Der 8. Mai ist für mich und wohl nicht nur für mich ein problemtischer Tag. Am 8. Mai 1945 endete für Deutschland der 2. Weltkrieg. Heute feiern wir den als "Tag der Befreiung".
Politiker, aber nicht nur die reden angesichts dieses „Jubiläums“ gern vom „Tag der Befreiung“. Heute werden wir also wieder vielfach hören, dass am 8. Mai 1945 Deutschland vom Hitlerfaschismus befreit wurde. Manche reden etwas ehrlicher davon, dass an diesem Tag die Deutsche Wehrmacht bedingungslos kapituliert hat oder schlicht vom Ende des 2. Weltkrieges. Man müsste bei letzter Aussage wohl noch hinzufügen „in Europa“.
Ich bekomme schon seit Jahrzehnten immer dann Bauchschmerzen, wenn vom „Tag der Befreiung“ die Rede ist. Wer wurde da befreit? Das waren die versteckten Juden und die anderen, die auf den Todeslisten der Deutschen standen, das waren die Insassen von Konzentrationslagern und Gefängnissen. Doch wurden die Deutschen befreit? Wie kann man ein Volk befreien, in denen bis heute nahezu alle die Täter sehen, die sehen, die den Krieg vom Zaum brachen und Millionen Menschen auf dem Gewissen haben? Wie kann man ein Volk befreien, dass in sehr weiten Teilen viel zu lange an den Endsieg geglaubt hat? Wie kann man ein Volk befreien, dass einem Massenmörder zujubelte? Wie kann man ein Volk befreien, dessen Armee bedingungslos kapitulierte?
Mich erinnert das fatal an das Theaterstück "Ich bin`s nicht, Adolf Hitler ist es gewesen". Wäre der 8. Mai nicht die völlige Niederlage sondern wirklich ein „Tag der Befreiung“, so wären wir Deutsche, die Deutschen damals ja die Opfer und nicht die Täter. Nein, nicht Hitler ist es gewesen, sondern vor allem die, die ihn gewählt haben, die im gefolgt sind, die eben viel zulange in den Ruf „Führer befehl, wir folgen Dir“ einstimmten.
Nein, die Deutschen wurden 1945 nicht befreit und wenn überhaupt, dann von sich selber, wenn das möglich wäre. Damals kannten die Deutschen wohl nur zwei Gefühle – dass das alles vorbei ist und die Angst vor der Zukunft. Was würde passieren? Würde man sich rächen? Würde man für alles, was man angerichtet hat, wie nach dem 1. Weltkrieg aufkommen müssen? Wird es Deutschland überhaupt noch geben, wird man unter den Siegern aufgeteilt? Alle Fragen kann man getrost mit ja beantworten.
Doch was feiern wir dann heute? Feiert man eine bedingungslose Kapitulation? Feiert man, dass man am Tod von Millionen Menschen schuld ist, dass das Land besetzt wurde? Ich kann nicht verstehen, dass man heute feiert. Richtig ist, sich an dieses Datum zu erinnern. Denn wer sich an die Toten, an die zerstörten Städte und Orte erinnert, an den totalen Zusammenbruch und seine Folgen erinnert, der wird hoffentlich nicht so verrück sein, noch einmal einem Führer – ob gewählt oder nicht – zu folgen.
Soviel zu meiner Hoffnung, die allerdings nicht sehr groß ist, denn man glaubte ja nach dem so fürchterlichen 1. Weltkrieg auch, dass es nie wieder einen Krieg geben wird. Wir wissen, dass der 2. Weltkrieg eben nicht das Ende aller Kriege war – nicht einmal in Europa.
Vielelleicht gibt es ja doch einen Grund zum Feiern: Wir Deutschen blicken auf 75 Jahre Frieden zurück. Daran sind wir Gott sei Dank nicht unschuldig. Mit dieser „Schuld“ können wir nun wirklich sehr gut leben – hoffentlich noch weitere 75 oder mehr Jahre.
Frühstück mit der Besten Frau der Welt – und das ganz friedfertig, was will man mehr.
Ich wünsche Ihnen ein genussvolles Frühstück und Gesundheit.
Gratulation allen, die heute Namenstag haben: Ida, Ulrike, Ulla, Klara
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