Also, ganz ehrlich, wann ich das letzte Mal einen Brief geschrieben habe, daran kann ich mich nicht erinnern. Ich habe nie einen Wunschzettel an den Weihnachtsmann geschrieben und meine Ferienpost per Karte bestand zumeist auch nur aus drei Zeilen.
Nicht, dass ich nicht gern schreibe, nicht gern geschrieben habe, aber einen Brief schreiben war mir immer zu mühselig und ich glaube bis heute, dass meine Sauklaue – O-Ton Deutschlehrerin – kaum jemand lesen kann. Da fällt mir ein, dass ich doch eine Briefschreibe-Zeit hatte. Das war meine Zeit bei der Armee. Da war der Brief das einzige Kommunikationsmittel und man wartete immer sehnsüchtig bei der Postausgabe, ob nicht ein Päckchen oder wenigstens ein Brief für einen dabei war. Das war die Zeit, in der nicht einmal Science-Fiction-Autoren den Begriff Handy kannten.
Wie das so Mütter tun, hat auch meine die Briefe aufgehoben. Eigentlich bin ich froh, dass die inzwischen verschwunden sind. Ich will weder an die Zeit noch an die Briefe, die damals alle kontrolliert wurden – sagte man zumindest – erinnert werden.
Also, ich bin nicht nur ein Briefmuffel, ich bin ein Briefverweigerer. Ich rede lieber, telefoniere, als ich einen Brief schreibe. Soviel zu meinem Outing am heutigen 1. September 2020, am heutigen Welttag des Briefschreibens. Den hat weder die Post noch ein Füller- oder ein Briefpapierhersteller ins Leben gerufen.“Schuld“ am World Letter Writing Day ist, wie bei www.kleiner-kalender.de nachzulesen ist, der australische Fotograf, Autor und Künstler Richard Simpkin. Er bezeichnet sich selber als Fan von handgeschriebenen Briefen und hat den Welttag des Briefschreibens 2014 ins Leben gerufen. Seine sehr nachvollziehbare Botschaft ist, dass handschriftliche Briefe viel mehr Persönlichkeit haben als zum Beispiel E-Mails. Er verweist darauf, dass Briefe einen bestimmten Geruch transportieren können, Eselsohren haben oder spontane Kritzeleien beinhalten. Wer wollte das anzweifeln.
Ja, Briefe verraten viel über ihren Schreiber. Vielleicht will ich ja genau das verhindern. Doch das heißt umgekehrt nicht, dass ich nicht gerne Briefe bekomme. Doch wann das das letzte Mal war, auch daran kann ich mich nicht mehr erinnern.
Ja, ich bekomme nicht nur gern handgeschriebene Briefe, ich lese die auch gern. Ich lese gern Briefe von anderen Leuten. Nein, nicht das ich Post klaue, viele Briefe von vielen Menschen sind ja in Buchform erschienen. Darum haben sich viele verdient gemacht. Ich erinnere mich an diverse Brief-Bände „Briefe bewegen die Welt“, herausgegeben von Hellmuth Karasek. Was hatte ich gesagt, Briefe verraten viel von seinem Schreiber und sogar etwas vom Empfänger? Genau, deshalb lese ich solche Brief von mehr oder weniger bekannten Menschen so gern. Toll, wenn einer eine besser lesbare Schrift hatte als ich. Doch das ist nicht häufig der Fall und so ist das Lesen solcher Briefe ziemlich mühselig. Schön, wenn das schon jemand anderes für mich getan hat.
Wissen Sie, was unter anderem so toll am Frühstück mit der Besten Frau der Welt ist? Man sitzt sich gegenüber und muss nicht erst einen Frühstücksbrief schreiben.
Gratulation allen, die heute Namenstag haben: Verena, Ruth, Ägidius
Ich wünsche Ihnen ein genussvolles Frühstück. Schreiben Sie doch mal wieder einen Brief.
Foto: Pixabay
Morgengruß von Helmut Harff: Schreib mal wieder…
… einen Brief
Veröffentlicht am: 01.09.2020
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