Deutschlands Großstädte werden zunehmend smarter. Zu diesem Ergebnis kommt der aktuelle „Smart City Index 2024 Studienbericht“ des Digitalverbands Bitkom.
Danach setzen die Großstädte auch bei Mobilität immer mehr auf Digitalisierung. Bei Bus und Bahn, Auto und Rad sei in den vergangenen Jahren der Schalter umgelegt worden und die große Mehrheit der Cities bediene sich breit digitaler Technologien, stellen die Verfasser der Bitkom-Studie fest.
Digitale Technologien verbesserten nicht nur den klassischen Verkehr auf der Straße und Schiene, sondern ermöglichten auch völlig neue Mobilitätsformen, kommentiert Bitkom-Smart City-Experte Sven Wagner die Resultate des neuen Studienberichts. „Digitale Mobilitätsangebote sind heute geradezu ein Muss für eine Smart City“, erklärt Wagner.
Der Smart City Index des Bitkoms zeigt deutlich, wie digitale Technologien in der Mobilität sich in den vergangenen Jahren von einigen Vorreiterstädten ausgehend stark verbreitert haben, fasst er zusammen. Konkret bedeutet dies laut der jüngsten Erhebung: Im vergangenen Jahr gab es mit 78 Prozent in mehr als drei Viertel der deutschen Großstädte intelligente vernetzte Ampeln. Zum Vergleich: 2020 lag dieser Anteil erst bei 42 Prozent. In jeder zweiten Großstadt werden inzwischen digitale Verkehrsschilder eingesetzt – 2020 waren es erst 17 Prozent. Und auch der Einsatz sogenannter multimodaler Apps, die verschiedene Mobilitätsanbieter wie den ÖPNV, Taxis oder auch Car- und Bikesharing bündeln, hat sich laut der Bitkom-Studie seit 2020 von 24 auf 57 Prozent mehr als verdoppelt.
Herausforderung Mobilität
Außerdem finden sich nun in 72 Prozent (2020: 43 Prozent) der Städte hierzulande sogenannte Mobilstationen, die als Verknüpfungspunkte zwischen ÖPNV, Sharing-Angeboten und Individualverkehr dienen. Das weist eine Sonderauswertung des „Smart City Index 2024“ aus, das Bitkom-Digital-Ranking der 82 deutschen Städte ab 100.000 Einwohnerinnen und Einwohnern. Mobilität, ob für den Weg zu Beruf und Ausbildung oder in der Freizeit, sei insbesondere in Großstädten eine echte Herausforderung, betont Bitkom-Experte Wagner.
Deutlich zugelegt haben laut dem neuen Smart City Index auch Sharing-Angebote als Ergänzung zu klassischen ÖPNV-Offerten und Individualverkehr. Danach kann man unterdessen in 87 Prozent der Großstädte E-Scooter leihen (2020: 58 Prozent), in 82 Prozent Fahrräder (2021: 63 Prozent) und E-Motorroller in 40 Prozent (2020: 19 Prozent). Zudem gibt es in 90 Prozent aller in der Studie erfassten Städte weiterhin Car-Sharing-Angebote, berichtet Bitkom. Ridepooling- und Ridehailing-Dienste, die unterschiedliche Fahrgäste auf einem gemeinsamen Weg mitnehmen oder als Ergänzung zum klassischen Taxi dienen, haben demnach seit der ersten Erhebung im Jahr 2021 mit jeweils 16 Prozent ebenfalls stark zugelegt: auf 45 Prozent bei Ridehailing bzw. 49 Prozent bei Ridesharing.
Digitalisierung kommt unterschiedlich voran
Insgesamt kommt die Digitalisierung in den Städten in unterschiedlichem Tempo voran, wie der „Smart City Index 2024“ zeigt. Das gilt demnach nicht nur für den Bereich Mobilität, sondern auch für andere Segmente wie Verwaltung, Energie und Umwelt, IT und Kommunikation sowie Gesellschaft und Bildung. Alles in allem liegt der Gesamtscore des diesjährigen Smart City Index bei 68 von 100 möglichen Punkten und ist damit um fünf Punkte gemessen am Vorjahr gestiegen, wie Bitkom berichtet. Dabei kristallisiert sich eine Gruppe an digitalen Vorreitern heraus, die im Ranking sehr nah beieinander liegen: nur 11 Punkte trennen Platz 1 (München) von Platz 20 (Essen). Im übrigen Feld zeigen sich weiterhin große Unterschiede, wie die Verfasser der Studie konstatieren: Während München mit 88 Punkten die Spitzenposition in dem Ranking der 82 Großstädte in Deutschland einnimmt, kommt Schlusslicht Salzgitter lediglich auf 40 Punkte. Die Bundeshauptstadt Berlin rangiert in dem Bitkom-Digital-Ranking übrigens mit 73,9 Punkten auf Platz 28.
Beim Blick in die einzelnen Kategorien weist der Studienbericht aus, dass die Digitalisierung im Bereich Verwaltung mit einem Durchschnitt von 71 Punkten in den Städten allmählich vorankommt. Im Bereich Energie und Umwelt gibt es mit einem Mittel von 60 Punkten hingegen noch Nachholbedarf. Das Segment IT-Infrastruktur kommt auf einen Durchschnitt von 69 Punkten. Hier gilt als zentrale Kennzahl der Anteil der Haushalte mit Glasfaseranbindung, bei dem die Großstädte zwar einen Sprung von 17 Prozent im Jahr 2023 auf 29 Prozent im vergangenen Jahr gemacht haben. Eine vollständige Glasfaserabdeckung liege jedoch immer noch in weiter Ferne, kritisiert Bitkom. Die Abdeckung mit dem Mobilfunkstandard 5G hingegen soll demnach inzwischen in nahezu allen Städten (99 Prozent) flächendeckend gegeben sein.
In der Kategorie Gesellschaft und Bildung erreichen die Städte einen Schnitt von 72 Punkten, im Bereich Mobilität 65 Punkte. In Letzterem gewinnt insbesondere das Thema autonomes Fahren an Relevanz: 49 Prozent der untersuchten Großstädte haben sich laut dem „Smart City Index 2024“ bereits damit beschäftigt oder planen dies. In den Städten mit mehr als 500.000 Einwohnenden sind es sogar 87 Prozent. Zudem setzen unterdessen 78 Prozent der smarten Cities intelligente Ampeln im Stadtverkehr ein, nach 72 Prozent im Vorjahr.
Weg von Leuchtturmprojekten und Pilotvorhaben
Als Handlungsempfehlungen leiten die Autoren der Bitkom-Studie aus ihrer Untersuchung ab: Die Zeit der Leuchttürme und Pilotprojekte ist vorbei; es gilt die Anwendung von auf dem Markt etablierten Lösungen zu priorisieren – statt vor allem Neuentwicklungen zu fördern. Smart City sollte als Teil kommunaler Infrastruktur dauerhaft finanziert werden, nicht nur zeitlich befristete Projekte, heißt es weiter. Die Experten empfehlen außerdem, Rahmenverträge für Smart City-Lösungen zu initiieren, damit nicht jede Kommune für sich alleine verhandelt. Ferner sollten Vorhaben zur Standardisierung von offenen Smart City-Datenplattformen durch Bund, Länder und Kommunen gefördert werden. Und last but not least: Bund und Länder müssten die Umsetzung und Finanzierung des Smart City-Stufenplans sicherstellen, fordert Bitkom.
Die Bundesregierung unterstützt nach eigenen Angaben die Stadtentwicklung im digitalen Zeitalter durch Aktivitäten wie die „Nationale Dialogplattform Smart Cities“ und die „Smart City Charta“ sowie die Förderung von Modellprojekten „Smart Cities Made in Germany“. Außerdem fördert der Bund die Entwicklung von Smart Cities im Rahmen eines internationalen Dialogs durch den Aufbau eines Internationalen Smart Cities Netzwerks sowie die Zusammenarbeit in der EU durch das Vorhaben „Smart Cities befähigen – Handlungsansätze für die europäische Vernetzung“.
Quelle: GOSLAR INSTITUT
Digitalisierung der Mobilität in Großstädten kommt voran
Smart City Index: Intelligente Ampeln, Verkehrs-Apps und Sharing-Angebote nehmen deutlich zu
Veröffentlicht am: 08.04.2025
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