Gestern kam wieder so etwas wie Normalität in mein Corona-Leben. Ich war zu einer Weinprobe eingeladen. Keine Maske, kein Abstand, keine Krise, nur Wein, Weißwein von der Nahe.
Winzer Tesch, der Chef des gleichnamigen Weingutes in Langenlonsheim, das seit fast 300 Jahren in Familienbesitz ist, produziert nunmehr in der zehnten Generation vor allem Riesling. Ein tolle Historie, auf der man sich als Weinmacher nicht ausruhen kann.
Martin Tesch, ein Winzer mit Doktortitel, erzählte viel über die Böden seines 4.000 Hektar großen Weingutes und darüber, wie verschieden die von eigentlich gleichen Reben stammenden Weine je nach Lage schmecken. Er erzählte auch, dass bei einer wissenschaftlichen Studie heraus kam, wie unterschiedlich die Böden sind, dass man aber bei der Analyse der Weine im Labor keine Unterschiede feststellen konnte. Uns ging das wie allen, die Tesch-Weine je probiert haben, völlig anders.
Dr. Martin Tesch machte uns auch deutlich, wie sehr schon seit einiger Zeit der Klimawandel seine Arbeit als Winzer beeinflusst. Darauf muss sich nicht nur er bei seinem Bestreben, sehr gute Weine zu erzeugen, möglichst schnell und jedes Jahr neu einstellen.
Wieso ich das nun erzähle? Mal ehrlich, denken wir immer daran, wenn wir uns eine Flasche Wein kaufen, wenn wir im Restaurant einen Wein bestellen, wie viel Arbeit und Liebe zum Wein darin steckt? Denken wir daran, wie viel Erfahrung, aber auch wie viel Innovationskraft es braucht, um tolle Weine zu keltern? Denkt man daran, wie oft so ein Winzer den Wetterbericht verfolgt, wie oft so ein Winzer darüber grübelt, wie er tollen Wein in die Flasche bekommt - und das ohne Chemie und ohne den Insekten ihre Weiden zu nehmen?
Was passiert, bis wir ein Schnitzel, eine Roulade, ein Hühnerbein auf unserem Teller haben, das ist ständig ein mediales Thema und zumeist ein wenig schönes. Doch die Mühe um den Wein, aber auch die Mühe um die Natur, die Winzer aufwenden, darüber wird viel weniger geredet. Dabei tut sich hier schon seit diversen Jahren viel, auch wenn längst nicht alle gleich Bio-Winzer werden. Das ist nämlich verdammt kompliziert und teuer. Doch immer mehr Winzer sind sehr darum bemüht, eben möglichst keine Chemie einzusetzen. Sie setzten auf natürliche Düngung, auf aufwendige Pflege der Reben, um so Krankheiten gar nicht erst aufkommen zu lassen.
Ich finde, daran sollten wir häufiger denken, wenn wir eine Flasche Wein aufschrauben. Ach ja, auch zu diesem Verschluss hat Dr. Tesch etwas erzählt. Aus seiner Sicht wird auch sein Riesling deutlich länger lagerfähig als das mit gekorkten Flaschen der Fall war.
Nun habe ich viel vom Wein geschrieben. Auf das erste Glas muss ich aber noch etwas warten. Zum Frühstück mit der Besten Frau der Welt steht der noch nicht auf dem Tisch. Wobei, ein Glas Champagner ist auch zur frühen Stunde nicht zu verachten.
Gratulation allen, die heute Namenstag haben: Ingrid, René, Salomon, Franz
Ich wünsche Ihnen ein genussvolles Frühstück.
Foto: Pixabay
Morgengruß von Helmut Harff: Wein – eine komplexe Sache
… nicht nur in der Flasche
Veröffentlicht am: 02.09.2020
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