Wenn ich zur Wahl gehe, egal ob zur Kommunal-, Landtags-, Bundestags- oder Europawahl, so möchte ich die Wahl zwischen verschiedenen aber vor allem kompetenten Menschen haben. Da ist mir das Geschlecht, die Körpermaße oder sonstige Äußerlichkeiten völlig egal. Mir kommt es nur auf die Einstellung, auf die vertretenen Ideen und Visionen an.
Das scheint nun auch zu bleiben, folgt man zumindest dem thüringischen Verfassungsgericht. Das hat bekanntermaßen eine Quotenregelung bei der Aufstellung von Wählerlisten als nicht verfassungskonform verworfen. Nun ist die Aufregung groß und von der Benachteiligung der Frauen ist wieder einmal Land auf und ab die Rede. Ich sehe die nicht, denn keine Partei kann verhindern, dass auf ihren Wahllisten nicht nur 50, sondern auch 80 Prozent der Kandidaten weiblich sind. Die einzige Voraussetzung dafür ist, dass sich dafür genügend Frauen finden, genügend Frauen als Parteimitglieder und genügend Frauen, die ihren Hut in den Ring werfen. Doch die sind weit und breit nicht zu sehen.
Nun hört man ja auch immer wieder, dass es Frauen schlicht nicht möglich ist, den langen Weg durch die Parteiinstitionen zu gehen. Ja, wie denn nun, einerseits müssen sich Frauen um Kinder und die Angehörigenpflege kümmern und haben einfach keine Zeit und Kraft für die Politik, andererseits sollen sie per Quote genau diesen Job machen. Wie jetzt, ohne dafür Zeit zu haben, ohne die nötige Kraft und Energie?
Doch das ist eben nur die eine Seite der Medaille: Denn wer A sagt, muss bekanntlich auch B sagen. Das heißt für mich, dass es nicht nur in die eine Richtung eine Quote geben dürfte. Da wir mehr wahlberechtigte Frauen als Männer haben, müsste es ja auch hier eine Quote geben. Heißt, dass genauso viel Frauen wie Männer das Recht zur Wahl haben dürften. Das wiederum würde Frauen das passive Wahlrecht entziehen. Ja, das ist genau so ein totaler Quatsch, wie die paritätische Besetzung von Schulplätzen auf dem Gymnasium oder den Unis.
Quoten bringen in der Regel nichts oder zumindest nicht viel. Ich möchte auch keine Kandidatin wählen müssen, die eigentlich nicht gewählt werden will, auf der Liste nur steht, damit da auch Männer stehen können, damit im Fall des Falles die Partei alle Mandate besetzen kann. Nein, ich will möglichst kompetente Menschen wählen – und da wünsche ich mir garantiert mehr Frauen. Man sieht ja, dass die gewählten Männer keineswegs kompetenter sind, als die wenigen Frauen. Ich bin mir auch sicher, dass es genügend Frauen gibt, die nicht nur die Zeit, sondern vor allem die Kompetenz haben, mich, uns in den Volksvertretungen gut wenn nicht sogar sehr gut zu vertreten.
Nun weiß ich nicht, wie man Frauen dazu animiert, ihre Energie in der Politik einzusetzen. So prickelnd ist das nämlich nicht. Ich weiß, wovon ich rede. Als DDR-Bürgerbewegter wollte ich auch im größeren Deutschland politisch mitmischen – damals bei Bündnis90/Grüne. Was ich da erlebt habe, hat meine Lust auf ein politisches Amt, auf eine Parteikarriere ganz schnell auf den Nullpunkt sinken lassen. Das kenne ich bis heute von vielen Menschen, die ich gern wählen würde, die aber einfach nicht oder nicht mehr wollen.
Da fällt mir ein Tipp für alle Frauen ein, die unbedingt einen vorderen Platz auf einer Parteienliste ergattern wollen. Ein Mann in Berlin, nicht gerade arbeitssam und immer durstig wollte gern sein damaliges Arbeitslosengeld mit der Abgeordnetenentschädigung aufbessern. Doch er hatte keine Chance, als Kandidat aufgestellt zu werden. Das änderte sich, als seine große Familie und einige Kumpels in die Partei eintraten und er so den Listenplatz zwei ergatterte. Der erste Platz war schon damals für eine Frau reserviert. Er wurde also gewählt und die ganze Sippe verließ gleich nach der Wahl wieder die Partei. Vielleicht hat Frau ja auch eine große Familie oder viele Kegelschwestern.
Doch Spaß beiseite, wir brauchen mehr Frauen, die sich auch in der Politik engagieren – aber bitte aus freien Stücken und nicht behaftet mit einem Quotenschildchen.
Meine Wahl ist längst gefallen – für die Besten Frau der Welt, der gerade mit frischem Frühstückskaffee lockt.
Ich wünsche Ihnen ein genussvolles Frühstück und Gesundheit.
Gratulation allen, die heute Namenstag haben: Carmen, Irmgard
Foto: Pixabay
Morgengruß von Helmut Harff: Ein Kreuz mit dem Kreuz
Aber auch mit dem Geschlecht?
Veröffentlicht am: 16.07.2020
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