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Morgengruß von Helmut Harff: Jubel, Jubel

... oder doch eher Nachdenklichkeit

Viele kennen nur einen Satz des Dichters Heinrich Heine. Der lautet „Denk ich an Deutschland in der Nacht, so bin ich um den Schlaf gebracht“.  Das geht mir nun nicht so, auch wenn ich dieses Einheitsgeseire schon sehr lange nicht mehr hören kann.

Warum? Weil es diese Einheit nie gegeben hat, weil es immer sogenannte Boom-Regionen gab und gibt und immer solche, die man so gern als abgehangen bezeichnet. Wie man am ehemaligen Agrarland Bayern sehen kann, ist das nicht in Stein gemeißelt. Und, die Lebensverhältnisse in Hamburg, Berlin, München oder Leipzig werden immer andere sein, als im bayrischen Selb, in Munster, in Kamenz oder in Forst/Lausitz. Da können noch so viele Politiker und andere Unwissende von der Angleichung der Lebensverhältnisse schwafeln.

Was mir auch auf den Geist geht, ist das Ossi-Wessi-Gerede. Die einen jammern, wie schön es doch in der DDR war. Das war es sicherlich für einige. Andere loben die BRD über den grünen Klee und für einige sind die westdeutschen Weiden auch fett. Doch ist es nicht der Einzelne, der es zumindest soweit, wie es die jeweiligen Regime zulassen, in der Hand hat, was er aus seinem Leben hier wie dort macht? Nein, nicht jeder hat die gleichen Voraussetzungen, nicht jeder die gleichen Möglichkeiten, doch zeigen nicht Menschen wie die Kanzler Schröder und Merkel, was alles möglich ist, wenn man nicht jammert, ständig sein Schicksal beklagt?

Noch mehr nervt mich, dass man zwischen DDR und Stasi – der Staatsicherheit - in viel zu vielen Fällen ein Gleichheitszeichen setzt. Ich bin mir sicher, dass die meisten DDR-Bürger weder für die Stasi gearbeitet haben noch anderweitigen Kontakt hatten, den zumindest nicht bemerkten. Wenn ich mir meine Stasi-Akte ansehe, so kommen mir die Tränen. Nein nicht vor Kummer, ich lache mich jedesmal halb tot über die Schnarchnasen, die selbst zu blöd waren, herauszubekommen, welchen Beruf mein republikflüchtiger Schulfreund hatte. Ja, die Schlapphüte haben verhindert, dass ich mit aufs Gastspiel ins nichtsozialistische Ausland fahren durfte. So war das damals, doch deshalb 40 Jahre später darüber immer noch lamentieren? In meiner Akte steht darüber übrigens gar nichts.

Was mich aber irritiert ist, dass ich bisher noch nie etwas darüber gehört, gelesen oder gesehen habe, was westliche Geheimdienste, allen voran der Bundesnachrichtendienst und der Verfassungsschutz, so in der DDR getrieben haben. Gibt es womöglich da eine Akte über mich, über den, den die SED schlussendlich nicht wollte, der nicht gerade angepasst war und zum Schluss zu den Bürgerbewegten gehörte? Bei der Stasi ist darüber nichts nachzulesen, aber vielleicht ja bei den westlichen Schlapphüten.

Am meisten ärgert mich aber der Begriff Wiedervereinigung. Kann man nicht nur etwas wieder vereinigen, was zuvor schon mal zusammen war? War das 16-Länder-Deutschland in seinen heutigen Grenzen jemals zusammen? Vielleicht ein Blick zurück. Deutschland, das deutsche Kaiserreich entstand 1871. Das geschah übrigens durch den Beitritt der deutschen Südstaaten – Bayern, Württemberg, Baden und Hessen zum Norddeutschen Bund. Heraus kam erst der Deutsche Bund, dann das Deutsche Reich. Die Reichsgründung erfolgte dann quasi auf Einladung des mächtigsten deutschen Monarchen an die anderen deutschen Herrscher. In diesem Sinne wurde die Kaiserproklamation des preußischen Königs am 18. Januar 1871 im Spiegelsaal von Versailles inszeniert. Dieses Reich hielt sich dann in sich ändernden Grenzen bis 1945. Dann war alles aus, es gab vier Besatzungszonen aber kein Deutschland mehr. Dann kam die Gründung der Bundesrepublik Deutschland und wenig später die der Deutschen Demokratischen Republik.

Dann kam der 3. Oktober 1990. Da fand keine Wiedervereinigung statt. Da fand, genau wie 1871, der Beitritt der DDR zur Verfassung – zum Grundgesetz – der BRD statt. Heraus kam ein neues, größeres Deutschland. Das kann man feiern, eine Wiedervereinigung ganz sicher nicht.

Und doch, ich bin mir sicher, dass es viel zu feiern gibt und das vor allem im Osten. Was hier sich im wörtlichen Sinn alles über Nacht geändert hatte und hat, das gab es noch nie. Und es gab es auch noch nie, dass das ganz viele Menschen fast so nebenbei geschafft haben, mindestens gleichwertige Bundesbürger zu werden und zu sein. Wie viele mussten sich beruflich, aber auch im übrigen Leben völlig neu orientieren, wie viele haben sich selbstständig gemacht, haben die sprichwörtlichen Ärmel hochgekrempelt, haben Chancen gesehen und genutzt? Gab es das schon einmal – und vor allem ohne das zuvor Blut geflossen und Köpfe wirklich gerollt sind? Nein, das ist wohl – und längst nicht nur für die Menschen in den noch immer neu genannten Bundesländern – eine weltweit einmalige Leistung. Hören wir auf zu jammern, uns gegenseitig Vorwürfe zu machen, Dingen und Chancen nachzutrauern, sehen wir nach vorn und erinnern uns daran, was man alles schaffen kann.

Die Beste Frau der Welt und ich tun das heute auf eine Art, wie es in unserer ehemaligen Land nicht möglich gewesen wäre. Wir bestreiten heute ein Oktoberfest-Golftunier gemeinsam mit polnischen Golfern.

Ich wünsche Ihnen ein genussvolles Feiertagsfrühstück.

Gratulation allen, die heute Namenstag haben: Ewald, Udo, Bianca, Paulina

Foto: Pixabay

 


Veröffentlicht am: 03.10.2020

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