Collagen aus der Sammlung mit Werken von Pia Andersen, Herbert Falken, John Gerard, Imre Kocsis, Jirí Kolár, Valentin Oman, Fanny Schoening, Fred Siegenthaler, Zvi Tolkovsky, Gangolf Ulbricht, Andreas von Weizsäcker, Douglas Litterick Swan, Axel Stullmann
Parallel zur großangelegten Ausstellung „ALLES SAMMLUNG“ (15.6.-21.9.2025) im benachbarten Leopold-Hoesch-Museum zeigt das Papiermuseum Düren im Sommer 2025 „ALLES SAMMLUNG – ALLES PAPIER“ – eine Sammlungspräsentation ausgewählter Papiercollagen aus den Beständen beider städtischer Museen.
Angetrieben von der Idee, die Wirklichkeit in ihre Malerei zu holen, waren es die Kubisten Georges Braques und Pablo Picasso, die 1912 als erste Künstler der Moderne Tapeten, Holzfurniere und Werbung in ihre Gemälde und Zeichnungen klebten. Der Begriff „Collage“ von Französisch „coller“ für „Kleben“ bezeichnet künstlerische Arbeiten, die aus Fragmenten unterschiedlicher Materialien, insbesondere gerissener und zerschnittener Papiere zusammengefügt werden. Die italienischen Futuristen collagierten Zeitungsschnipsel und typografische Fragmente zu dynamischen Textbildern. Dadaisten wie Hannah Höch, Raoul Hausmann und Kurt Schwitters verwendeten die Methode für die Satire und zur poetischen Auflösung von Sinnzusammenhängen. Im Surrealismus und der Pop Art wurde die Collage weiterentwickelt, behält aber stets den starken Gegenwarts- und Alltagsbezug, der auch die hier gezeigten Beispiele aus den Jahren
1960 bis 2007 kennzeichnet. Die Geschichte der Papierherstellung und die der Collagetechnik sind eng miteinander verknüpft und reichen noch sehr viel weiter zurück. Die frühesten Collagen wurden im 12. Jahrhundert von japanischen Kalligraphen hergestellt. Sie übertrugen Gedichte auf gefärbte Papiere, die zu Bogen verklebt waren. Verzierungen in Form ausgeschnittener Bildsegmente wurden appliziert und dienten als Zierrat. Lange bevor sie in der Kunst eine Rolle spielten, fertigten Menschen Alltagscollagen z.B. für kleine private Altäre, indem sie Heiligenbildchen zusammenklebten. Eine collagierte Rezeptsammlung fertigte der Maler Carl Spitzweg im 19. Jahrhundert.
Für die Papierstadt Düren und das Papiermuseum mit einem Sammlungsschwerpunkt im Bereich Papierkunst ist ein großer Bestand an Collagen verschiedener Künstler*innen naheliegend. 29 ausgewählte Arbeiten von 14 Künstler*innen versammelt die diesjährige Sommerausstellung.
Papier – eines der empfindlichsten und feinsten Materialien für die künstlerische Gestaltung – bildet das Grundelement sämtlicher Arbeiten der international bekannten Papierkünstlerin
Fanny Schoening. Sie findet den Werkstoff in beschriebenem oder bedrucktem Papier von Zeitungen und Zeitschriften, in Reproduktionen von Manuskripten und Partituren, in Briefen und Notizen. Durch ungewöhnliche Reiß- und Klebetechniken sowie in von ihr entwickelten Lavage- und Brossage-Verfahren entstehen auf der Leinwand aus zahllosen kleinen, sich zuweilen auflösenden Papiertreifen filigrane Collagen als vielschichtige Papierlandschaften.
Seit 1985 arbeitet John Gerard in seiner eigenen Papierwerkstatt und stellt dort u.a. farbige Papiere her. Aus ungezählten farbigen Papierfetzen und -streifen entstehen teils großformatige aber auch dreidimensionale Collagen mit erstaunlich lebendigen und pulsierenden Farbfeldern.
Ein weiterer, von der Collage entscheidend geprägter Themenkomplex, der angesichts der digitalen Bilderflut von besonderer Aktualität ist, betrifft das Verhältnis von Bild und Text. Jirí Kolář hat sich diesem intensiv gewidmet und verschiedene Techniken entwickelt, um Textmaterial bildlich erfahrbar und Bildmaterial lesbar zu machen.
Einen kleinen Sonderbereich der diesjährigen Ausstellung bilden die Arbeiten von drei Papierkünstlern: Fred Siegenthaler, Andreas von Weizsäcker und Gangolf Ulbricht. Werkstoff dieser Künstler ist das in der eigenen Werkstatt geschöpfte Papier als Repulping: Gebrauchspapiere, wie Land- und Städtekarten oder Briefe, werden mechanisch im Pulper entmaterialisiert und durch den Schöpfvorgang in neue Form gebracht. Erkennbar bleibt das ursprüngliche Ausgangsmaterial, sodass das neu geschöpfte Papier durch das zufällige Nebeneinander und Überlappen größerer Papierfetzen collageartigen Charakter erhält.
Die Pappmaché-Skulptur „Berliner Bär“ (1992), eine dreidimensionale Papiercollage, des Papiermachers Andreas von Weizsäcker erhält in der diesjährigen Sommerausstellung besondere Aufmerksamkeit. Sie wird begleitet von einer Vermittlungsstation, die eine im Winter 2020/21 durchgeführte Restaurierung der Bärenskulptur anschaulich erläutert. Warum müssen Objekte restauriert werden? Wie können Arbeiten aus Papier für nachkommende Generationen erhalten werden? Der „Berliner Bär“ ist geformt aus Büttenpapier und recycelten Stadtplänen Ost- und Westberlins. Das drei Jahre nach der deutschen Wiedervereinigung entstandene Kunstwerk reflektiert die politische Situation und gesellschaftliche Veränderung der damaligen Zeit. Als Zeugnis deutscher Geschichte und als Beleg für die Anfänge europäischer Papierkunst ist der sogenannte „Eisbär“ elementarer Bestandteil der Sektion Papierkunst in der Sammlung der Dürener Museen.
Papiermuseum Düren
Wallstraße 2-8
52349 Düren
Telefon: +49 (0)2421 / 25-2561
Mail: museum@dueren.de
papiermuseum-dueren.de
Bild: Ausstellungsbanner
ALLES SAMMLUNG – ALLES PAPIER
Alles im Papiermuseum Düren
Veröffentlicht am: 06.08.2025
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