Dieser 1. Mai ist so speziell, dass sich wohl niemand daran erinnern kann, dass es schon einmal einen ähnlichen gegeben hat. In einem Kommentar hörte ich einen Vergleich mit dem 1. Mai 1945. Doch mit dem kann und will ich den heutigen Tag nun doch nicht vergleichen. Manches geht nun doch einfach nicht.
Ja, heute ist ein Feiertag, heute ist der Tag der Arbeit, heute ist der Tag, an dem der Maibaum aufgerichtet wird, an dem man zur Demo geht. In anderen Zeiten hätten Millionen Menschen das verlängerte Wochenende für einen Kurzurlaub, für einen Trip genutzt. Noch vor einem Jahr hätte die Polizei eine erste Bilanz der Walpurgisnacht – der vor dem 1. Mai - gezogen. Am 1. Mai hätte jeder Polizist in diesem Land Dienst in Kampfuniform und an vielen Stellen würden nicht nur Müllcontainer brennen.
Da wo nicht randaliert wird, wären Familien unterwegs, man würde sich zum Grillen treffen, Party am Strand, auf dem Campingplatz oder sonstwo machen. Es gäbe überall Musik und das Bier liefe in Strömen. Einige würden sich sogar auf der Suche nach dem Maikäfer machen und traurig den Reinhard Mey-Song „Es gibt keine Maikäfer mehr“ summen.
Und heute? Da wären sehr viele schon froh, wenn sie wieder normal arbeiten könnten, wenn sie liebe Menschen, ja, wenn sie sogar den Depp vom Büro nebenan wiedersehen würden. Heute wäre man froh, wenn man einfach mal jemand in den Arm nehmen könnte, wenn man nicht doppelte Armlänge Abstand halten müsste.
Tag der Arbeit – das hat 2020 wirklich weltweit einen ganz anderen, hoffentlich nie wiederkehrenden Klang. Wer möchte schon noch einmal erleben, wie ein fieser Virus einfach mal so zur der größten Spaßbremse der Menschheit mutiert und wir ähnlich hilflos darauf reagieren, wie ein Maikäfer, der auf dem Rücken liegt. Beide sind wir absolut hilflos und sehen gerade unserem Ende entgegen. Na ganz so schlimm steht es um die Menschheit ja noch nicht. Selbst wenn man vielfach eher sehr emotional auf die Bedrohung reagiert, setzt man ja doch auf das, was uns Menschen eben auch aus macht – auf unsere Vernunft.
Doch die Vernunft reicht allein nicht aus. Da ist ja noch eines, was uns vom Virus unterscheidet – unsere Intelligenz. Die schert sich nicht darum, dass heute Feiertag ist. Auch heute rattern die Gehirne, sind Menschen auf der Suche nach Auswegen aus der Krise, auf der Suche nach Impfstoffen. Das lässt mich hoffen, hoffen darauf, dass man durch die Krise lernt, dass Vernunft und Intelligenz wirklich das sind, auf das wir Menschen setzen sollen.
Emotionen, die uns einst auch zu einem 1. Mai 1945 geführt haben, sind in zwischenmenschlichen Beziehungen ganz sicher unabkömmlich, doch wenn wir uns als Menschheit und unsere Erde als Ort für jedes Leben bewahren wollen, dann sollten wir vor allem auf Vernunft und Intelligenz setzen. Wenn wir das tun, dann brennen keine Müllcontainer, landet niemand volltrunkend in der Notaufnahme, prügeln sich keine besoffenen Kumpels und die Polizei braucht auch keine Wasserwerfer und Schlagstöcke.
Machen wir uns lieber zu zweit auf, Maikäfer zu suchen. Die Beste Frau der Welt und ich tun das nach unserem Frühstück erst auf dem Golfplatz und dann im Garten.
Ich wünsche Ihnen ein genussvolles Feiertags-Frühstück und Gesundheit.
Gratulation allen, die heute Namenstag haben: Josef d. Arbeiter, Arnold
Foto: Pixabay
Morgengruß von Helmut Harff: Der 1. Mai 2020
Den sollte es nie wieder geben
Veröffentlicht am: 01.05.2020
Ausdrucken: Artikel drucken
Lesenzeichen: Lesezeichen speichern
Feedback: Mit uns Kontakt aufnehmen
Twitter: Folge uns auf Twitter
Facebook: Teile diesen Beitrag auf Facebook
Hoch: Hoch zum Seitenanfang