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Krimi im Kunsthaus Zürich

Barbara Visser begibt sich auf die Suche nach Dada-Künstlerin Elsa von Freytag-Loringhoven



Vom 9. Februar bis zum 12. Mai 2024 begibt sich Barbara Visser mit ihrer Filminstallation «Alreadymade» auf die Suche nach Dada-Künstlerin Elsa von Freytag-Loringhoven.

 
«Fountain», ein Urinal, das 1917 zum Kunstwerk erklärt wurde, ist das wohl bekannteste konzeptionelle Werk des 20. Jahrhunderts. Denn seitdem das mit «R. Mutt» signierte Objekt anonym zur Ausstellung der «Society of Independent Artists» in New York eingesandt wurde, können auch Alltagsgegenstände als sogenannte Readymades zu Kunst erklärt werden. Marcel Duchamp (1887–1968) beanspruchte die Autorschaft für sich. Es kursieren aber Gerüchte, dass nicht er, sondern die Dadaistin Elsa von Freytag-Loringhoven (1874–1927) Schöpferin von «Fountain» war.

Barbara Visser (*1966) widmet ihre Filminstallation «Alreadymade» der Suche nach dieser in Vergessenheit geratenen Künstlerin. Und sie wirft Fragen auf: zu Autorschaft, Originalität sowie zum Unterschied zwischen Fakt und Fiktion.

ALREADYMADE – ZWISCHEN FAKT UND FIKTION

Der Film «Alreadymade» (2023), der der ortsspezifischen Installation zugrunde liegt, ist ein veritabler Krimi, der die Grenzen zwischen Echtem und Gefälschtem erforscht. «Fountain» ist Ausgangspunkt von Vissers Spurensuche. Die Künstlerin und Filmemacherin geht Spekulationen nach, die Duchamps Autorschaft infrage stellen. Im Sinne eines Readymades greift sie für die Produktion auf bereits vorhandenes Material zurück. Sie verwendet gefundene Filmaufnahmen und stellt eigene bewegte Bilder her. Dabei kommen neue Technologien wie Motion Capture und Meta-Human-Modeling zum Einsatz. Das Ergebnis ist keine kunsthistorische Dokumentation, sondern vielmehr dient die Mischung aus Vorhandenem und neu Erschaffenem der Reflexion grundsätzlicher Fragen: Was ist die Realität, was ist eine Fälschung? Wer ist die Autorin oder der Autor? Und was ist ein Original und was eine Kopie?

WAS IST DRAN AN DER LEGENDE?

Als «Fountain» zur Ausstellung der Society of Independent Artists eingesandt wurde, wurde das Werk aufgrund seiner provokanten Hinterfragung des Kunstbegriffs nicht ausgestellt. Das Original ist bis heute verschollen. Visser geht Spekulationen nach, die die Autorschaft Duchamps in Zweifel ziehen. So zitiert sie aus einem Brief des Künstlers, in dem er schreibt, eine Freundin habe das Werk eingereicht und dabei das maskuline Pseudonym «Richard Mutt» verwendet. Doch wer, wenn nicht Duchamp, käme als Autorin oder Autor des Werks in Frage?

ELSA VON FREYTAG-LORINGHOVEN

Vissers Film hebt eine der schillerndsten Figuren des New Yorker Dadaismus hervor: Von Freytag, die mit Duchamp bekannt war, wird aus verschiedenen Gründen immer wieder mit dem Urinal in Verbindung gebracht. Der ephemere Charakter ihrer Kunst spiegelt sich in Fotografien, auf denen sie in extravaganter Kleidung zu sehen ist. Neben der Performativität ihres Schaffens betätigte sich die auch als «Baroness» bekannte Künstlerin im Bereich der experimentellen Lyrik. Ob neben ihrer Unangepasstheit die Tatsache, dass sie eine Frau war, dazu geführt hat, dass ihr Werke nicht zugeschrieben wurden? Gleichzeitig stellt sich die Frage, ob man überhaupt jemals mit Sicherheit wird sagen können, wessen Werk «Fountain» ist. Entwerfen wir alle Realitäten, je nachdem, wovon wir uns wünschen, dass sie wahr sind?
 
AVATAR DER DADA-BARONESS

Ein Leitmotiv in Vissers Film ist die stete Suche nach der Dadaistin und ihrem ephemeren Werk, von dem wenig erhalten ist. Eine Zeitgenossin beschrieb von Freytag einmal als «eine Kombination aus Jesus Christus und Shakespeare» und Duchamp selbst ging gar so weit, zu sagen: «Sie ist keine Futuristin. Sie ist die Zukunft.» Im Kunsthaus wird der Prozess der Suche nach dieser Künstlerin räumlich an zwei Stellen erfahrbar: einmal in dem als Mehrkanal-Installation umgesetzten englischsprachige Film, und dann in Werken aus der Kunsthaus-Sammlung, die Visser ausgewählt hat. Die Künstlerin versucht damit, die Dadaistin zum Leben zu erwecken. Visser erstellt einen digitalen Avatar der Baroness, den sie tanzen lässt, und zeigt einzigartige, von ihr entdeckte und bislang unbekannte historische Bewegtbilder von Freytags. Kuratiert von der wissenschaftlichen Mitarbeiterin Simone Gehr rückt Vissers Installation damit eine der aussergewöhnlichsten Figuren des New Yorker Dadaismus ins Zentrum der Aufmerksamkeit – in Zürich, dem Ort, an dem Dada 1916 im Cabaret Voltaire entstand. Parallel zur Ausstellung zeigt das Kunsthaus im Dada-Kabinett Werke, die Vissers Themen aufgreifen.

BARBARA VISSER
Barbara Visser ist eine bildende konzeptuelle Künstlerin, Regisseurin und Dokumentarfilmerin. Die Niederländerin studierte an der Gerrit Rietveld Academy Amsterdam und an der Van Eyck Academie in Maastricht. Die meisten ihrer Projekte, die als Fotografien, Filme, Druckgrafiken, Texte oder Performances ausgeführt werden, befassen sich mit dem unsicheren Verhältnis zwischen Registrierung und Dramatisierung, spielen mit Interpretationen von Originalen und Kopien und erforschen die Art und Weise, wie Geschichte und Erinnerung durch das Individuum und die Gesellschaft geprägt werden. Vissers Arbeiten wurden an Filmfestivals und in Ausstellungen in aller Welt präsentiert. Aktuell leitet sie das Masterprogramm «F for Fact» am Sandberg Institute in Amsterdam. «Alreadymade» ist die erste Einzelausstellung der Künstlerin in einem Schweizer Kunstmuseum.

Unterstützt durch die Ernst und Olga Gubler-Hablützel Stiftung.

Kunsthaus Zürich
Heimplatz
CH–8001 Zürich
Tel. +41 (0)44 253 84 84
www.kunsthaus.ch

 


Veröffentlicht am: 22.12.2023

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