Gestern hörte ich im Radio ein Gespräch mit einer Managerin, die die vergangenen Wochen im Home Office zugebracht hat. Sie verriet, dass sie ihr Arbeitszimmer umgestaltet hat und bei Videokonferenzen immer im Business-Outfit vor der Webcam gesessen hat.
Dann kam aber das große Aber. Sie verriet nämlich auch, dass sie im Arbeitszimmer eigentlich gar keine vollen Bücherregale hat. Die waren geliehen und verdeckten ihre Bildersammlung. Sie wollte die lieber nicht zeigen. Man weiß ja nie, wer alles zusieht im Netz. Sie verriet auch, dass sie zwar Bluse und Blazer trug – wie auch im Büro. Doch ansonsten war sie nicht bürotauglich bekleidet. Was sie an hatte oder auch nicht, wollte die Managerin dann doch nicht verraten.
Und dann kam der Satz, der mich erst aufhorchen und dann schallend lachen ließ. Wie der lautet? Sie meinte, sie müsse nach so langer Zeit zuhause wieder laufen lernen. Nun war klar, dass sie im Home Office weder getragen wurde noch gekrabbelt ist. Nein, sie meinte ihre High Heels, die sie sonst im Büro trug und nun viele Wochen nicht mehr an den Füßen hatte. Nicht, dass die Frau die hochhackigen nicht gern trägt – ganz im Gegenteil, aber wer macht das schon zuhause. Nein, es gab einfach keinen Grund, wie sie bedauernd erzählte, ihre geliebten Schuhe anzuziehen. Nur gut, dass sie die auch ansonsten staubgeschützt verpackt hat. Rund 50 Paar Schuhe zu putzen – da hätte ein Wochenende nicht ausgereicht.
Doch damit endet die nette Coronageschichte noch nicht. Ich erzählte das einem Kollegen in Süddeutschand. Der musste auch schallend lachen. Nicht, dass es seiner Frau ähnlich ergangen ist. Ihm ist ähnliches passiert. Es gab monatelang keine Termine, keinen Grund sich in ein Businessdress zu werfen. Bis, ja bis es wieder los ging, bis man wieder vor die Tür ging. Wie er es immer tat, wollte er sich eine Krawatte – davon hat er mehr als die Managerin Schuhe – umbinden. Das macht er seit ewigen Zeiten so. Doch nach der wochenlangen Pause musste er, wie er lachend erzählte, ernsthaft überlegen, wie sein Lieblings-Krawattenknoten dann nun ging. Er schaffte es selbstverständlich.
Warum ich das erzähle? Weil ich mich das letzte Mal am 13. Februar in Schale geworfen habe. Seit dem trug ich kein Hemd, keinen meiner zahlreichen Schals, kein Sakko, keinen meiner geliebten Hüte und leider auch nicht meinen roten Ledermantel. Das schlimme ist, dass daran gar nicht mein selbst gewähltes Asyl in der Lausitz schuld ist. Es ist einfach so, dass es seitdem keinen Termin, keinen Anlass mehr gab, mich „vernünftig“ anzuziehen. Gut, vielleicht noch auf dem Golfplatz. Doch da sagt der Dresscode Poloshirt, Golfhose, Golfschuhe und entsprechendes Cap. Wenigstens hier kann man mit einigen Teilen aus dem Ankleidezimmer schon wieder spielen.
Ja, ich könnte mich auch in Hemd und Krawatte an den Frühstückstisch mit der Besten Frau der Welt setzten. Doch zuhause lieben wir es eben eher legerer. Hoffe ich also weiter darauf, dass sich das Leben wieder total normalisiert und im Kalender wieder Eintragungen wie Pressekonferenz oder gar Pressereise viel Raum einnehmen. Zeit wird es!
Ich wünsche Ihnen ein genussvolles Frühstück und Gesundheit.
Gratulation allen, die heute Namenstag haben: Johann Nepomuk, Adolf
Foto: Pixabay
Morgengruß von Helmut Harff: Wieder laufen lernen
Die Krise muss bewältigt werden…
Veröffentlicht am: 16.05.2020
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