Er wirkt wie eine Kindergartenarbeit, der schmutzig-orange Geier mit Halskrause, den ein Mitarbeiter des Werksschutzes des Daimler-Konzerns am Morgen des 12. August entgegennehmen musste. Dort war Barbara Metz aufgetreten, ihres Zeichens stellvertretende Geschäftsführerin des Abmahnvereins Deutsche Umwelthilfe, mit einem Tross maskierter Mitarbeiterinnen im Schlepptau.
Die ästhetisch missratene Auszeichnung „Goldener Geier 2020“ gilt dem Mercedes-Benz GLS, der von angeblich „18.000 Verbraucherinnen und Verbrauchern“ zum „ökologisch unsinnigsten Stadtgeländewagen“ gekürt wurde. Das ist eine überraschend hohe Zahl, die sich bislang noch nicht in Retweets und Kommentaren niedergeschlagen hat: Nach zwei Tagen konnte die Originalmeldung auf dem Twitter-Konto des Vereins gerade einmal 39 Retweets verbuchen, davon 31 ohne weiteren Kommentar; lediglich 92 Twitter-Nutzern auf der ganzen Welt war die Nachricht ein „Gefällt mir“ wert.
Der bizarrerweise als „Stadtgeländewagen“ titulierte Mercedes-Benz GLS – ein Fahrzeug, das seine größten Erfolge in den USA feiert, wo es sich als Zugfahrzeug und geräumige Langstrecken-Limousine profiliert – konnte sich gegen illustre Konkurrenz durchsetzen: Für den Pranger vorselektiert hatte die DUH den BMW X7 in allen Varianten, den Audi Q7 nur in der Plug-in-Hybrid-Variante, den Range Rover Sport lediglich in der SVR-Variante sowie die Ausstattungslinie Aventura des nicht mehr bestellbaren Volkswagen Amarok, die über den gleichen Antrieb wie alle anderen Amarok-Modelle verfügt, sich allerdings durch eigenständige und offensichtlich besonders provozierende Dekorelemente auszeichnet.
Die Bebilderung der Vorauswahl dient als Kompetenzbeweis des Vereins: Lediglich der X7 wird in seiner aktuellen Form gezeigt; bei Audi Q7 wird ein Vor-Facelift-Exemplar, beim GLS gar der Vorgänger gezeigt, und vom Amarok ließ sich offensichtlich nur das Foto eines Tuning-Objekts auftreiben. Statt des Range Rover Sport zeigt man die gänzlich andere Baureihe Range Rover. Die Abmessungen der Fahrzeuge werden jeweils mit Außenspiegel angegeben, eine unübliche Methode, und beim GLS empören sich die Texter – passend zur Bebilderung – über den Verbrauch der AMG-Variante des Vorgängermodells.
Die irreführenden Behauptungen gehen weiter: Um in eine normale Waschstraße fahren zu können, müsse der „Stadtpanzer“ und das „Monster-SUV“ GLS seine Räder „nach innen klappen“ - eine unzutreffende Aussage. Und schließlich werden SUVs pauschal als „Klimakiller“ bezeichnet, denn „der PS-starke (meist Diesel-) Motor sorgt für einen hohen Verbrauch und dementsprechend viel CO2 wird in die Atmosphäre geblasen". Mehr als mit Ottomotor? Insgesamt strotzen die Aussagen der so genannten Umwelthilfe derart vor irreführenden oder falschen Aussagen, dass es sich lohnen würde, sie auf ihre Abmahnfähigkeit hin zu überprüfen.
Natürlich wissen Beobachter, wie abwegig diese „Auszeichnung“ ist. Denn in Wahrheit ist der Mercedes-Benz GLS geradezu ein Wunderwerk an Effizienz. Nehmen wir den GLS 400d: Er bietet nicht nur Platz für sieben Personen und kann 3,5 Tonnen ziehen, sondern er braucht im NEFZ-Testzyklus trotz 2,5 Tonnen Leergewicht lediglich 7,1 bis 8,1 Liter Diesel pro 100 Kilometer. Kein Wunder, dass er in der Effizienzklasse A einsortiert wurde.
Und so drängt sich noch ein anderes Erklärungsmuster für die erstaunliche Wahl auf: Während die Umwelthilfe im Geld schwimmt – teils aus der Abmahntätigkeit, teils von Ministerien zugeschustert –, sind die „18.000 Verbraucherinnen und Verbraucher“, die den GLS an den Pranger der DUH gebunden haben, offenbar hochsensibel für Insignien sozialer Distinktion. Und dazu gehört ein SUV, dessen Einstandspreis bei 84.744 Euro liegt.
Es muss den Verein mit Bitterkeit erfüllen, dass Daimler das Lieferprogramm des GLS nach oben erweitert hat, obwohl man doch appelliert hatte, „die Produktion besonders klimaschädlicher (sic) SUV und Geländewagen einzustellen und die Modelle aus der Produktpalette zu entfernen". Jetzt wird die Baureihe von einer luxuriösen Spitzenversion gekrönt. Sie hört auf die schöne Bezeichnung Mercedes-Maybach GLS 600 4MATIC.
Vielleicht sollte Daimler die hässliche Trophäe deshalb bis zur nächsten Runde des Neid-Rituals im Keller aufbewahren, anstatt sie direkt umweltgerecht zu entsorgen. Dann kann sich Frau Metz die CO2-trächtige Anreise aus Radolfzell im nächsten Jahr gegebenenfalls sparen.
Foto: Auto-Medienportal.Net/Jens Meiners
Die DUH blamiert sich mit dem Mercedes-Benz GLS
Kommentar von Jens Meiners, Auto-Medienportal.Net
Veröffentlicht am: 17.08.2020
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