In Krisen trifft es immer die Schwachen und das sind aktuell die Kinder. Es ist sicherlich egal, ob man eigene Kinder hat, Onkel oder Tante ist oder ob man nur beobachtet was passiert – Kind oder Jugendlicher möchte ich jetzt nicht sein.
Ich finde es schon weit mehr als nur grenzwärtig, was man vor allem Schulkindern nun schon seit Monaten zumutet und abverlangt. Das ist einfach eine Sauerei. Gestern machte das ein Mann in einem Interview deutlich. Er - 70 Jahre alt – verglich sich mit einem siebenjährigen, der eben fast ein Jahr kaum noch in die Schule gehen darf, seine Freunde nicht mehr treffen und auch in keinen Verein mehr gehen kann. Er darf nicht einmal mehr Oma und Opa sehen. Für das Kind bedeutet das, dass das fast ein Jahr so geht, für den ältere Mann würde das bedeuten, dass diese Einschränkungen zehn Jahre so gehen müssten, um sein mit dem Schicksal des Kindes zu vergleichen. Da sind Freigänger im Knast deutlich besser dran.
Doch für mich - und das hört man nun immer mehr – ist das nur ein Aspekt. Die Kinder – selbst die lernwilligsten – müssen einfach Defizite erleiden. Schließlich wird nur eingeschränkt überhaupt unterrichtet, fallen ganz sicher diverse Lerninhalte weg, die schon zuvor viel zu häufig als verzichtbar galten. Ich denke an Fächer wie Musik, wie Kunst, aber auch wie Sport. Ich bin mir sicher, dass seit dem ersten Lockdown kaum noch ein Kind im Theater, im Kino, im Museum oder bei einer Sportveranstaltung war. Die Vereine, aber auch Musikschulen und ähnliches haben nahezu überall ihre Arbeit einstellen müssen. Wer kann da abschätzen, welche Auswirkungen das auf Kinder und Jugendliche hat?
Was bleibt? Man will die Kinder und Jugendlichen irgendwie noch fit machen für das Leben nach der Schule. Man bildet sie aus – zumindest versucht man das. Doch soziale Kompetenz oder gar so etwas wie Herzensbildung, wie Allgemeinwissen bleiben auf der Strecke. Das ist ja nun nicht neu: Kinder sollen fit gemacht werden für das Leben. Und da spielt eine kleine Silbe eine unrühmliche Rolle: Aus. Es ist ebenso, dass man Schüler ausbildet und eben nicht bildet. Das, so stellte gestern auch ein Berliner Lehrer im Fernsehen fest, ist nicht angesagt und er setzt sein Konzept dagegen, dass wohl viele aus der Zeit gefallen benennen. Er will Kinder bilden, er setzt Grenzen und erläutert die. Für ihn sind Kinder keine kleinen Erwachsenen. Für ihn sind Kinder Persönlichkeiten, die aber einen anderen Umgang mit ihnen verlangen, als eben der mit ihren Eltern und Großeltern.
Und doch, dieser Schulleiter macht seine Schutzbefohlenen viel mehr fit für das Leben, als man es allgemein kennt und sorgt so auch noch eben für Bildung und nicht für Ausbildung. Dafür sind dann – um noch ein aus der Zeit gefallenes Wort zu gebrauchen – die Lehrherren zuständig. Die werden sich freuen, wenn ihre Auszubildenden schon mal Tugenden wie Pünktlichkeit, wie Ordnung und ähnliches kennengelernt haben.
Ja, ich mache mir Sorgen um die, die heute in die Schule gehen. Ich mache mir Sorgen um ihre Zukunft, die irgendwann auch die Zukunft des Landes ist. Wie die sein wird, dass hängt allein von denen ab, die heute entscheiden und das sind weder die Schüler oder die Lehrer und auch nicht die Eltern.
So, nun werden die Beste Frau der Welt und ich erst einmal frühstücken.
Ich wünsche Ihnen ein genussvolles Frühstück.
Gratulation allen, die heute Namenstag haben: Timotheus u. Titus, Paula
Foto: Pixabay
Morgengruß von Helmut Harff: Bildung oder Ausbildung
Was eine kleine Silbe so ausmacht
Veröffentlicht am: 26.01.2021
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