Preissegment an der Zapfsäule sinnhaft ergänzen und zusätzliche Umsätze sowie Gewinnmargen eröffnen."

Foto: Auto-Medienportal.Net

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Veröffentlicht am: 11.01.2020

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