Noch einmal Kind sein, das war noch vor einiger Zeit ein Wunsch, den ich immer wieder hörte. Ja, man vergaß, wie ein Kind zu sein, man war ernst und verkopft, man konnte nicht einfach mal so spielen und selbst das Kind im Manne wurde irgendwann erwachsen – zumindest in vielen Fällen.
Da war es nur verständlich, dass man etwas neidvoll auf den Nachwuchs blickte. Doch ich schreibe das nicht umsonst in der Vergangenheitsform. Wer möchte heute noch Kind sein? Das kann eigentlich nur jemand wollen, der zu den Verlieren gehören will. Ja, für mich sind die Kinder die großen Verlierer. Das waren sie schon vor der bildungs-, kultur- und sportunfreundlichen C-Krise. Die einen Kinder standen unter Druck ihrer Helikopter-Eltern, die anderen waren mehr oder weniger sich selbst überlassen, galten zumindest als abgehangen, als aus bildungsfernen Schichten stammend. Beide „Sorten“ von Kindern waren so schon lange stigmatisiert.
Und nun? Eingesperrt, mit viel Glück digital und im Homescooling etwas mit Bildung versorgt, mussten die Kinder viel, viel mehr verzichten als die allermeisten Erwachsenen. Sie konnten sich nicht ausprobieren, konnten sich so gut wie gar nicht nach ihrer Position im Leben umsehen, konnten sich nur eingeschränkt bewegen, in vielen Fällen ihren Hobbys nicht nachgehen. Vielen Kindern fehlte fast jedes Erfolgserlebnis, fehlten Freundschaften und auch der erste Kuss war wohl nur eine Wunschvorstellung.
Noch mal Kind sein und das mit einem massiven Bildungsrückstand? Ich weiß, was man verpasst, wenn man nur ein halbes Jahr sehr wenig in der Schule sein konnte, nur Hausaufgaben aufbekam. Das holen nur wenige auf. Und, hier gilt leider, dass Hans nur sehr schwer lernt, was Hänschen nicht lernte. Die heute Kinder sind – so meine Befürchtung – werden sich an die Zeit des Homescooling recht bitter auch noch in Jahrzehnten erinnern, möglicherweise sogar noch als Rentner.
An das sollten wir nicht nur heute denken, heute am Internationalen Kindertag. Der ist übrigens keine Erfindung der DDR, der Tag geht vielmehr auf die Genfer Weltkonferenz für das Wohlergehen der Kinder im Juni 1925 zurück. 54 internationale Vertreter haben damals die Genfer Erklärung zum Schutze der Kinder verabschiedet. Man muss wohl beklagen, dass das Thema Kindeswohl noch immer ganz oben auf der Tagesordnung steht – und das heute viel mehr, als manche wahr haben wollen.
Da schätze ich das, was man als Kind im Manne bezeichnet. Das kann ich ausleben – schon beim Frühstück mit der Besten Frau der Welt.
Ich wünsche Ihnen ein genussvolles Frühstück.
Gratulation allen, die heute Namenstag haben: Simeon, Silka, Silvana
Foto: Pixabay
Morgengruß von Helmut Harff: Noch mal Kind sein
… mein Wunsch ist das nicht
Veröffentlicht am: 01.06.2021
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