Morgengruß von Helmut Harff: Lebensabschnittsgefährtin

Es gibt so richtig blöde Worte, bei denen ich mich frage, welches Hirn sich das einfallen ließ. Ganz oben auf dieser Liste steht „Lebensabschnittsgefährtin“. Ehrlich, das ist doch ein krankes Wort. Ehrlich, wer will ein „Lebensabschnittsgefährte“ sein?

Das sehe ich augenscheinlich nicht alleine so. Dazu eine am Wochenende erlebte Geschichte am Nachbartisch in einem Eiscafé: Zwei Männer schon leicht ergraut, die sich gut kannten und sich bis zu diesen Augenblick auch gut leiden konnten, trafen sich. Der eine war in Begleitung einer Frau, nach der Mann sich schon mal umsieht. Der Solo-Mann kannte die Dame wohl nicht, denn sie wurde als …, meine Lebensabschnittsgefährtin vorgestellt und mit den Worten „hallo Lebensabschnittsgefährtin“ begrüßt. Man unterhielt sich angenehm und war sich augenscheinlich sympathisch. Die Sonne schien und ich beschloss – ganz journalistisch versteht sich – das Trio in Auge und Ohr zu behalten.

Irgendwann ging sich die Dame die Nase pudern und der Solo-Mann teilte dem andere mit, dass heute noch ein neuer Lebensabschnitt beginnen würde. Er verstand nichts, ich musste schon leise lachen. Dann die Erklärung: "Wenn ich mich heute noch mit Deiner Lebensabschnittsgefährtin verabrede, geht dieser Lebensabschnitt vorbei, weil es ja dann mit Deiner Lebensabschnittsgefährtin vorbei ist." So ist das im Leben. 

Der Betroffene erkannte, um was es geht, traute seinem Kumpel aber nicht zu, dass der mit seiner Lebensabschnittsgefährtin etwas anfangen würde. Beide lachten noch, als die Dame mit frisch gepuderter Nase zurück kam und den Grund für die Heiterkeit wissen wollte. Sie erfuhr es und lachte ebenfalls, ohne allerdings zu betonen, dass sie dieses ominöse Wort ebenfalls zumindest grenzwertig findet. 

Ich möchte auch nicht mit meiner Lebensabschnittsgefährtin frühstücken, sondern mit der Besten Frau der Welt.

Ich wünsche Ihnen ein genussvolles Frühstück.

Gratulation allen, die heute Namenstag haben: Hippolyt, Marko, Cassian

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