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Eine Lanze für Euro 7

... bricht Prof. Thomas Koch im Interview



Professor Koch, wie ist der Status beim teilweise hitzig diskutierten Thema Euro 7?
Prof. Thomas Koch:
Es ging damit los, dass Vertreter der EU-Kommission sich schon im Jahr 2020 anschickten, mit Hilfe von unerfüllbaren Randbedingungen den Verbrennungsmotor durch Euro 7 de facto komplett aus dem Wettbewerb zu nehmen. Doch daraufhin gab es ein politisches Veto. Heute deuten alle Signale in einem – wohlgemerkt noch nicht finalen – Gesetzgebungsprozess darauf hin, dass die anvisierten Euro-7-Inhalte in einem vernünftigen Rahmen entwickelt werden und ein ausgewogenes Euro-7-Paket geschnürt wird. Und das begrüße ich.

Es gibt aber auch starke Gegner dieser neuen Gesetzesstufe.
Prof. Thomas Koch:
Ja, aber ich sehe das kritisch. Richtig ist, dass insbesondere die Fahrzeughersteller, sowohl bei den Pkw als auch bei den Lkw, die Umweltgesetzgebung Euro 7 überwiegend verhindern wollen. Das Hauptargument ist in der Tat auch richtig: Die Auswirkungen auf die Luftqualität an vielbefahrenen Straßen liegen im Bereich des Messrauschens der Jahresmittelwerte. Sicherlich ist auch richtig, dass Euro 7 Geld kosten wird – für Entwicklung und damit auch für den Kunden. Trotzdem bin ich überzeugt, dass ein Verzicht auf Euro 7 in der langfristigen Betrachtung falsch wäre.

Wie teuer wird es überhaupt?
Prof. Thomas Koch:
Bei den sich jetzt abzeichnenden Lösungen werden die Autos schon in der Kompaktklasse durch die Emissions- und Verbrauchsmaßnahme der Hybridtechnologie sowie durch die Abgasnachbehandlung um mindestens 500 Euro bis weit über 1000 Euro teurer.

Und trotzdem soll man mit Euro 7 weitermachen?
Prof. Thomas Koch:
Ja, und zwar aus drei Gründen.

Erstens: Wesentliche Vertreter der EU-Kommission und des Parlaments wollen eine weitere Verschärfung der Immissionsgrenzwerte, also der Stadtluftkonzentration einzelner Emissionskomponenten, so dass beispielsweise selbst geringste NOx-Beiträge unmittelbar an höchstbelasteten Straßen schon durch die Hintergrundbelastung durch Heizung, Energiewirtschaft, Industrie oder menschengemachte Aktivitäten ohne Mobilitätsbezug zu Grenzwertverletzungen führen werden. Als Folge drohen dann Fahrverbote und neue bürokratische Belastungen. Und deshalb ist bei den geplanten Niedrigst-Grenzwerten jedes Mikrogramm NO2 wichtig.

Zweitens: Ich sehe einen unbändigen Willen Chinas, den europäischen Markt nicht nur mit Elektroautos, sondern auch mit modernen Verbrennungsmotoren zu erobern – bei Pkw und Lkw. Wir werden schlicht veraltete Technologie anbieten, wenn wir nicht weitermachen!

Und drittens sehe ich katastrophale Auswirkungen auf der Zuliefererseite, wenn die längst begonnen Arbeiten an der Erfüllung der Euro-7-Norm gestoppt werden. Dann sind Personalabbau und die Stilllegung von Prüfständen die unmittelbare Folge. Die Entwicklungskompetenz geht dann unwiderruflich verloren.

Viele Ihrer Kollegen behaupten, China setze ausschließlich auf Elektromobilität.
Prof. Thomas Koch:
Ich erkenne hier drei Phasen. China hat sich in einer Phase 1 schon vor knapp zwei Jahrzehnten intensiv der Elektromobilität gewidmet, um unabhängig von importiertem Rohöl zu werden, denn alle Rohstoffe und Energieträger für die Elektromobilität hat man ja im Land. Die chinesische Regierung hat aber in einer Phase 2, beginnend vor 10 bis 15 Jahren, erkannt, dass die ausschließliche Elektromobilität auch beim Pkw nicht funktioniert. Darum will und wird China auch Weltmarktführer bei modernen Verbrennungsmotoren werden.Die logische Konsequenz der Phase 3 des Wettbewerbs von hocheffizienten Verbrennungsmotoren aus chinesischer Produktion, auch in Europa, wird gerade beispielsweise durch die Übernahme von Renault Horse durch Geely vorbereitet. Im Gegensatz zu zahlreichen selbsternannten Experten haben die Chinesen durchschaut, dass die reine Elektromobilität auch bei uns gescheitert ist, ehe sie überhaupt starten konnte.

Ist der Standort Deutschland und Europa denn noch zu retten?
Prof. Thomas Koch:
Wir begeben uns mit der E-Mobilität über die Patentsituation, Prozesse und Rohstoffe in eine nicht auflösbare Abhängigkeit von China. Zudem können wir den preislich attraktiven chinesischen Elektrofahrzeugen im Kompaktklassesegment nichts entgegensetzen. Und beim Verbrenner ist wegen der fatalen politischen Entscheidungen das Tafelsilber fast komplett weg. China geht bereits auf Einkaufstour und übernimmt europäische Zuliefererbetriebe und Herstellerwerke. Es werden also in Zukunft in Europa chinesische Autos gebaut werden. Wir haben der Konkurrenz fast nichts mehr voraus, und zudem fahren China und die USA viel klügere Strategien.

Für China bleibt der Verbrenner als Hybrid eine wichtige Säule im Antriebsportfolio Und die USA fördern nicht nur die Entwicklung hybridisierter Verbrennungsmotoren, sondern auch die Produktion von klimaneutralen eFuels, die bei uns durch delegierte Rechtsakte der EU-Kommission im Keim erstickt werden soll. Wir brauchen dringend eine wirkliche und ehrliche Wende zur Technologieoffenheit in Europa, um wettbewerbsfähige Produkte entwickeln zu können. Und dazu brauchen wir, davon bin ich überzeugt, auch eine vernünftig ausgestaltete Euro-7-Norm. Dann können wir, wenn auch mit Einschränkungen, mithalten.
(cen/jm)

Foto: Auto-Medienportal.Net/KIT

 


Veröffentlicht am: 04.08.2023

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