Gestern hörte ich mal eine Radiosendung, in der das Wort Corona nicht einmal verklausuliert vorkam. Das ist auch nicht weiter verwunderlich, denn es ging um Otto Reutter. Ja, das ist jener Dichter und Sänger von dem wir viele seiner 400 bekannten Couplets bis heute mitsingen können.
Was mich beim Hören der teilweise bis zu 100 Jahre alten Songs von Otto Reutter zuerst faszinierte hat, ist, dass sehr viele davon heute geschrieben worden sein könnten. Will sagen, dass wir Menschen uns seit 100 Jahren kaum geändert haben. Der in Gardelegen Geborene besingt die Frau, die nichts anzuziehen hat, er besingt die Frau, die so lange im Modegeschäft zubringt, dass ihr draußen wartender Mann bereits seine letzte Reise ins Leichenschauhaus angetreten hat. Wobei, gibt es heute noch Leichenschauhäuser?
Reutter besingt den Maurer, der zum Feierabend mit dem Stein auf der Leiter steht – es ist immer noch der selbe, den er zum Arbeitsbeginn in die Hand nahm - und sich dann zwischen Arbeit und Pflichtgefühl entscheiden muss. Es gab also damals schon das Tarifrecht.
Schon vor fast 100 Jahren riet er den Frauen „Nehm Se ’n Alten“. So ganz aus der Welt ist dieser Rat sicher bis heute nicht. Noch immer ist es nicht die Regel, dass eine Frau jenseits der 40 sich für einen zwanzigjährigen Jüngling am Beginn seiner Mannwerdung entscheidet.
Als Wahlberliner, der im gerade gegründeten Großberlin seine großen Erfolge feierte, besang er die Größe von Berlin, aber auch die Macken der Stadt, die aus allen Nähten zu platzen drohte. Diese Lieder sind so aktuell wie kaum ein anderes über die Hauptstadt.
Und dann ist da wohl sein bekanntestes Couplet „In 50 Jahren ist alles vorbei“. Dieses Werk aus der Feder von Otto Reutter hat das Zeug, die Hymne der Coronazeit zu sein. Das geht schon in der ersten Strophe los, die so beginnt:
Denk stets, wenn etwas dir nicht gefällt:
"Es währt nichts ewig auf dieser Welt!"
Der kleinste Ärger, die größte Qual
Sind nicht von Dauer, sie enden mal!
…
Das machen wir gerade fast alle sehr brav, auch wenn das Murren schon lauter wird.
Ist das nicht superaktuell?
Und schafft dir die Politik Verdruss:
Es kommt ja doch alles, wie's kommen muss!
Heut' haben wir die, morgen jene Partei,
…
Auch für Menschen, die wirklich schwer erkrankt auf der Intensivstation liegen hat Otto Reutter einen Trost:
Vorm Tode sich fürchten, hat keinen Zweck –
Man erlebt'n ja nicht, wenn er kommt, ist man weg!
…
Und wie endet das Couplet?
Und in fünfzig Jahren ist alles vorbei –
Du Rindvieh, dann iss es vorbei!
Was soll man da noch sagen? Vielleicht noch das:
Und hast Du ein Brötchen, dann iss es auf,
Und hast Du ne Frau, so freu Dich drauf,
denn in fünfzig Jahren ist alles vorbei.
Das ist nicht von Otto Reutter, aber ich mache das jetzt – mit der Besten Frau der Welt.
Ich wünsche Ihnen ein genussvolles Frühstück und Gesundheit.
Gratulation allen, die heute Namenstag haben: Markus Ev., Erwin
Foto: Pixabay
Morgengruß von Helmut Harff: In 50 Jahren ist alles vorbei
... dichtete einst Otto Reutter
Veröffentlicht am: 25.04.2020
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