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Anekdoten des Schicksals

... im Kunstmuseum Bern



Die Sammlung des Kunstmuseum Bern ist eine unerschöpfliche Quelle an Geschichten. Vom 28. Juli 2023 bis 7. Januar 2024 präsentiert die Ausstellung Anekdoten des Schicksals Werke aus der Sammlung, die bislang kaum einem grösseren Publikum vorgestellt wurden. Texte von namhaften deutschsprachigen Autor:innen vertiefen den erzählerischen Aspekt der Sommerausstellung 2023.

Die Ausstellung Anekdoten des Schicksals zeigt vergessene, übergangene oder kaum berücksichtigte Werke zusammen mit «Schlüsselwerken» der Sammlung. Die Besucher:innen werden eingeladen, die Sammlung neu zu entdecken und sie als dynamisches Feld wahrzunehmen, das bei genauer Betrachtung immer wieder neue Bedeutungen offenbart. Die Ausstellung macht deutlich, dass die Sammlung des Kunstmuseum Bern voller unbekannter Ge- schichten ist.

Die Ausstellung präsentiert Werke von fast 80 Künstler:innen. Vertreten sind unter anderem Annie Stebler-Hopf, Marie-Louise-Catherine Breslau, Ferdinand Hodler, Max Buri, Albert Anker, Irène Zurkinden, Meret Oppenheim, Alice Bailly, Adolf Wölfli und viele mehr. Unterteilt in die Kapitel «Instabile Grenzen», «Dimensionen des Selbst», «Verbundensein» und «Zusammensein» zeigt sie unterschiedlichste «Anekdoten des Schicksals». Nicht nur die ausgestellten Werke offenbaren neue Geschichten: Die deutschsprachigen Autor:innen Eva Maria Leuenberger, Melinda Nadj Abonji, Dorothee Elmiger, Frédéric Zwicker und Friederike Kretzen verfassen zu jedem Kapitel der Ausstellung Texte, die ergänzen, enthüllen und zum Denken anregen. Die Besucher:innen können die Texte lesen oder im Digital Guide als Audio hören.

Perspektiven schaffen und Blicke austauschen

Der Begriff «Geschichte» ist für diese Ausstellung von entscheidender Bedeutung. «Das Geschichtenerzählen», schrieb Hannah Arendt, «enthüllt den Sinn, ohne den Fehler zu begehen, ihn zu benennen». Dabei ist eine Erzählung nicht reine Fantasie, sondern wiederholt die Vergangenheit. Indem Erzähler:innen dies tun, enthüllen sie unbeachtete Aspekte der Vergangenheit, können sie umgestalten und so neuen Sinn schaffen. Der Ausstellungstitel ist der Erzählsammlung Anecdotes of Destiny (1958) von der dänischen Autorin Isak Dinesen (auch bekannt als Karen Blixen) entnommen. Fast alle ihrer Figuren schaffen es, ihre Notlagen durch das Geschichtenerzählen zu überwinden und sich zu starken, stolzen Menschen zu entwickeln.

Die Ausstellung Anekdoten des Schicksals ist als eine Sammlung von Erzählungen aufgebaut. Die politische Funktion des Geschichtenerzählens besteht für Arendt darin, andere Perspektiven zu vermitteln. Die Frage, wer erzählt, spielt dabei eine wesentliche Rolle. Im Hauptraum folgen die Besucher:innen dem «Blick»: Wer beobachtet wen und aus welcher Perspektive? Was ist im
Bild sichtbar, was wird nur angedeutet und was bleibt verborgen? Die Autorin Melinda Nadj Abonji schreibt dazu eine Geschichte.

Wir blicken auf einen jungen Mann, der wiederum Kunstwerke betrachtet: «Obwohl ihm sehr heiss wurde! Er fast aus sich herausplatzte! Aus seinem engen Kostüm. Weil eine junge Frau mit zerschlissenen Schuhen ihn anschaute, mit forderndem Blick. Als würde sie ihm etwas vorwerfen. Aber warum? Dabei lag sie so unglaublich faul und frech und farbig auf einem Felsen. Als wäre genau das ihr gutes Recht.»

Der junge Mann, der daran interessiert ist, «den Menschen zu schälen, unter seine Haut zu schauen» könnte ein junger Professor Poirier aus Annie Stebler- Hopfs Am Seziertisch (Professor Poirier, Paris) sein. Im Textausschnitt betrachtet er das Werk Flutumfangen von Frank Buchser. Beide Werke sind in der Ausstellung zu sehen.

Beziehungen im Bild und der Welt


Das erste Kapitel dreht sich um «Instabile Grenzen». Sie sind zu finden in der Beziehung zwischen Künstler:in und Muse, im Umgang der Kunstschaffenden mit verschiedenen sozialen Schichten und in den Darstellungen von Hybriden. Die Rollenverteilung bei der Beziehung Künstler:in – Muse ist nicht so klar, wie es scheint. Exemplarisch dafür sind Getrud Dübi-Müller und Ferdinand Hodler. Sie begegnete ihm als junge Frau und er bildete sie unter anderem 1916 im Bildnis Gertrud Müller im Garten ab.

Die Autorin Dorothee Elmiger bietet Einblick in diese Beziehung: «Der Maler, der malend mit der Zeit und dem Tod umgeht, ist ganz Auge: Der Blick führt immer von ihm weg, wir bekommen ihn
selten zu Gesicht. Aber als Gertrud Dübi-Müller, selbst Malerin, im Jahr 1916 in Ferdinand Hodlers Ateliergarten Platz nimmt und für den Maler Modell sitzt, lässt sie diesen Akt, die Entstehung des Brustbilds, mit einem Fotoapparat dokumentieren. (…) Aber die Kamera nimmt nicht nur den malenden Mann ins Bild, sie erwidert nicht nur jenen Blick, den der Künstler auf sie, die Porträtierte wirft. Stattdessen ahmt sie das Schauen des Künstlers nach, blickt mit ihm auf die Frau, die nun zweifach erscheint, verdoppelt: Das Porträt wird ergänzt um sein Modell, eine Person. Wir können sie nun selbständig sehen, unabhängig von den Augen und den Entscheidungen des Künstlers.»

Das zweite Kapitel «Dimensionen des Selbst» geht darauf ein, wie Künst- ler:innen wahrgenommen werden möchten und was sie mit der Welt teilen wollen. Die Werke zeigen auch, wie die Kunst dazu führen kann, das Selbst neu zu erfinden. Und dass sie untrennbar mit dem privaten Leben verwoben sein kann, wie es bei Adolf Wölfli oder Esther Altorfer (1936–1988) der Fall war.

Im dritten Kapitel «Verbundensein» erhalten Stillleben und Landschaften einen Platz. Die Werke laden dazu ein, über ein gesamteinheitliches ökologisches System der Verbundenheit zu reflektieren.

Und im vierten und letzten Kapitel «Zusammensein» wird ein offensichtliches Merkmal des menschlichen Lebens gespiegelt: dass wir Menschen soziale Wesen sind und unser Leben mit anderen teilen.

Bild: Max Buri (1868–1915)
Bildnis der Tochter Hedwig, 1913
Öl auf Leinwand
110 x 81 cm
Depositum der Schweizerischen Eidgenossenschaft, Bundesamt für Kultur, Gottfried Keller-Stiftung

 


Veröffentlicht am: 04.07.2023

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