Es wird die Industrie schon nicht überfordern. Da ist sich die EU-Präsidentin Ursula von der Leyen bei ihrer Rede zur Lage der Union ganz sicher.
Natürlich kann die Autobranche nicht nur – wie bisher gefordert – 45 Prozent Kohlendioxid-Emissionen (CO2) einsparen. Sie schafft auch 55 Prozent. Bisher hat sie doch jede Messlatte aus Brüssel locker übersprungen. Da brauchen sich die Chefs und die Vertreter der Branche gar nicht so aufzuregen. Das hysterische Protestgeschrei mit Hinweis auf Arbeitsplätze kennt man ja.
Ein Blick auf ein paar Fakten zeigt, worum es geht:
Rund 20 Prozent der CO2-Emissionen stammen von Autos, Flugzeugen, Schiffen, Schienenfahrzeugen – kurz: vom Verkehr. Der Anteil des Autoverkehrs entspricht etwa einem Zehntel. Tendenz abnehmend.
Von den mehr als 250 Millionen in Europa zugelassenen Personenwagen fahren knapp zwei Prozent mit alternativen Kraftstoffen, gut sieben Prozent sind Elektroautos und fast zehn Prozent haben einen Hybridantrieb, mehr als die Hälfte fahren mit Benzin und rund 30 Prozent mit Diesel. Tendenz: weniger Diesel, dafür mehr CO2.
Insgesamt in 196 Fabriken in Europa werden Autos und Zulieferteile von insgesamt 14,6 Millionen Menschen hergestellt. Sieben Prozent aller Erwerbstätigen arbeiten in der Automobilindustrie. Rund zwölf Prozent aller industriellen Arbeitsplätze in der EU stellt die Automobilindustrie. Tendenz: Zuwachs bis 2019, jetzt Corona.
Vier Zehntel alle Investitionen in neue Techniken und Entwicklung werden in Deutschland von der Automobilindustrie und für sie finanziert. Tendenz steigend, jetzt Corona.
Die deutsche Politik hat entschieden, dass Umwelt und Klima nur mit dem batterieelektrischen Auto zu retten sind und fördert die Entscheidung mit viel Geld: Tendenz Monokultur.
Ursula von der Leyen hat nun entschieden, den Druck auf die Automobilindustrie mit schärferen Grenzwerten kurzfristig zu erhöhen und ihr wieder einmal die Planungssicherheit zu nehmen. Tendenz steigend, trotz Corona, sinkender Absatzzahlen und angekündigter Massenentlassungen.
Gejammer der Betroffenen geht jetzt ebenso unter wie Gegenargumente. Wir/Die schaffen das, weiß man doch. Einst sagte mir der deutsche Ur-Umweltminister Prof. Klaus Töpfer, gegen die zweite Reihe in Ministerien und Verwaltung gebe es keine Chance, wenn sich die Referenten über Länder- und Parteigrenzen einig seien. In diesem Fall reicht die Koalition der Willigen auch über die Referentenebene hinab bis tief in die Gesellschaft, so tief, dass die Wissenschaft kein Gehör mit dem Hinweis findet, wir werden alle Technologien brauchen.
Der Verkehr kann sein Fünftel an den Emissionen nur dann zum Schutz des Klimas weit genug abbauen, wenn Wissenschaft und Technik alle Register ziehen können. Jetzt werden sie von Grenzwerten und Terminen so eingezäunt, dass nur eine Sackgasse offenbleibt, die nicht zum Ziel führen wird. Wer sehen kann, der sehe, wie die Chinesen das Thema behandeln.
Foto: Auto-Medienportal.Net
Die Koalition der Willigen
Kommentar von Peter Schwerdtmann, Auto-Medienportal.Net
Veröffentlicht am: 22.09.2020
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