Der deutsche Automobilstandort ist international nicht mehr wettbewerbsfähig. Zu diesem Schluss kommt Hildegard Müller, Präsidentin des Verbandes der Automobilindustrie (VDA). Energiepreise, Bürokratie und Steuern treiben die deutschen Autobauer aus dem Land, sagte sie auf der heutigen Jahresprssekonferenz. Mittlerweile tätigen VW, BMW, Daimler und Co. mehr Investitionen im Ausland als bei uns.
Die Gründe für diese Entwicklung sind vielfältig. Beispiel Energiepreise: „Die Gaspreise liegen um den Faktor drei über denen in China und sogar um den Faktor fünf über denen in den USA. Auch der Strompreis liegt in Deutschland derzeit bis zu dreimal höher als in den USA oder China.“ Mit dem Dienstantritt des neuen US-Präsidenten Donald Trump dürfte sich diese Entwicklung noch verschärfen. Trump hat angekündigt, die Energiepreise deutlich zu drücken.
Auch bei Bürokratie und Steuern „liegt Deutschland im internationalen Vergleich an der Spitze“, so Müller. Sie zitiert aus einer Studie des Ifo-Instituts, wonach in deutschen Unternehmen 22 Prozent der Arbeitszeit für staatliche Bürokratie-Anforderungen aufgewendet werden müssen. „2025 muss ein Jahr des Neustarts sein, um das Jahr der Trendwende zu werden“, des Mentalitätswandels und Politikwechsels, sagte die VD-Präsidentin. Denn die deutschen Autohersteller und Zulieferer investieren mittlerweile vor allem im Ausland: Von den rund 320 Milliarden Euro, die von der Industrie bis 2029 in Forschung und Entwicklung investiert werden, geht der Hauptteil ins Ausland. Das gilt auch für die 220 Milliarden Euro an Sachinvestitionen in neue Werke. Auch das dürfte sich mit der Trump-Regierung verschärfen, die deutsche Autobauer zum Ausbau der Fertigung in den USA zwingen will. Dazu will Trump Zölle auf Importfahrzeuge erheben.
Der mögliche Handelskrieg, der sich daraus entwickelten könnte, würde die deutschen Autobauer hart treffen. „70 Prozent unserer Produktion geht in den Export“, betont Hildegard Müller. Allerdings produzieren auch die Werke der deutschen Hersteller in den USA für den Export: Von den 900.000 Autos, in den den US-Werken von BMW, Mercedes und VW gebaut wurden, sind im vergangenen Jahr 450.000 exportiert worden. Aus Deutschland wurden gleichzeitig 400.000 Autos in den USA geliefert. Eine mehr als ausgeglichene Bilanz.
Allerdings droht Trump auch mit Zöllen auf Autos, die aus Kanada und Mexiko in die USA geliefert werden. Dort haben die deutschen Autobauer ebenfalls Werke, die von einem Ende der nordamerikanische Freihandelszone hart getroffen würden. Allerdings ist fraglich, ob Trump diese Drohung auch wahr macht. Denn eine Verlagerung dieser Produktion in die USA ist kaum möglich. Auch nicht für die Ford und General Motors, die auch in Mexiko und Kanada produzieren. Zudem würden Zölle die Teuerung in den USA anheizen. Trump ist von vielen Amerikanern vor allem aus Unzufriedenheit mit der Inflation gewählt wurden. „Zölle treiben aber die Inflation an“, sagt Müller.
Alles in allem keine rosigen Aussichten für die deutsche Industrie: Nicht zuletzt wegen der vielen Probleme und der mangelnden Nachfrage hierzulande wird die Autoproduktion in Deutschland in diesem Jahr voraussichtlich nur um ein Prozent auf 2,8 Millionen Fahrzeuge steigen, schätzt VDA-Volkswirt Manuel Kallweit: „Das ist etwa ein Viertel weniger als im Vorkrisen-Jahr 2019.“
Einen deutlichen Anstieg erwartet der VDA bei der Produktion von Elektroautos. Wegen der CO2-Vorgaben der EU müssen die Hersteller ihren Absatz an batterieelektrischen Autos und Plug-in-Hybriden deutlih steigern: 873.000 Elektro-Pkw werden in diesem Jahr laut VDA-Prognose in Deutschland neu zugelassen, 53 Prozent mehr als 2024. Kallweit: „Insgesamt dürften damit in diesem Jahr in Deutschland 1,7 Millionen Elektro-Pkw gefertigt werden.“ Deutschland festigt so seine Position als weltweit zweitgrößter Produktionsstandort für E-Pkw – hinter China. (aum)
Foto: VDA via Autoren-Union Mobilität
Kein schnelles Ende der Autokrise
... sieht der VDA
Veröffentlicht am: 22.01.2025
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