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PETER MATHIS – BEWOHNT, BEWUNDERT, BENUTZT

... im Kunstverein Konstanz e.V.



Die Ausstellung im Kunstverein Konstanz widmet sich der Landschaftsfotografie des Künstlers Peter Mathis; rund 30 Aufnahmen geben einen Einblick in sein Schaffen der letzten Dekade. Alle Aufnahmen sind schwarzweiß.

Peter Mathis‘ Fotografien entstehen lange bevor er auf den Auslöser seiner Kamera drückt. Die Vorbereitung beginnt mit dem Studium der Wetterkarte. Die Witterung muss zum anvisierten Bild passen und bestimmt den Zeitpunkt des Aufstiegs. Wer jungfräuliche Schneefelder ohne Spuren von Bergsteigern einfangen und der Steinwüste unbekannte Facetten entlocken will, muss in tiefer Nacht aufbrechen. Tourenskier, Steigeisen und ein wärmender Biwaksack gehören zum Rüstzeug. Dazu ein 15 Kilogramm schwerer Rucksack. In dem anspruchsvollen Terrain von Geröllhalden, Firnschnee oder Steilflanken ist die Suche nach dem besten Standpunkt mühsam. Auch im Sommer liegen die Temperaturen in großer Höhe weit unter dem Gefrierpunkt. Bis sich das richtige Licht endlich zeigt, ist man häufig durchgefroren, und nicht selten hat Mathis das ersehnte Motiv mit zitternden Händen in der Kamera fixiert. Schlechtes Wetter ist gutes Wetter zum Fotografieren, ist Mathis‘ Credo, doch trotz allem Enthusiasmus hat der erfahrene Bergsteiger neben seinen Motiven stets auch die Zeit für den rechtzeitigen Abstieg ins Tal im Blick.

Mut, Kraft und Geduld sind unabdingbar für faszinierende Bergaufnahmen. Doch das allein reicht nicht. Es gehört Leidenschaft dazu, die bei Peter Mathis aus seiner tiefen Verbundenheit mit der Natur, mit ihrer Weite, Erhabenheit und Stille herrührt. Zeit seines Lebens erwandert und betrachtet er vorrangig die abgelegene, kaum bekannte Bergwelt, hält fest, was ihn berührt.

Das Bildspektrum von Peter Mathis reicht von naturgetreuen, feintönig abgestuften Aufnahmen bis zu grafisch strengen, kontrastreichen Kompositionen. Er fotografiert ausschließlich in Schwarzweiß und kreiert seine Bilder vor Ort direkt in der Kamera. Ausschnitt, Perspektive und Licht sind die Werkzeuge mit denen er dem Ursprünglichen in der Landschaft nachspürt. Seine subtile Lichtsetzung verleiht alpinen Höhenzügen eine reliefartige Tiefe. Von einem nebelumhüllten Bergmassiv ragt lediglich die Spitze wie ein Fingerzeig gen Himmel. Von letzten Sonnenstrahlen zauberhaft erhellte Panoramen verbreiten eine Monumentalität, die Schauder hervorruft. Bergwälder verwandelt er in Bühnenräume hinter einem flirrenden Vorhang aus fallendem Schnee.

Viele Kompositionen von Mathis fordern den Betrachter heraus und geben Rätsel auf. In einem Bild aus den französischen Alpen scheint es, als würden die Gipfel einen Schatten auf die Wolken werfen. Doch wie kann das sein? Was ist Vordergrund, was Hintergrund? Was ist oben, was unten? Je länger man hinschaut, desto weniger scheint man zu erkennen. Am Ende bleiben Formen und Flächen, die uns beeindrucken und überwältigen. Selbst bei starker Verfremdung und Abstrahierung der Sujets bleiben die Bilder der Realität verhaftet. Der Betrachter wird eingeladen in philosophische Überlegungen abzutauchen. Was teilen uns unsere Sinnesorgane über die Realität tatsächlich mit und was konstruieren wir lediglich in die Welt hinein?

Seit sich Mathis vor etwa 15 Jahren von der Bergsportfotografie abgewendet und verstärkt der Landschaftsfotografie gewidmet hat, sind Menschen, abgesehen von Hochgebirgssportlern, fast gänzlich aus seinen Bildern verschwunden. Dennoch ziehen ihn zivilisatorische Spuren weiterhin an, besonders die ski-touristischen Infrastrukturen reizen seinen Blick. Seilbahnen, Skipisten, Schneezäune und Lawinenverbauungen, Häuser und Hütten, dazu die Spuren der Skifahrer und ihre Schatten verdichtet er zu beeindruckenden, grafischen und geometrischen Mustern in der winterlichen Szenerie. Reflexhaft sucht der Betrachter nach der kritischen Aussage oder Anklage gegen das naturzerstörende Wirken der Menschen. Doch das ist nicht Mathis‘ vorrangiges An-liegen, wiewohl seine ästhetische Sehschule für den Schutz und Erhalt der Natur sensibilisiert.

Die Natur spricht für sich selbst in Mathis‘ Bildern, doch scheint der Mensch dieser Sprache immer weniger mächtig. Der Alpenraum ist ein dicht besiedeltes Gebiet, das von etwa 15 Millionen Menschen bewohnt wird. Wohnbebauung findet man bis über die Baumgrenze hinaus. Dennoch haben auch Alpenbewohner zunehmend weniger Kontakt zur Natur. Zugleich sind die Alpen seit dem 19. Jahrhundert ein Ort der Sehnsucht, ein touristischer Anziehungspunkt. In Literatur, Malerei, in Film und unzähligen Fotografien werden ihre Schönheit und Grandezza bewundert. 125 Millionen Gäste beherbergte die Hotellerie in 2021; vor Corona lag die Zahl bei 225 Millionen. Der landwirtschaftlichen Nutzung der Almen ist längst eine Übernutzung durch die Freizeitindustrie gefolgt.

Die Ausstellung im Kunstverein Konstanz legt den Schwerpunkt auf Mathis Bergfotografie. Ein kleinerer Teil gibt Einblick in Mathis‘ jüngstes Projekt, welches sich mit dem Meer und den gebirgigen Küsten entlegener Gebiete beschäftigt. Auch dieses Sujet erfordert eine ambitionierte Arbeitsweise. Licht und Schatten treiben hier ein sonderbares Spiel und ein Sturm vermag in kurzer Zeit eine idyllische Wasserfläche in ein aufgewühltes Element zu verwandeln.

Peter Mathis wurde 1961 in Hohenems/Österreich geboren. Seine Passion für Bergsteigen und Klettern führte ihn zur Fotografie, die anfangs aus Sport- und Portraitfotografie bestand. Schnell gewann er Ansehen, internationale Aufträge führten ihn in verschiedenste Länder, seine Bilder wurden in renommierten Zeitschriften veröffentlicht. 2007 wurde er mit dem Titel Hasselblad Master und 2008 mit Master of European Photography geehrt. Seither widmet er sich der künstlerischen Landschaftsfotografie.

Kunstverein Konstanz e.V.
Wessenbergstr. 39 / 41
D – 78462 Konstanz
T + 49 (0 )7531 / 22 341
F + 49 (0) 7531 / 22 358
info@kunstverein-konstanz.de

Bild: Peter Mathis_Ducansby Head Schottland 2022

 


Veröffentlicht am: 21.07.2023

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